PR TB 058 Das Verbotene Sonnensystem
"Eine
Metamorphose, die unwahrscheinlich schnell erfolgen muß. Eine
Rasse, die jede beliebige Form annehmen kann."
Rena Stonehill nickte.
" Ja, das verstehe ich. Ich frage mich nur, wie diese
Lebewesen, die wir ja nicht kennen, auf den Gedanken kamen, sich
ausgerechnet in Bäume, Vögel oder Kaninchen zu verwandeln -
also in Tiere oder Pflanzen, die in unserer Vorstellung existierten.
Dinge also, die sie vielleicht nicht kennen."
Fendall warf ihr einen verdutzten Blick zu. Dann nickte er.
"Stimmt, Sie haben recht! Daran haben wir noch gar nicht
gedacht. Die Bewohner dieser Welt wissen ja nicht, wie es auf der
Erde aussieht, und doch gaukelten sie uns Bäume vor, die auch
bei uns wachsen. Sie verwandelten sich in Tiere, die es bei uns gibt
und die als friedlich gelten. Merkwürdig, sehr merkwürdig.
"Es gibt auf der Erde Kaninchen, und es gibt Bären. Aber
es gibt keine Kaninchenbären", erinnerte ihn die Astronomin
unbewegt. Aber Tatsache ist, daß ich sowohl Kaninchen als auch
Bären besonders gern mag. Gibt Ihnen das zu denken?"
Es gab Fendall sogar eine ganze Menge zu denken. Er begann sich
darüber zu ärgern, daß ihm alle daraus entstehenden
Schlußfolgerungen nicht selbst eingefallen waren. Ausgerechnet
eine Frau mußte ihn darauf bringen, und dazu noch eine
Astronomin.
"Sie deuten da eine erstaunliche Möglichkeit an",
sagte er vorsichtig und schenkte ihr ein freundliches Lächeln.
"Sie sind also der Meinung, daß die Unbekannten unsere
Gedanken und Wünsche kennen und sich danach richten? Dann müßten
sie Telepathen sein."
"Wäre das so ungewöhnlich, Doktor Fendall?"
Er räusperte sich.
"Ahem, natürlich nicht. Es gibt eine ganze Menge Rassen
mit telepathischer Veranlagung. Aber daß sie dazu noch in der
Lage sind, diese Gedanken und Wünsche zu materialisieren - das
ist doch wohl ziemlich stark."
Sie lächelte zurück.
"Stimmt! Aber schließlich waren Sie es ja, der mich auf
diesen Gedanken brachte - oder vergaßen Sie das inzwischen?
Aber nun im Ernst: halten Sie eine derartige Fähigkeit für
möglich?"
"Wir müssen wohl. Anders sind die bisherigen
Vorkommnisse nicht zu erklären. Und diese Erklärung ist
besser als keine. Zumindest sind wir nun auf entsprechende
Überraschungen vorbereitet."
"Ein schöner Trost", flüsterte Rena Stonehill
ohne weiteren Kommentar.
Kensington drehte sich um.
"Vergessen Sie auch nicht, daß wir bereits beim Anflug
ganze Häuser gesehen haben, die später wieder verschwanden.
Wenn die Theorie stimmt, die Sie da eben entwickelten, müssen
die Fremden aber ausgezeichnete Telepathen sein - und zugleich gute
Psychologen. Sie zaubern uns nur Dinge vor, die wir kennen und sehen
möchten. Wie sie es machen, ist mir ein Rätsel, aber
wichtiger ist wohl, daß wir erfahren, warum sie es tun."
"Da vorn ist der Fluß", sagte Leutnant Mingal
dazwischen. "Wollen wir durch, oder halten wir zuerst einmal an
und sehen uns um?"
Kensington drehte sich wieder um und spähte aufmerksam in
Fahrtrichtung. Außer einer Baumgruppe und einigen Büschen
konnte er nichts bemerken.
"Wir halten rechts neben den Bäumen. Von da ist es nicht
weit bis zum Ufer. Unterrichten Sie Oberst Geldern und geben Sie
unseren Standort durch."
Die Sonne schien warm auf sie herab, als sie den Shift verließen
und auf der kleinen Anhöhe standen. Mingal war zurückgeblieben
und hatte vorsichtshalber die Ausstiegluke wieder geschlossen. Vom
Meer her wehte ein lauer Wind, der in Rena Stonehills Haaren spielte.
Die Astronomin fühlte sich sichtlich wohl und schien alle
Gefahren vergessen zu haben, über die sie sich noch eben den
Kopf zerbrochen hatte.
"Ich sehe mir den kleinen Wald an", sagte Fendall und
wandte sich an Kensington. Kommen Sie mit?"
Der Analytiker nickte. Die beiden Männer waren kurze Zeit
darauf zwischen den Stämmen der Baumgruppen verschwunden. Rena
und Hansen blieben in der Nähe des Flugpanzers, während Dr.
Kofola zum Fluß hinabschlenderte, wo er sich bückte und
damit begann, kleine Steine ins Wasser zu werfen.
Als der Shift außer Sicht war, blieb Fendall plötzlich
stehen.
"Was ist Ihre ehrliche Meinung, Kensington?" fragte er.
Der Analytiker betrachtete ihn erstaunt.
"Wie meinen Sie das? Sie haben doch eben gehört, was ich
über die Vorfälle denke... "
"Sie sind Analytiker, Kensington", erinnerte ihn Fendall
brüsk. "Sie haben somit schon aus Gewohnheit eine Analyse
der Vorgänge versucht. Was ist dabei herausgekommen?"
Kensington ging weiter und strich mit der
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