PR TB 053 Der Mordplanet
nicht
erkranken, und Sie dürfen nicht umkommen. Sehen Sie her!“
Kosmarikos riß den magnetischen Saum des Ärmels auf.
Seine Haut zwischen Oberarmmuskulatur und Handgelenk leuchtete im
Dunkeln hinter dem Schreibtisch. Wie die Ziffern auf Uhren. Eine
elastische Bandage am Handgelenk, eine um den Ellenbogen und eine
fast an der Schulter waren mit dünnen, mit weißem
Plastikgespinst verkleideten Röhren verbunden, wie eine
Armschiene, wenn die Knochen gebrochen waren. An den Drehpunkten
saßen Dinge, die wie flachgedrückte Kugeln aussahen.
„Die winzigen Elemente müssen jede Bewegung meiner Arme
unterstützen“, sagte Kosmarikos mit leidenschaftsloser
Stimme. „Sonst könnte ich nicht einmal den Arm heben.
Wollen Sie als Mann von fünfundzwanzig Jahren mit diesen Krücken
herumlaufen -falls Sie nicht an der Infektion sterben?“ Ruhig
faltete er den Stoff wieder zurück. Ty sprang auf, um ihm zu
helfen, aber Kosmarikos' schroffe Geste nagelte ihn am Sessel
fest.
„Ich bin noch kein Krüppel“, sagte der
Stützpunktkommandant. „Ich warne Sie, Caumont!“
Ty zuckte die Schultern und sah, wie im Norden der andere Mond
über den Horizont kletterte. Hades nannten sie ihn. Alles war
unwirklich wie eine phantastische Szene.
„Sie wissen so gut wie ich“, sagte Ty schließlich,
„daß ich bereits jetzt zu den potentiellen Opfern des
Planeten gehören kann. Sporen in der Luft, Bakterien im
Trinkwasser ... was weiß ich. Warum ist es außerhalb des
Zaunes gefährlicher als drinnen?“
„Hier, junger Mann“, sagte Kosmarikos, jetzt etwas
schärfer und lauter, „können Sie sich infizieren.
Außerhalb des Zaunes werden Sie sich infizieren.“
„Das ist nicht die Logik eines Naturwissenschaftlers,
Kommandant“, erwiderte Ty energisch.
„Das ist sie nicht“, sagte Kosmarikos. „Aber es
ist meine Logik. Und da ich hier auf Woodlark für
fünfzehnhundert Menschen verantwortlich bin und die Befehle
gebe, gilt meine Logik. Richten Sie sich danach.“
„Ich richte mich solange danach, bis ich hier keine Arbeit
mehr finde. Dann werden wir uns noch einmal unterhalten müssen.
Entschuldigen Sie, daß ich Sie aufgehalten habe.“
Kosmarikos blieb sitzen und machte eine knappe Geste mit der Hand.
„Kommen Sie vorher noch zu mir, Caumont“, sagte er.
„Vielleicht findet sich ein Weg!“
Ty verbeugte sich und blieb vor dem Schreibtisch stehen.
„Gern, Sir“, sagte er und ging. Er fand allein nach
unten und verließ den Turm. Der Pionier schlief jetzt; er hatte
seinen Sessel nach hinten gekippt und schnarchte laut. Es war neun
Uhr dreißig abends.
Während Ty seinen Gleiter schnell über die
ausgeleuchtete Straße steuerte, überlegte er. Wie würde
er vorgehen, was würden die Ergebnisse seiner Gespräche und
die Auswertung der Photos ergeben?
Ty besaß eine wissenschaftliche Ausbildung. Zwei Dinge, die
er während der langen Schuljahre gelernt hatte, blieben
entscheidend für sein gesamtes Leben: Es war ihm im Rahmen
seiner Erkenntnisse möglich, fast allen Vorkommnissen dieser
Welt ohne Vorurteile gegenüberzutreten. Auch dem Problem
WOODLARK. Und - er mußte skeptisch bleiben. Skeptisch gegenüber
dem, was Kosmarikos sagte, gegenüber den Erkenntnissen der
Wissenschaftler hier und noch skeptischer gegenüber dem, was er
selbst für richtig hielt. Er bremste den Gleiter ab, als er die
Windlichter sah.
Dort, wo sich der Fluß gabelte, befand sich eine freie
Fläche von etwa zehntausend Quadratmetern. Sie bestand aus
riesigen Platten; Beton mit Terkonitmatten und mit gerastertem
Kunststoff beschichtet. Abseits der Linien, von denen die
Gleiterpiste abgegrenzt wurde, standen lichterfüllte Würfel,
und vor einem L-förmigen Flachbau befand sich eine Cafeteria.
Tische und Stühle standen dort; sie waren nur teilweise besetzt.
Auf den Tischen brannten Windlichter in konischen Gläsern. Ty
schaltete die Scheinwerfer aus und stieg aus, ging zögernd auf
einen der Tische zu. Ein etwa fünfzigjähriger Mann saß
dort und las ... blue nebula.
„Darf ich mich zu Ihnen setzen?“ fragte Ty halblaut.
Der Mann schaute auf und nickte. Dann faltete er die Zeitschrift
so, daß die Überschrift gut sichtbar blieb.
„Sie müssen der Mann sein“, sagte er leise, „der
diesen Artikel auf dem Gewissen hat?“
Ty nickte lächelnd und zündete sich endlich die
Zigarette an.
„Ja. Ich bin hier, um ihn zu berichtigen, falls es möglich
ist. Reginald Bull hat mich förmlich gekidnappt. Sind Sie
Wissenschaftler,
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