PR TB 055 Vom Weltraum Besessen
humorlos.
Nein, ein Franklin Kendall gab nicht gleich auf.
Er wollte versuchen, die Falle seiner Ausbilder zu überlisten -
und Eino Laarkainen mitzunehmen!
Unwillkürlich streckte er die Hände aus,
als über ihm eine gelblich glimmende Scheibe auftauchte. Er
mußte jedoch noch fast zehn Minuten warten, ehe er sie
erreichte und als Tor in eine Welt erkannte, die von einer gelben
Sonne beleuchtet wurde.
Mit grimmigem Lächeln riß er den
Rak-Karabiner von der
Schulter, ließ ein Geschoß in die
Rückstoßkammer springen und krümmte den Finger um den
Abzugshebel. Mit schrillem Jaulen fuhr das Minirak-Geschoß aus
dem Lauf. Die glühenden Abgase wurden nach vorn umgelenkt und
bildeten einen seltsam anmutenden Kontrast zur Flugbahn des
Geschosses.
Der Rückstoß genügte, um Franklin
zum Rand der Öffnung zu treiben. Er zog die Knie an den Leib und
hob die Füße, um den zu erwartenden Aufprall abzufangen.
Doch der Aufprall kam nicht.
Das, was wie eine schwarze Wand aus Metallplastik
ausgesehen hatte, setzte seinem Körper keinen Widerstand
entgegen. Er glitt einfach hindurch, hatte sekundenlang das Gefühl,
sich zu überschlagen - und landete unerwartet und sanft auf dem
Boden eines halbrunden Tunnels.
Franklin Kendall blinzelte verwirrt in die diffuse
bläuliche Beleuchtung. Er hielt noch immer den Karabiner in den
Händen und benötigte einige Sekunden, um die plötzliche
Wendung zu verarbeiten. Anschließend wandte er sich um und
blickte dorthin zurück, woher er gekommen war.
Aber da war nichts außer der massiv
blinkenden Wandung des Tunnels. Er schüttelte den Kopf, trat an
die Wand und befühlte sie vorsichtig. Sie war glatt, fest und
kühl, und nach einer Weile prüfte er das schwache Vibrieren
in ihr.
Kendall trat in die Mitte des Tunnels zurück
und blickte erst nach der einen, dann nach der anderen Seite. Er
konnte nach jeder Richtung etwa hundert Meter weit sehen, der Rest
verbarg sich hinter der Krümmung. Der Tunnel schien das Gebiet
zu umrunden, aus dem er gekommen war. Franklin fand, daß das im
Widerspruch dazu stand, daß wenige Meter zur Linken die runde
Öffnung sein mußte, der er ausgewichen war. Er trank
geistesabwesend einen Schluck Wasser aus seiner Flasche, während
er sich sein weiteres Vorgehen überlegte. Viele Möglichkeiten
sah er freilich nicht. Deshalb zuckte er die Schultern und wandte
sich nach rechts, den Karabiner schußbereit unter dem Arm.
Nachdem er etwa dreihundert Meter gegangen war,
erkannte er, daß der Tunnel keinen geschlossenen Kreis bildete.
Seine Seite endete vor einem schweren Panzerschott.
Ein ironisches Lächeln kräuselte
Kendalls Lippen, als er die rote Beschriftung las.
ZUTRITT NUR FÜR SONDERBEVOLLMÄCHTIGTE
DES KYBERNETISCHEN PLANUNGSSTABES F. E. UND S. R. A.
T.!
Die Warnung war in Interkosmo abgefaßt und
sehr eindeutig. „F. E.“ konnte nur Fort Edwards bedeuten
und „S. R. A. T.“ Solare Raum-Akademie Terrania.
„Ihr habt etwas vergessen“, murmelte
Franklin Kendall, „und das sind die Buchstaben V. R. A. A.
verirrte Raum-Akademie-Anwärter!“
Im gleichen Moment erkannte er seinen Trugschluß.
Der Kybernetische Planungsstab vergaß niemals etwas, dafür
sorgten schon die Positronengehirne, die jede Kleinigkeit perfekt
überdachten. Wenn dieses Schott nur für Bevollmächtigte
des Planungsstabes vorgesehen war, dann gab es einfach keine
Möglichkeit für Anwärter wie ihn, hierher zu gelangen.
Dennoch stand er leibhaftig hier. Das heißt, er hatte entgegen
aller kalkulierbaren Wahrscheinlichkeit gehandelt.
Franklin Kendall bezweifelte plötzlich, ob er
jemals zur Raumakademie Terrania zugelassen werden würde. Nur
arrivierte Offiziere durften die Berechnungen von Ausbildungsstäben
umwerfen; sie würden dafür sogar noch gelobt werden.
Anwärter jedoch hatten nicht schlauer zu sein als ihre
Vorgesetzten. Das wäre beinahe Blasphemie.
Kendall schob seine Mütze ins Genick und
kratzte sich am Kopf. Er zermarterte sich das Gehirn, einen
akzeptablen Ausweg aus der Situation zu finden. Doch es gab keinen.
Außerdem war er ungeduldig geworden. Er hielt es für
sinnlos, am anderen Ende des Tunnels nach einer besseren Möglichkeit
zu suchen.
Kurzentschlossen legte er die Handfläche auf
die markierte Stelle des Wärmeschlosses. Surrend glitten die
Schotthälften auseinander und gaben den Weg in eine
Schleusenkammer frei. Franklin trat ein. Hinter ihm schlossen sich
die Schotte. Franklin lief es plötzlich kalt den Rücken
hinunter. Eine
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