PR TB 055 Vom Weltraum Besessen
Ihres Berichtes und Anhören Ihrer Kameraden
Brachowice, Laarkainen und Aflou zu folgendem Beschluß
gekommen: Ihre Personalakte erhält die Eintragung
eines ernsten Tadels wegen Überschreitung von
Dienstbefugnissen und Sachbeschädigung. Dazu kommt eine
Belobigung ersten Grades für vorbildlichen Einsatz und
selbständiger Entscheidung unter besonders schwierigen
Bedingungen.“
Franklin schloß die Augen. Ihm war
schwindlig. Das Gefühl in seinem Kopf erinnerte ihn an die
Entlassungsfeier am College, wo er gegen Mitternacht von einer
Sekunde zur anderen so betrunken war, daß er sich nicht aus dem
Sessel zu rühren gewagt hatte.
„Nun, was ist los, junger Mann?“
fragte der Oberst barsch.
Franklin schluckte ein paarmal, dann stammelte er:
„Sir, ich. ich werde nicht. entlassen?“
Wensley wölbte die Brauen.
„Was für Unsinn reden Sie da, Kendall!
Haben Sie nicht gehört, daß wir Ihnen dankbar sind, weil
Sie durch Ihr entschlossenes Handeln eine gefährliche
Instabilität im Energielabyrinth aufgedeckt haben, eine Gefahr,
die mit Sicherheit in absehbarer Zeit zu tödlichen Unfällen
geführt hätte. ?“
Franklin Kendall nahm all seinen Mut zusammen.
„Nein, Sir!“ widersprach er fest. „Das
haben Sie mir nicht gesagt.“
Oberst Wensley starrte ihn verblüfft an;
seine Wangenmuskeln unter der mumienhaften Haut arbeiteten. Plötzlich
überzog ein breites Lächeln das alte Gesicht.
„Ich danke Ihnen, Franklin!“ Er hieb
mit der Faust auf die Tischplatte. „Wahrhaftig, Sie sind der
erste, der mir ins Gesicht zu widersprechen wagt, seit ich auf diesem
Posten sitze. Ich alte Mumie glaubte tatsächlich bisher,
unfehlbar zu sein.“
Er lachte dröhnend, und Franklin fiel
schüchtern ein.
Abrupt brach der Oberst ab.
„Lassen Sie mich erklären, wie Ihre
Lage aussieht, Kendall. Sie haben selbstverständlich gegen
feststehende Verhaltensweisen verstoßen, als Sie das
Verbotsschild auf dem Schott mißachteten und die Innentür
zerschossen. Die Sperrung der Energie kostet uns außerdem
sechzehn Millionen Solar. Wir konnten nicht umhin, Ihnen dafür
einen ernsten Tadel auszusprechen.“ Er lächelte
verschmitzt. „So sind die Bestimmungen, über die ich mich
nicht hinwegsetzen darf. Aber in den Bestimmungen steht auch
folgendes: Wird einem
Anwärter für besonders vorbildliches
Verhalten eine Belobigung ersten Grades erteilt, so erlischt dadurch
jede vorhergegangene Eintragung vom leichten Verweis bis zum ernsten
Tadel. Da das bei Ihnen zutrifft, steht in Ihrer Personalakte also
nur noch die Belobigung - und wie kämen wir dazu, einen Anwärter
zu entlassen, der soeben erst belobigt wurde. ?“
Wensley erhob sich, kam um den Schreibtisch herum
und ergriff Franklins Hand.
„Das war der offizielle Teil. Privat sage
ich Ihnen:
Machen Sie weiter so, Kendall! Lassen Sie immer
erst die Vernunft sprechen und dann erst die Bestimmungen.“
„Danke, Sir!“ stammelte Franklin und
erwiderte den Händedruck. „Da wäre nur noch eine
Frage.“
„Noch eine Frage!“ schnauzte Wensley
und lächelte dann. „Nun, reden Sie schon!“
„Unsere Übung sollte doch eine Woche
dauern, Sir. Wir aber haben sie am zweiten Tag abgebrochen.?“
Oberst Wensley nickte.
„So sagte man Ihnen. Mein lieber Kendall,
glauben Sie bitte nicht alles, was Ihnen vor einem Test erzählt
wird. Es kam in Wirklichkeit nur darauf an, das Labyrinth als solches
zu erkennen und zu benutzen. Und das haben Sie getan.“
„Und Jossip Brachowice und Hussein Aflou,
Sir?“
„Was soll die Frage? Die beiden Jungen
hätten es auch geschafft; sie konnten doch nichts dafür,
daß das Labyrinth abgebaut wurde. Klar?“
„Jawohl, Sir“, murmelte Kendall
erleichtert.
Wensley nickte. Er betätigte einen Kontakt an
seinem Schreibtisch und sprach ins Mikrophon:
„Korporal Roush, eine Flasche Champagner mit
drei Gläsern!“
Der weibliche Korporal ließ beinahe das
Tablett fallen, als er Kendall in aufgelockerter Unterhaltung mit dem
Oberst antraf. Sie füllte die Gläser und bekam eins in die
Hand gedrückt.
„Auf das Imperium - und auf seine junge
Generation!“ sagte der Oberst und hob das Glas.
Eine halbe Stunde später kehrte Franklin
Kendall in die Unterkunft der Anwärter zurück. Eino,
Jossip, und Hussein begrüßten ihn lärmend.
Franklin verließ sie bald wieder. Er suchte
seine Freunde
aus dem SOL-Club, und erst, als er von ihnen
hörte, daß auch sie die Testübung bestanden hatten,
vermochte er den Tag zu
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