PR TB 057 Kreuzfahrt Durch Die Galaxis
die Straße.
Er erkannte die jämmerlichen Überreste von
Transportbändern und Leitschienenverschalungen. Der abgebrochene
Bogen einer Fußgängerbrücke ragte wie anklagend über
den linken Straßenrand. Ab und zu entdeckte Kendall
halbverschüttete Schachteingänge.
Und nach fünf Minuten sah er die ersten Würfelbauten.
Er hielt den Gleiter dicht vor dem ersten Würfel an.
Insgesamt standen fünfzehn davon ungeordnet auf einer dem
Trümmerdschungel abgerungenen Lichtung.
Franklin nahm Lameks Narkopistole in die Hand und schwang sich
über den Rand des Fahrzeugs. Unwillkürlich trat er leise
auf, als er sich dem Bauwerk näherte.
Vor der geschlossenen Tür blieb er stehen und sah sich um.
Außer einem Fliegenschwarm, der über dem Kadaver eines
eidechsen-ähnlichen Tieres wimmelte, entdeckte er keine
Bewegung. Interessiert musterte er das Gebäude.
»Simple Plastikplatten!« murmelte er voller
Geringschätzung. Er schlug mit der Faust dagegen. Es dröhnte
dumpf. Das gesamte Bauwerk wurde erschüttert, und eine Platte
löste sich halb aus der Verbindung mit den Nachbarteilen.
Franklin schüttelte den Kopf. Die Platten hafteten durch
magnetisierte Fugen aneinander. Wahrscheinlich konnte ein Mensch ohne
technische Hilfsmittel das Gebäude zum Einsturz bringen. Es
erschien Kendall unglaublich, daß eine hochstehende Rasse
derartig verkommen konnte.
Gleichzeitig bedrückte ihn diese Erkenntnis. Wer weiß,
vielleicht sank die Menschheit einmal ebenso tief wie die Baniaks!
An der Tür entdeckte er einen blanken Plastikknopf. Er
drückte ihn mit dem Finger hinein, und vernahm aus dem Innern
der Würfelhütte ein durchdringendes Summen.
Eigentlich wußte Franklin, daß diese Höflichkeitsgeste
sinnlos war. Dennoch mußte er damit rechnen, einen Baniak bei
Bewußtsein zu finden, und ohne strikte Einhaltung der
Umgangsformen würde er selbst bei einem Sterbenden auf eisige
Ablehnung stoßen.
Als niemand sich anschickte, ihm die Tür zu öffnen,
stieß er sie mit der Hand auf. Auch hier sorgten magnetisierte
Leisten für den Verschluß. Diese Feststellung machte die
Baniaks für Kendall wieder etwas sympathischer. Offensichtlich
gab es hier niemanden, der sich am Eigenrum anderer vergriff, was man
von den Menschen nicht immer sagen konnte.
Er schaltete die an seiner Brust befestigte Lampe an und trat in
die Hütte. Der Lichtkegel glitt über einen blitzsauberen
Fußboden, einen knöchelhohen Tisch, elastische
Plastikhocker und eine flache Schale mit eingetrocknetem
Nahrungsbrei. In einem Gestell an einer Wand hing ein Instrument, das
Franklin als Giftgaswerfer identifizierte. Daneben stand eine Schale
mit trübem Wasser.
Kadett Kendall unterdrückte seinen Instinkt, der ihm den
Rückzug befahl. Beinahe hastig schritt er auf den grünen
Plastikvorhang zu, der die Hütte in zwei Räume unterteilte.
Er schlug den Vorhang beiseite —und erstarrte.
Das war das Schlafzimmer der Bewohner. Liegestätten aus
Plastikrohr, Schaumstoff und mit Decken aus grobem Syntho-gewebe
standen an den drei Wänden — und darauf oder daneben lagen
in verkrümmten Haltungen drei Baniaks. Tot!
Aber sie waren nicht an der Baniak-Seuche gestorben —jedenfalls
nicht unmittelbar. Das eingetrocknete Blut an den zahlreichen
Stichwunden in Kopf, Hak und Brust bewies es. Sie mußten sich
in geistiger Umnachtung gegenseitig umgebracht haben.
Franklin Kendall schluckte. Vor seinem geistigen Auge erschien
die Tragödie, die sich hier abgespielt hatte, so deutlich,
als würde er sie unmittelbar erleben. Er hob einen der
zierlichen Dolche auf. Auch er bestand ganz aus Plastik. Zweifellos
aber war die Schneide hart und scharf genug, um schwere Wunden zu
erzeugen. Nicht lang genug jedoch zum Töten. Die Kranken mußten
langsam verblutet sein, bevor der Tod sie erlöste.
»Furchtbar!« murmelte Franklin.
Die Szene wirkte noch grausiger durch die starke
Menschenähnlichkeit der Baniaks. Eigentlich unterschieden sie
sich von Terranern nur durch besonders grazilen Körperbau, die
übergroßen Schädel und die Blässe ihrer Haut.
Die Gesichter wirkten selbst im Tode noch äußerst fein
modelliert — und typisch degeneriert.
Unwillkürlich schrie Kendall auf, als er neben sich ein
scharrendes Geräusch vernahm. Er duckte sich, fuhr herum und
richtete den Lichtkegel in eine Ecke, in die er bisher nicht
geleuchtet hatte.
Im Zwischenraum zwischen zwei Betten hockte ein Greis. Die Augen
waren geschlossen. Der Kopf hing schlaff herab, und von den Ohren
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