PR TB 058 Das Verbotene Sonnensystem
unsere Fähigkeit nicht besitzen. Und so
mächtig wir auch sein mögen, gegen die tödlichen
Waffen moderner Zivilisationen wären wir wehrlos. Wenigstens auf
die Dauer. Darum beugen wir vor. Wir sorgen dafür, daß
unsere Existenz unbekannt bleibt. Wer uns zufällig entdeckt,
wird von uns absorbiert. Wir töten nicht, auch nicht unsere
Feinde. Wir bieten ihnen aber die Möglichkeit, ihr Leben auf
unserer Welt zu beschließen. Welche Lebensformel sie auch
wählen mögen, die natürliche Spanne zwischen Geburt
und Tod wird nicht verkürzt. Das ist alles, was wir tun können.
Auch bei Ihnen."
Geldern sah seinen Doppelgänger an, und da er sich selbst
kannte, wußte er, wie ernst die Worte gemeint waren. Es gab
keine Kompromisse, keinen Ausweg.
"Sie verhindern unseren Start, und damit begehen Sie bereits
einen kriegerischen Akt, obwohl Sie angeblich so gegen jede Art von
Krieg oder Gewaltanwendung sind. Aber das nützt Ihnen nichts.
Wir haben Waffen an Bord unseres Schiffes, die nicht nur Ihre Rasse,
sondern Ihre Welt und notfalls das ganze System vernichten können.
Fürchten Sie nicht, daß wir verzweifelt genug sind, diese
Waffen anzuwenden, um Sie umzustimmen?"
Geldern Zwei lächelte.
"Sie meinen Ihre Arkonbomben und Impulsstrahler? Erschrecken
Sie nicht, Oberst, wir sind informiert. Aber um auf die Bomben und
die anderen Vernichtungswaffen zurückzukommen -da steht Ihnen
eine böse Überraschung bevor. Werfen Sie ruhig eine Ihrer
Bomben und zünden Sie sie. Es wird nichts geschehen. Sie sind
längst nicht mehr als ein Stück wertloses Metall. Auch Ihr
Strahler, den Sie am Gürtel tragen, taugt höchstens noch
dazu, einen Nagel einzuschlagen oder als Keule benutzt zu werden.
Vielleicht sind wir gerade deshalb für Sie so gefährlich,
weil wir die Werkzeuge des Todes unschädlich zu machen
verstehen."
Geldern zog unwillkürlich den kleinen, handlichen
Impulsstrahler aus dem Gürtel, richtete ihn auf einen zehn Meter
weit entfernten Busch und drückte auf den Feuerknopf .
Nichts geschah.
Wütend schob er die Waffe in den Gürtel zurück.
"Sie lassen nicht mit sich verhandeln? Auf keinen Fall?"
"Auf keinen Fall."
"Gut. Dann erzählen Sie mir wenigstens, was mit den
Besatzungen der beiden anderen Schiffe geschehen ist, die hier
landeten. Es war meine Aufgabe, ihr Schicksal zu klären."
Geldern Zwei kam einen weiteren Schritt näher und setzte sich
auf einen zweiten Stein, wenige Meter von Oberst Geldern entfernt.
"Der Kommandant des ersten Schiffes war ein Starrkopf,
ähnlich wie Sie. Er verließ sich auf die Kampfkraft seines
Schiffes. Wir müssen ihm zugute halten, daß er keinerlei
Erfahrung besaß, während Sie inzwischen wissen, was
geschehen ist. Sein Schiff war das erste Schiff der Terraner, das auf
unserer Welt landete. Dadurch erfuhren wir von der Existenz des
Solaren Imperiums und anderer Sternenreiche. Vor vielen hundert
Jahren gab es Raumfahrer, die Mysta
- wie Sie unsere Welt nennen - anflogen. Ihre Schiffe liegen
irgendwo im Meer. Aber als die Terraner landeten, da merkten wir
sofort, daß wir es mit einer selbstbewußten und
entschlossenen Rasse zu tun hatten. Ein Grund mehr, unser altes
Gesetz nicht zu brechen. Doch der erste Kommandant wehrte sich."
"Ich nahm an, daß Sie unsere Waffen unschädlich
machen können."
"Heute ja, damals fehlte uns die Erfahrung. Der Terraner
griff an. Er vernichtete ganze Landstriche und tötete Tausende
von uns, in welcher Form auch immer. Dann gelang es uns, das Schiff
zur Landung zu zwingen, ehe es in den Weltraum entweichen konnte. Wir
blockierten den Antrieb und zerstörten die Waffen. Wir stellten
die Besatzung vor die Wahl, in ihrer bisherigen Lebensform zu
existieren, oder eine beliebige anzunehmen. Es gab eine Meuterei, die
wiederum Opfer kostete. Dann wurde der Kommandant von seinen eigenen
Offizieren getötet. Heute leben diese Terraner des ersten
Schiffes unter uns. Vielleicht sitzen Sie auf einem, Oberst..."
Geldern erhob sich unwillkürlich und strich mit der Hand über
den Stein.
"Ein Felsblock ... ? Wer sollte schon den Wunsch haben, sich
in einen Felsen verwandeln zu lassen?"
"Viele Sterbliche, mein Freund. Denn ein Felsen lebt länger
als jeder Terraner. Sie haben die Wahl."
Geldern schüttelte den Kopf.
"Ich kann nicht einfach aufgeben, das müssen Sie
verstehen. Ich habe einen Auftrag. Und ich werde... "
"Als das zweite Schiff der Terraner landete", unterbrach
ihn der Mystaner ungerührt", wußten wir, was
wir zu tun hatten. Wir
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