PR TB 055 Vom Weltraum Besessen
flachen Dokumentenetuis hin und her. Franklin fand,
daß ihre Gesichter sich alle irgendwie glichen. Sie strahlten
würdigen Ernst aus -und waren im übrigen recht
ausdruckslos.
Der Korporal führte ihn in einen nüchtern
eingerichteten Raum. Einer der beiden anwesenden Sergeanten hörte
sich ihre
Meldung an, dann öffnete er die Tür zum
Nebenraum. Franklin erblickte einen Separatlift. Als der zweite
Sergeant seinen Kodegeber bediente, erlosch die flimmernde
Energiebarriere vor der Antigravröhre. Der Korporal und Kendall
traten in den Schacht. Das gepolte Feld zog sie sanft nach oben und
setzte sie kurz darauf in einer von zwei Robotern bewachten Vorhalle
ab.
Geduldig wartete der Korporal, bis die Roboter
ihnen den Weg freigaben. Franklin Kendall hielt diese
Sicherheitsmaßnahmen für übertrieben, sagte jedoch
nichts. Er hatte genug damit zu tun, gegen seine steigende Nervosität
anzukämpfen.
Nachdem sie ein geräumiges Vorzimmer passiert
hatten, landeten sie vor einer schweren Stahltür. Der Korporal
sprach in ein Mikrophongitter, und drei kaum erkennbare Teleaugen
übertrugen ihr Bild auf ein Kontrollgerät in Oberst
Wensleys Arbeitszimmer. Die Tür verschwand in der Decke.
„Bitte, treten Sie ein!“ sagte eine
ungewöhnlich heisere Stimme.
Zögernd folgte Franklin dem Korporal vor den
grazil wirkenden Arbeitstisch des Kommandanten. Mikroskopische
Schaltelemente waren in verwirrender Vielfalt in das transparente
Material eingelassen. In dem ebenfalls transparenten Schwenksessel
dahinter saß ein Mann mit schlohweißem,
kurzgeschnittenem, vollem Haar und buschigen schwarzen Brauen. Die
lederartige, dunkle Haut spannte sich straff über den
Wangenknochen und vermittelten tatsächlich den Eindruck, einer
Mumie gegenüberzustehen. Mit neunzig Jahren sollte ein Mann noch
nicht so alt aussehen, fand Franklin.
Nur die beinahe farblosen Augen strahlten
ungebrochene Vitalität aus. Sie kontrastierten schroff zu dem
übrigen Gesicht.
„Danke, Korporal!“ sagte Oberst
Wensley. „Sie können jetzt gehen!“ Wieder
registrierte Franklin die außergewöhnliche Heiserkeit der
Stimme.
Nach dem Abgang des Korporals musterte der
Kommandant Kendall einige Minuten lang aufmerksam. Franklin kam es
vor, als würde er durchleuchtet. Dann umspielte ein schwaches
Lächeln den dünnlippigen Greisenmund. Seltsamerweise
schimmerten dahinter zwei Reihen tadelloser Zähne.
„Bitte, nehmen Sie Platz, Kendall!“
sagte Wensley und
berührte spielerisch einen Kontakt auf der
Oberfläche seines Tisches.
Franklin spürte eine Berührung in den
Kniekehlen und setzte sich. Das Sitzmöbel paßte sich
geschmeidig seinen Körperformen an, so daß zusammen mit
der vollständigen Transparenz der Eindruck eines energetischen
Gebildes hervorgerufen wurde.
Oberst Wensley hüstelte, und wieder spielte
ein schwaches Lächeln um seinen Mund.
„Ihr Bericht über die Übung auf
Zeta fünfundvierzig war recht interessant, Kendall.“ Er
lehnte sich bequem zurück. „Ich habe ihn besonders
aufmerksam gelesen, und zwar schon deshalb, weil Ihre kleine
Extraeinlage unserem Institut rund sechzehn Millionen Solar gekostet
hat.“
Franklin Kendall erstarrte. Fassungslos blickte er
auf Wensleys Gesicht, das kaum eine Regung zeigte.
„Sechzehn Millionen Solar, Sir.?“
fragte er tonlos.
Der Oberst hob die Hände einige Zentimeter an
und ließ sie auf die Armlehnen seines Sessels zurückfallen.
„Soviel kostet es etwa, die
zusammengebrochenen Energiefelder wieder aufzubauen, die durch Ihre
Schaltung gelöscht wurden. Ein Hochenergie-Ingenieur könnte
Ihnen die Kompliziertheit besser erläutern als ich. Leider
mußten wir uns von dem Mann trennen, der die energetische
Konstruktion erstellte. Sie enthielt nämlich einen grundlegenden
Fehler, der von keiner Positronik korrigiert werden konnte, weil
sämtliche Berechnungen zwar stimmten, aber auf einer überholten
wissenschaftlichen Theorie basierten. Der Ingenieur hätte das
einfach wissen müssen.“
Franklin Kendall wagte sich nicht zu rühren.
Ihm gingen immer noch die sechzehn Millionen Solar durch den Kopf,
deshalb begriff er nicht ganz, was Wensley sagte. Erst als der Oberst
schwieg, schreckte er auf.
„Ja, Sir. ?“
Wensley schüttelte den Kopf. Seine Augen
blickten Kendall vorwurfsvoll an.
„Haben Sie mir etwa gar nicht zugehört?“
fragte er scharf. „Naja, es war etwas viel, was da auf sie
zugekommen ist. Wollen wir es kurz machen. Die Auswertungskommission
ist nach dem Studium
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