PR TB 053 Der Mordplanet
Offiziere aufs Glatteis zu
führen und sie dort ausrutschen lassen. Eines Tages werden Sie
von jemandem die Quittung bekommen.“
„Kapitän Khalid“, erwiderte Ty, „ich darf
annehmen, daß Sie älter als ich sind und daher klüger.
Wie mein Charakter aussieht, weiß nicht einmal ich genau,
geschweige denn andere Leute. Mein Auftreten ist, wie das
Auswendiglernen von Koordinaten bei Ihnen, Teil meines Berufes. Mein
Beruf ist klar - ich bin daher gezwungen, einzudringen, mich
umzusehen, mich nach vorn zu wagen, denn aus der Entfernung werden
die Bilder unscharf. Und wenn ich angegriffen werde, muß ich
mich wehren. Das war während des Herfluges der Fall. Und jetzt
werde ich mich bei Kommandant Kosmarikos in die Glasscherben setzen,
weil ich ihn bitte, für mich die Barriere zu öffnen.“
Ein gnadenloses Schweigen herrschte in dem mit überwältigender
Kommunikationstechnik ausgestatteten Raum. Zwei Augen und die
seelenlosen Reflexe von zwei goldfarbenen Kugeln richteten sich auf
den Photographen.
„Aha!“ sagte Kosmarikos.
„Ich bitte Sie darum, Kommandant“, erwiderte Ty.
„Was berechtigt Sie zu der Annahme, ich würde es
erlauben?“ fragte Kosmarikos zurück.
„Ich bin seit über fünf Tagen hier und fühle
mich phantastisch gesund. Offensichtlich bin ich ein Woodlark-Typ.
Und wenn ich außerhalb der Barriere mit genügend großer
Vorsicht operiere, wird mir nichts geschehen.“
Kosmarikos lachte bitter.
„Sie können von einem der Smilodonten überfallen
werden, von einem der weißen Säbelzahntiger. Oder von
einer Herde kleiner Mammute. Oder von Riesengeiern. Von Sandstürmen
oder Hagelschauern, von ausbrechenden Vulkanen - oder von einem der
Wesen, die wir niemals gesehen haben. Sie scheinen die ersten
Primaten dieser Welt zu sein, den Spuren nach zu urteilen.
„Gegen dies alles gibt es Waffen“, sagte Ty grob.
„Wollen Sie, daß ich einen Artikel abfasse oder ein
Fragment?“ „Ersteres“, sagte Naka Khalid. „Rüsten
Sie ihn aus, Kosmarikos, und lassen Sie ihn durch die Barriere.
Erstens würde er es schaffen, allein loszugehen, und zweitens
haben wir genügend Zeugen dafür, daß wir ihn gewarnt
haben.“ Kosmarikos' unförmige Pranken hoben die Brille auf
und schoben sie an ihren Platz. Ein feines Schwirren wie von
stählernen Federn war zu hören, dann griff einer der Finger
über einen Kontakt. Das Raumlicht wurde weniger intensiv; in den
Scheiben kroch eine gelbe Flüssigkeit hoch.
„Glauben Sie es?“ fragte Kosmarikos mißtrauisch.
Die viereckigen Facettenbündel bewegten sich in Richtung auf
Ty. Khalid nickte mit Nachdruck.
„Ich starte in fünf Stunden“, sagte der
Kommandant der EX-10 017. „Ich werde die Kopie dieses Berichtes
Reginald Bull übergeben, der ihn sicher an Ihre Zeitschrift
weiterleiten wird. Ich werde Bull berichten, daß wir Caumont
gestattet haben, sich umzubringen ... mit Hilfe der Natur dieser
Welt.“
Kosmarikos schien zu resignieren.
„Ich werde meinen Pionieren Bescheid geben. Sie werden mir
versprechen, daß Sie keinen Unfug machen, Caumont. Die
Ausrüstung, ohne die ich Sie nicht aus den Grenzen der Siedlung
hinauslasse, ist wertvoll. Versprechen Sie mir in die Hand, die
Gefahren nicht herauszufordern?“
Ty streckte die Hand aus. „Ich verspreche es, Kommandant.“
„Wie lange denken Sie, daß Sie draußen bleiben
werden?“
„Wann fliegen Sie das nächste Mal wieder zurück?“
erkundigte sich Ty bei Khalid.
„Ich starte wieder in genau siebenundzwanzig Tagen nach
Terra. Bis dahin müssen Sie wieder in der Siedlung sein.
„Gut“, erwiderte Ty laut und deutlich. „Ich
werde mich an mein Versprechen halten und rechtzeitig zurück
sein.“ Kosmarikos hob schwach seine Hand und deutete hinaus auf
die Landschaft, die unter den Strahlen der sinkenden Sonne lag.
„Wir treffen uns morgen früh um vier Uhr neben dem Turm
hier, Mister Caumont. Bringen Sie mit, was Sie an Apparaturen und
Filmmaterial brauchen - der Rest wird bereit sein.“
Der Ton Kosmarikos' klang so, als ob der Mann keine Diskussion
mehr wünschte. Ty stand auf, verbeugte sich vor dem
Stützpunktkommandanten und bedankte sich bei beiden Männern.
Er hatte gewonnen.
Er wußte nur nicht, was er gewonnen hatte.
6.
Der Morgen über diesem Teil der Welt veränderte
sämtliche Eindrücke radikal: Nachts schien die
unerträgliche Belastung des weißgeäderten und des
roten Mondes tief in den Verstand einzusickern und dort Unbehagen
hervorzurufen. Jetzt war alles
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