PR TB 053 Der Mordplanet
standen nebeneinander auf der
Plattform, die von dem Maat gesteuert in der Polschleuse verschwand.
Ty hatte die schwere Zubehörtasche über die Schulter
gehängt.
Neun Uhr fünfzig: Um sie herum waren die Geräusche des
Hafens zu hören. Aus dem Schiffsinnern kamen schlagartige, laute
Töne. Ein dunkles Summen lag in der Luft. Irgendwo strömte
Preßluft oder Dampf mit hohem Druck aus. Pamela stieg aus und
blieb dicht vor Ty stehen.
„Ich werde vier Wochen lang warten, Odysseus“, sagte
sie leise. „Ich bitte dich, gesund zurückzukommen. Wir
haben einen langen, heißen Sommer vor uns.“
Er legte einen Finger unter ihr Kinn und sah in ihre grünen
Augen.
„Ich hoffe, daß Woodlark weniger gefährlich ist,
als du es bist“, sagte er. „Vernachlässige bitte
einen Monat lang meine Konkurrenz, Penelope.“
Sie küßten sich kurz; sicher waren Linsen von
Sichtschirmen auf sie gerichtet.
Pamela lächelte ihn an, ging zurück zum Gleiter und
fegte davon. Ty sah ihr nach, bis sie nur noch ein winziger Punkt
zwischen den silbernen Kugeln anderer Schiffe war, und ging dann ins
Schiff. Langsam stieg er die lange Rampe hoch. Er nahm die Brille ab,
als ihn das Licht der Polschleuse empfing. Mißtrauisch
beobachtete er, wie sich Mannschaften und Offiziere in der Schleuse
versammelten, und ging weiter. Ein scharfes Kommando ertönte.
„Achtung!“
In Sekundenschnelle formierte sich ein Spalier. Ty ging weiter,
obwohl er dunkel ahnte, was jetzt kommen würde. In der ersten
Reihe erkannte er die steinernen, ausdruckslosen Gesichter der zwei
Offiziere und Leutnant Syleekos.
Ein Lautsprecher sprang knackend an. Eine harte Stimme sagte:
„Wir begrüßen Oberleutnant James B. Helix-Roveda
an Bord der EX-10 017.“
Die Augen von Mannschaften und Offizieren - Ty wußte, daß
fast alle von ihnen eine wissenschaftliche Ausbildung höchsten
Grades hatten und außerdem noch als Schiffsbesatzung arbeiteten
- starrten ihn an wie einen Mann, der ein unfaßbares Verbrechen
begangen hatte. Ty preßte die Zähne aufeinander und ging
langsam die Reihe entlang, in Richtung auf den Zentralschacht. Als er
an Syleeko und den zwei Offizieren vorbeikam, blieb er stehen und
grüßte nachlässig.
„Sie dürfen sich bewegen, meine Herren“, sagte er
laut. „Ich bin als Gast hier, nicht als Vorgesetzter.“
Dann ging er weiter.
Er hatte zwei Möglichkeiten: Entweder versuchte er, die
Aggressivität der Männer zu überspielen, oder er blieb
den ganzen Flug über derjenige, dessen Reaktionen für Spaß,
Vergnügen und Schadenfreude sorgten. Er beschieß, keine
Frage unbeantwortet und keinen Angriff unerwidert zu lassen. Jetzt
war er an Bord; jetzt begann sein Abenteuer. Es begann damit, daß
er sich gegen eine ganze Schiffsbesatzung durchsetzen mußte.
Reginald Bull schien eine merkwürdige Auffassung von Scherz
zu haben.
Ty erinnerte sich, während er nach oben schwebte, an die
Modellbögen, die er in seiner frühen Kindheit gesammelt
hatte. Terranische Raumschiffe waren in detaillierten Zeichnungen
darauf gezeichnet gewesen. Die EX-10 017 war auf die Zelle eines
Schlachtkreuzers der Solar-Klasse aufgebaut worden; demnach besaß
die Kugel einen Durchmesser von fünfhundert Metern und
vierunddreißig Hauptdecks. Die Hauptzentrale lag auf Deck
fünfzehn, und dort mußte er Kapitän Khalid antreffen.
Auf alle Fälle, dachte er mit einem grimmigen Gefühl,
würde der Flug interessant werden.
Als er sich aus dem Antigravschacht schwang, erwachten die
Maschinen des Schiffes in einzelnen Stufen zu brüllendem,
summendem und knisterndem Leben. Ty stand in der Zentrale, und
niemand beachtete ihn. Der Raum war voller arbeitender Männer.
Das Abenteuer begann.
Irgendwo im Schiff standen drei Männer und unterhielten sich
leise. D. Marosa sagte:
„Der Alte hat angeordnet, daß wir auf höfliche
Art unserem Berichterstatter die Hölle heiß machen sollen.
Er legte uns nahe, dabei Phantasie zu entwickeln.“
Ulryk Choctaw grinste.
„Ich habe mit einigen Männern meiner Abteilung
Ideen ausgearbeitet. Vier Tage wird der Flug dauern -das sind
sechsundneunzig Stunden. Wir können uns abwechseln.“
Mit seiner leisen, geschulten Stimme bemerkte Amos „Jet“
Syleeko:
„Mich hat er einmal geblufft. Einen Syleeko legt man nur
einmal herein. Freunde, laßt uns ein differenziertes Programm
entwerfen!“
Sie grinsten sich an und verschwanden in der nächsten Messe,
wo sie den Getränkeautomaten plünderten, sich an einen
kleinen Tisch
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