PR TB 053 Der Mordplanet
setzten und die Köpfe zusammensteckten. Der
Drehpunkt ihrer Überlegungen war Ty Caumont.
5.
Ty war, nachdem ihn Kommandant Naka Khalid kurz und frostig
begrüßt hatte, mit seinen Koffern in Raum 139 auf Deck
zweiunddreißig untergebracht worden. Dort, unterhalb des
schweren Geschützes, befanden sich Mannschaftsräume. Ty
wußte mit glasklarer Genauigkeit, daß zumindest drei
Offiziere versuchen würden, ihn während des Fluges
lächerlich zu machen. Er überlegte pausenlos, wie er ihnen
zuvorkommen konnte.
Er stand in der Mitte seiner Kabine.
Sie bestand, von einigen technischen Einzelheiten abgesehen, aus
drei Wänden und einer Tür. Die Wände waren in fast
gleichgroße Vierecke eingeteilt, die aufgeklappt werden
konnten. Je nach Bedarf klappte man Sessel, Liege oder Tisch,
Schrankfächer oder Sichtschirme auf. Kleine Vierecke innerhalb
der entstehenden Hohlräume gaben das nötige Licht. Ty ging
systematisch vor; er bemühte sich, nicht alles aus seinen
Koffern auszupacken, aber er durchsuchte sämtliche Fächer.
Dann klappte er drei Fächer auf, drosselte die Lichtstärke
und hatte auf diese Weise eine Liege geschaffen, zwei Meter lang und
einen knappen Meter tief. Er zog die Schuhe aus und legte sich
darauf.
Während die EX-10 017 startete, sich durch die Lufthülle
Terras warf und in den Raum hineinschoß, während sie
unaufhörlich beschleunigte und bei halber Lichtgeschwindigkeit
in den Linearflug überging, schlief Ty Caumont zwei Stunden
lang. Als er aufwachte, befand sich das Schiff im Linearraum, und Ty
fühlte sich frisch und ausgeruht.
Er lud seine kleine Armbandkamera mit hochempfindlichem
Filmmaterial und wusch sich flüchtig das Gesicht. Dann schob er
die Tür auf und blieb vor seinem „Apartment“ stehen.
Einige Meter entfernt erkannte er Schilder aus selbstleuchtendem
Material. Er entdeckte das Schild Zur Messe und einen Pfeil und
setzte sich in Bewegung.
In einem Schlachtschiff dieses Typs waren achthundert Mann
Besatzung untergebracht; hier kam man mit fünfhundert Männern
und Frauen aus. Ty konnte sich ausrechnen, daß die Besatzung in
sieben Messen essen würde; auf jedem Unterkunftsdeck befand sich
ein Speiseraum, der fast achtzig Personen faßte. Je länger
er in seinem Raum blieb, desto geringer waren die Angriffsflächen.
Er sah auf die Uhr und ging langsam, ohne das Band zu benützen,
in Richtung auf den Speiseraum. Ihm konnte nur eines helfen -
eiskalte Ruhe. Dennoch fühlte er sich unbehaglich.
Was er nicht wußte: D. Marosa, Biologe und Leutnant, hatte
das Personal und seine Kameraden instruiert. Marosa hatte seine
Unterkunft ebenfalls auf Deck zweiunddreißig. Ty drückte
den Kontakt, und die Tür zur Messe schob sich auf. Etwa fünfzig
Männer und Mädchen befanden sich in dem Raum, verteilt auf
rund zehn Tische.
Er umfaßte die Situation mit einem Blick.
Neben ihm an einem Tisch sprang ein Mann auf. Er setzte eine
Pfeife an die Lippen, blies ein schrilles Signal und sprach dann
einige Worte in das Mikrophon des Interkoms.
„James B. Helix-Roveda schreitet zum Essensempfang.“
Ty beachtete ihn nicht und ging mit ausdruckslosem Gesicht zu der
Durchreiche. Er holte sich ein Tablett und blieb stehen. In dem
viereckigen Kunststoffding waren acht verschieden große
Vertiefungen, in die der Koch die einzelnen Bestandteile des Menüs
hineinschüttete oder portionierte. Ty blickte einen der Köche
an, der Koch sah ihn starr an und rührte sich nicht.
„He, Smutje“, sagte er. „Ich habe Hunger.“
Der Koch grinste unverschämt und sagte so laut, daß es
jeder in der Messe hören konnte:
„Ich bin pleite. Und für Gäste wie Sie haben wir
Selbstbedienung eingeführt.“
Ein wahnwitziger Gedanke durchzuckte Ty. Er würde ihnen allen
eine vollendete Schau bieten.
Er lächelte den Koch an und trat drei Schritte zurück,
bis er an der automatischen Schwingtür stand, die Messe und
Küche voneinander trennte. Er rührte keinen Muskel seines
Gesichts und stieß die Tür auf. In den Blick des Koches
kam etwas wie Erstaunen und Unsicherheit. Ty ging bis zu einem
Behälter, in dem eine weiße Art Salat sich befand, und
nahm den Vorlegelöffel. Auf dem Löffel befanden sich etwa
hundertfünfzig Gramm jenes Salats, und Ty balancierte ihn, bis
er vor dem Koch stand. Dann lächelte er und schnellte den Löffel
vorwärts. Die hundertfünfzig Gramm Salat bedeckten Brust
und Gesicht des Kochs ungleichmäßig, aber wirkungsvoll.
Der Koch griff nach einem Bratenspieß und ging auf
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