PR TB 058 Das Verbotene Sonnensystem
werden heute keine Expeditionen mehr
ausgeschickt, und wir werden die Nacht im Schiff verbringen. Mit den
entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen selbstverständlich.
Und morgen werden wir versuchen, Kontakt mit den Bewohnern dieser
Welt aufzunehmen."
Über Kensingtons Gesicht zuckte ein kurzes Lächeln. Dann
fragte er:
"Hoffentlich wissen Sie, Sir, wie diese Bewohner aussehen . .
."
"Natürlich weiß ich es nicht, Kensington",
sagte Oberst Geldern scharf. "Aber wir werden es herausfinden...
"
4.
Die Nacht war ohne jeden Zwischenfall verlaufen. Am Abend zuvor
war die Space-Jet T-13 noch eingeschleust worden, den Gleiter jedoch
hatte man an Ort und Stelle gelassen. Er war somit der einzige
Gegenstand, der aus der TAIGA stammte, sich aber nicht in ihr oder
innerhalb des elektrischen Zauns befand. Oberst Geldern war sich
darüber klar, daß er eine tödliche Falle darstellte.
Er hatte das strikte Verbot erlassen, sich ihm mehr als zehn Meter zu
nähern oder gar zu betreten.
Rings um die TAIGA hatte sich nichts verändert. Im Norden
schimmerte das Band des Flusses, links, im Westen, war die leicht
bewegte Fläche des Ozeans zu erkennen. Nach Süden zu
erstreckte sich die unendliche Ebene der Steppe bis zum Wald. Im
Osten leuchteten die Gipfel des Gebirges im Schein der auf -gehenden
Sonne.
Oberst Geldern besprach mit seinem Ersten Offizier, Captain
Gormat, und einigen Wissenschaftlern den Expeditionsplan für den
heutigen Tag. Der Chef der Analytik, Kensington, saß ein wenig
im Hintergrund und verhielt sich auffallend schweigsam. Wie es
schien, beteiligte er sich nur deshalb nicht an dem Gespräch,
weil er selbst genug Sorgen hatte. Wenigstens ließ sein
Gesichtsausdruck darauf schließen.
Abschließend sagte Oberst Geldern:
"Wir sind uns also darüber einig, daß wir heute
nur eine Expedition ausschicken, nicht mehrere. Weiter wurde
Einigkeit darüber erzielt, daß es sich diesmal um eine
Landerkundung handeln soll, nicht um Luftaufklärung. Ich würde
den Spezial-Shift empfehlen, der sich für den geplanten Zweck
besonders gut eignet. Sie haben freie Sicht nach allen Seiten,
außerdem
Platz für kleinere Laboreinrichtungen - und zusätzlich
ist der Shift bewaffnet. Eine ausgezeichnete Funkanlage stellt die
Verbindung zur TAIGA her. Und wie Ihnen allen bekannt sein dürfte:
Ein Shift kann auch fliegen. Ich schlage eine Mannschaft von sechs
Personen vor. Würden Sie sich bitte darüber einigen, wer an
der Expedition teilnimmt."
Fünf Minuten später stand fest, wer der Expedition
teilnahm. Es waren dies:
Leutnant Mingal als Pilot, Dr. Rena Stonehill für die
Astronomische Abteilung, Kensington für die Analytik, Dr.
Fendall als Biologe, Jochen Hansen von der Chemie, und Dr. Kofola als
Arzt.
Zum Leiter des Unternehmens bestimmte der Kommandant Kensington.
Abermals verging eine halbe Stunde, dann rollte der Flugpanzer mit
einer gemischten Mannschaft durch den elektrischen Zaun und
verschwand in nördlicher Richtung.
Der Flugpanzer war vier Meter breit und zehn Meter lang. In der
Spezialausfertigung für Expeditionszwecke war die Kabine, in der
sonst nur zwei Personen Platz hatten, entsprechend vergrößert
worden. Die sechs Personen, die an dem Erkundungsunternehmen
teilnahmen, konnten sich alle zugleich in der Panzerglaskabine
aufhalten, ohne sich gegenseitig zu behindern.
Im Innern des Shifts waren winzige Räume als provisorische
Labors installiert worden. Dafür fehlten einige
Verteidigungsanlagen, aber eine Impulskanone für den Notfall war
noch vorhanden. Selbstverständlich auch die Flugaggregate und
Tauchvorrichtung.
Mit undefinierbarem Gesichtsausdruck saß Leutnant Mingal
hinter den Kontrollen. Kensington hatte neben ihm Platz genommen und
sah nach vorn, wo sich die unendliche Steppe dehnte. Rechts war das
Gebirge, links das Meer. Weiter vorn schimmerte der Fluß in
weiter Ferne.
Der Chemiker Hansen unterhielt sich mit Dr. Kofola, während
Dr. Fendall sich Rena Stonehill widmete und ihr klarzumachen
versuchte, daß ihr niedlicher Kaninchenbär wahrscheinlich
schon längst wieder als Vogel oder Grasbüschel sein Dasein
fristete. Die Astronomin wußte nicht so recht, ob der Biologe
es ernst meinte oder einen Scherz machte. Sie hielt sich mit ihren
Fragen ein wenig zurück und entwickelte eine gehörige
Portion weiblicher Diplomatie dabei, die wiederum Fendall in arge
Verlegenheit brachte.
"Es ist eine Verwandlungskunst, die uns natürlich völlig
fremd und unbekannt vorkommt", versicherte er.
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