PR TB 057 Kreuzfahrt Durch Die Galaxis
Sie Komplikationen mit
Ihren Vorgesetzten auf der Raumakademie hatten«, sagte der
Mediziner. »Individualisten wie Sie können sich
anscheinend keiner festen Ordnung fügen. Was dachten Sie sich
dabei, als Sie ohne mein Wissen diese Kapseln nahmen?«
»Die Sache läßt sich ganz einfach erklären,
Sir«, begann Kendall. Doch Dr. Shiwa winkte ab.
»Ihr Freund hat mir bereits alles erzählt.« Er
schüttelte den Kopf. »Es ist unglaublich, daß soviel
Dummheit auch noch durch einen grandiosen Erfolg belohnt wurde.«
»Erfolg . ..?« fragte Franklin und warf einen
forschenden Blick in Eddies Gesicht. »Ich habe nicht viel von
dem verstanden, was der Fremde mir sagen wollte.«
»Ihr Freund dafür desto mehr. — Setzen Sie sich!
Mr. Burke, berichten Sie!« Die Stimme des Mediziners klang
gereizt.
»Die Fremden nennen sich Aiyonis«, erklärte Eddie
Burke. »Sie stammen, soviel ich erkennen konnte, aus einer der
beiden Magellanschen Wolken und sind die letzten Überlebenden
ihrer Rasse. Die anderen wurden offenbar von einer fremden
kriegerischen Rasse getötet. Die Aiyonis konnten sich mit einem
Schiff
retten, gerieten aber auf ihrem Flug zu unserer Galaxis in einen
Magnetsturm. Dabei wurde der Energiefluß ihrer Nervensysteme so
empfindlich gestört, daß sie das Schiff nicht mehr steuern
konnten.«
Er lächelte triumphierend.
»Ich hatte es gleich vermutet. Die Aiyonis besitzen die
Fähigkeit, mit Hilfe geistiger Energie aus der Energie der
Kraftwerke ein Transportfeld zu erzeugen, das ihr Schiff antreibt.
Als ihre Kraft erlahmte, zwangen sie das Schiff in einer letzten
Anstrengung in den Hyperraum. Sie glaubten, außerhalb des
Magnetsturms würde ihre Kraft wieder zurückkehren. Leider
erwies eich das als Trugschluß. Ohne die zufällige
Begegnung mit der VIRCHOW wären sie Steuer- und antriebslos
durch den Raum getrieben, bis sie verhungert wären.«
Dr. Shiwa zog ein Taschentuch hervor und tupfte sich den Schweiß
von der Stirn.
»Wahrscheinlich werde ich nicht umhin können, mich bei
Ihnen für Ihre Diszipinlosigkeit auch noch zu bedanken l«
schnaubte er. Aber sein Lächern strafte den Ton seiner Worte
Lügen.
»Uns ist es Dank genug, wenn den bedauernswerten Wesen
geholfen werden kann«, erklärte Kendall leise.
Der Mediziner seufzte.
»Einen Tag später, und die Aiyonis wären
verschmachtet. Sie benötigen zum Leben nämlich außer
Wasser und bestimmten anorganischen Stoffen eine spezielle Art von
Strahlung, und die gab es in ihren Unterkünften nicht. Übrigens,
was den Ozongehalt ihrer Atmosphäre betrifft.. .«, Dr.
Shiwa steckte das Taschentuch weg und zog seine Pfeife hervor, »...
so benötigen sie ihn keineswegs zum Leben. Er ist ganz einfach
das Produkt der energetischen Entladungen, die normalerweise zwischen
Pseudopodien und Körpergrund entstehen. Sie erinnern sich an die
dritte Projektion ...?«
Franklin nickte.
»Zwischen diesen beiden >Gehirnpolen< entsteht demnach
die Energie, mit der die Kernenergie des Schiffes moduliert und das
Schiff gesteuert werden kann?«
»So ist es«, bestätigte Dr. Shiwa.
»Augenblicklich...«, er warf einen kurzen Blick auf seine
Uhr, ». .. werden die Vorbereitungen zur Normalisierung des
körpereigenen Energieflusses getroffen. Sobald die Aiyonis
geheilt sind, rufe ich Sie.«
Die Raumkadetten erhoben sich.
»Welche Aufgabe haben Sie jetzt für uns, Sir?«
fragte Eddie Burke.
Shiwa wölbte die Brauen.
»Der Satan soll mich holen, wenn ich euch wieder eine
Aufgabe zuweise!« Er schlug mit der Faust auf den Tisch. »Sie
schlafen mindestens zehn Stunden. Das ist ein Befehl!« Etwas
milder fügte er hinzu: »Danach werde ich sehen, was ich
mit euch anfange.«
»Für heute reicht es«, sagte Franklin Kendall zu
Noowee Logan, der seit einer Woche für den erkrankten Piloten
von ÄSKULAP-224 eingesprungen war.
Logan lächelte müde und schaltete das positronische
Logbuch ab.
»Ich weiß auch, was ich getan habe. Habt ihr die
Patienten wunschgemäß untergebracht?«
Kendall verzog das Gesicht, als hätte er in einen sauren
Apfel gebissen. Mit nicht eben freundlichen Gefühlen erinnerte
er sich an die Landung auf Ellwin, einem marsähnlichen Planeten
im vorletzten Spiralarm der galaktischen Eastside. Die Eingeborenen
dort zeichneten sich durch eine beispiellose Arroganz aus. Obwohl sie
nicht in der Lage waren, einen nennenswerten Gegenwert für die
medizinischen Hilfeleistungen der Terraner anzubieten — und es
auch gar nicht erst versuchten —,
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