PR TB 058 Das Verbotene Sonnensystem
bedeutet."
Kensington schüttelte den Kopf und kam ins Freie zurück.
"Nein, Sir. Das brauchen Sie nicht. Jetzt wissen wir, woran
wir sind."
An diesem Nachmittag trafen sie sich in der Kabine des
Kommandanten an Bord der TAIGA. Kensingtons Gesicht war ausdruckslos,
als er Platz nahm. Polders hingegen konnte seine Erregung nicht
verbergen. Er setzte sich Oberst Geldern gegenüber, und man sah
ihm an, wie schwer es ihm fiel, nicht mit einer Frage
herauszuplatzen. Ein schriftlicher Bericht Gelderns, der die
bisherigen Ereignisse in knapper Form zusammenfaßte, hatte den
Chefingenieur und Physiker davon unterrichtet, was geschehen war.
Unter den Bericht hatte Kensington seine Vermutungen in nüchternen
Worten formuliert.
"Meine Herren, Sie stimmen sicher mit mir darin überein,
daß der unbekannte Gegner zum Angriff angetreten ist. Vergessen
Sie nicht die beiden verschwundenen Raumschiffe. Wir müssen
dafür sorgen, daß wir vor einem ähnlichen Schicksal
bewahrt werden - das allein
gebietet uns der Selbsterhaltungstrieb. Kensington ist der
Meinung, daß sowohl Wendling wie auch Prescott von einem Kabel
erwürgt wurden. Dabei dürfte Wendling noch die Gelegenheit
gehabt haben, sich zu wehren. Im Endeffekt hat das nichts genützt,
aber sein verzweifelter Kampf beweist deutlich, daß wir dem
unheimlichen Gegner nicht hilflos ausgeliefert sind. Prescott
hingegen wurde überrascht. Soweit Doktor Kofola feststellen
konnte, wurde er von dem Kabel, das auf dem Boden der Kabine lag,
erdrosselt. Wir haben das Kabel sichergestellt. Die Techniker haben
herausgefunden, daß es aus anorganischen Stoffen besteht. Es
ist also ein ganz gewöhnliches, harmloses Kabel. Wir wissen
aber, daß es das nicht ist."
Dr. Polders hielt es nicht mehr länger aus. Er war ein sehr
fähiger und nüchterner Wissenschaftler, der mit vagen
Theorien nichts anzufangen wußte.
"Was soll der Unsinn? Sie wollen mir doch nicht einreden, daß
so ein Kabel mit einem Bewohner dieser Welt identisch ist? Ich kann
noch zur Not verstehen, daß es gewisse Verwandlungen gibt -
Metamorphosen meinetwegen. Daß sich aber ein intelligentes
Lebewesen in ein Kabel oder in einen Autoreifen verwandelt, das
können Sie mir nicht einreden. Das gibt es einfach nicht!
Vielleicht ist eine gewisse Metamorphose auf dieser Welt möglich,
aber organische Stoffe können sich niemals in anorganische
verwandeln."
Oberst Geldern zuckte die Achseln und sah Kensington
erwartungsvoll an. Der Analytiker seufzte. ,
"Ich habe es mir abgewöhnt, über unerklärliche'
Dinge zuviel nachzudenken. Ich suche nicht nach der Ursache und nach
Erklärung, ich stelle einfach Tatsachen fest. Und Tatsache ist,
daß die beiden Männer von dem Kabel umgebracht wurden.
Fest steht auch, daß sich der Kaninchenbär, den Doktor
Stonehill fing, in einen Vogel verwandelte und davonflog. Ebenfalls
steht fest, daß Leutnant Barnat einen Vogel schoß, der
vom Himmel fiel, sich in eine Qualle verwandelte und ebenfalls
verschwand. Das sind doch alles Dinge, die in Zusammenhang stehen.
Das sind doch keine Zufälle! Oder glauben Sie, daß es
Zufälle sind, Doktor Polders?"
"Natürlich nicht, Kensington. Aber ich bin
Naturwissenschaftler und benötige eine Erklärung. Für
das Versagen meines Antriebs bekam ich eine solche -und zwar eine
sehr vernünftige und logische. Aber für Ihre
Schauergeschichten - verzeihen Sie das harte Wort - gibt es einfach
keine Erklärung. Wenn es nach mir ginge, würden wir noch in
dieser Stunde starten und dieses ganze verdammte Sonnensystem
verlassen."
"Leider ist das nicht möglich", sagte Oberst
Geldern kühl. "Wir haben einen Auftrag, und wir werden
diesen Auftrag unter allen Umständen ausführen. Sind Sie
übrigens sicher, Dr. Polders, daß der Linearantrieb jetzt
funktioniert?"
"Alle Triebwerke sind in Ordnung."
Mit fast aufreizender Gelassenheit meinte Kensington:
"Ich wäre an Ihrer Stelle nicht so sicher. Vielleicht
wäre es gar keine so dumme Idee, den Antrieb einmal in der
Praxis zu überprüfen. Und ich meine jetzt die
Normaltriebwerke. Ich fürchte, wir werden eine Überraschung
erleben."
Dr. Polders schlug mit der Faust auf den Tisch.
"Bezweifeln Sie etwa, daß ich meine Arbeit verstehe?
Wir haben zuverlässige Prüfgeräte, und die haben mir
einwandfrei gezeigt, daß beide Antriebe in Ordnung sind. Wir
können jederzeit starten. Oberst Geldern braucht nur den Befehl
dazu zu geben."
"Nichts dergleichen wird geschehen", eröffnete ihm
Oberst Geldern trocken. "Es
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