PR TB 059 Projekt Kosmopolis
auf einen
Menschen." Im nächsten Augenblick bereute er seine
Bemerkung; Lyra Rawlins Gesicht hatte sich schmerzlich verzogen, als
sie an das Verschwinden ihres Mannes erinnert wurde.
Schweigend setzten sie ihre Suche fort. Der Sonnenball verwandelte
. die Ruinenlandschaft in einen wahren Höllenofen. Über dem
weiten Platz flimmerte die erhitzte Luft und täuschte einen See
voll kühlen Wassers vor. Franklin fühlte sich versucht,
sein von Insektenstichen verquollenes Gesicht im Wasser des
imaginären Sees zu kühlen.
Ein zusammengesunkener Kuppelbau erregte seine Aufmerksamkeit. Vor
allem aber reizte ihn wohl die Aussicht, unter der Kuppel wohltuende
Kühle zu finden. Ein mannshohes Loch in der Wand lud geradezu
ein.
Franklin Kendall ließ sich von Lyra eine Fackel geben,
zündete das Baumwachs mit . dem elektronischen Feuerzeug an und
stieg durch die Öffnung.
Lyra folgte ihm einige Meter weit und atmete auf, als der kühlende
Schatten sie umfing.
„Behalte den .Eingang' im Auge. Mädchen",bat
Franklin. ..Ich sehe mich weiter hinten etwas um."
Lyra nickte.
Kendall nahm die Fackel in die Linke, das Gewehr in die Rechte und
tastete sich behutsam vorwärts. Hin und wieder stieß sein
Fuß gegen herabgefallene Teile der Deckenverkleidung. Im Schein
der Fackel sah er, daß das Kuppeldach einige Meter abgesunken
war und dann Halt an einer hohen Säule mit einer großen
Schale gefunden hatte. Er fragte sich, wozu die Schale wohl einmal
gedient haben mochte. Sie erinnerte ihn an Opferschalen aus der
terranischen Frühzeit.
Er leuchtete mit der Fackel höher. Dabei geriet die rußende
Flamme in unmittelbare Nähe der Säule - und plötzlich
klaffte in ihr ein Spalt.
Unwillkürlich hielt Kendall die Luft an. Er brachte als
Mensch des 25. Jahrhunderts die Hitzestrahlung der
Flamme sofort mit einem Thermoschloß in Verbindung. Aber
auch ein Thermoschloß reagierte nur auf Wärme, wenn sein
Mechanismus noch mit Energie versorgt wurde.
Zwischen Franklins Brauen bildete sich eine steile Falte. Die
Hitzestrahlung der Fackel war ja auch Energie. Konnte es nicht
möglich sein, daß fortgeschrittene Techniker der uralten
Stadt Wärmeschlösser konstruiert hatten, für die eine
Wärmestrahlung gleichzeitig Aktivierungsimpuls und
Antriebsenergie bedeutete...?
Er leuchtete in die hohe Säule hinein und erblickte eine enge
Wendeltreppe in dem etwa vier Meter durchmessenden Schacht. Von unten
fuhr ein kühler Luftzug herauf und zerzauste Franklins Haar.
Demnach mußte die Wendeltreppe weiter unten zu einem Stollen
führen, der Verbindung mit der Oberwelt besaß.
Franklin Kendall entfernte sich von der Öffnung -und sie
schloß sich lautlos.
Er ging zu Lyra und unterrichtete sie.
„Du bleibst auf alle Fälle hier!" schärfte er
ihr ein. „Ich gehe allein hinunter. Falls ich nicht
zurückkehre, wartest du hier auf die anderen. Dann kann mir
einer nachkommen."
„Wäre es nicht besser, wenn wir beide hinuntergingen?"
fragte Lyra. „Vier Augen sehen mehr als zwei,
und vier Ohren hören mehr als nur zwei. Vielleicht kommt es
gerade darauf an."
Kendall schüttelte den Kopf.
„Es kommt darauf an, daß wir nicht auch noch spurlos
verschwinden, Lyra."
Damit wandte er sich um und ging.
Sein Gewehr hinderte ihn beim Abstieg. Er hängte es über
den Rücken und kam dadurch schneller voran. Die Fackel leuchtete
nur einen sehr begrenzten Raum aus. Franklin wünschte sich eine
moderne Atomlampe, Mentaltaster und eine Schockwaffe. Damit würde
er größere Aussichten haben, die Verschollenen zu finden.
Ärgerlich über sich selbst, kletterte er schneller
abwärts. In der leeren Schachtröhre hallte das Knallen
seiner Schritte wie Gewehrfeuer.
Als die Wendeltreppe endete, schätzte Franklin Kendall, daß
er etwa dreißig Meter unter dem Hallenboden stand. Im trüben
Lichtschein der Fackel musterte er den Boden und die Wände. Sie
bestanden aus undefinierbarem, stumpfgrauem Material. Drei Öffnungen
erlaubten den Blick in drei Flure von rechteckigem Querschnitt.
Franklin hielt Ausschau nach irgendwelchen Spuren. Falls Noowee,
John und die Uktaner hier gewesen waren und einen Flur benutzt
hatten, würden sie sicher ein Zeichen hinterlassen haben.
Derartige Sicherheitsmaßnahmen lernte man auf der Raumakademie
Terrania im Rahmen zahlloser Übungen. Wer die obligatorischen
Überlebensübungen erfolgreich bestand, der vergaß für
den Rest seines Lebens niemals, in unbekanntem Gelände
Orientierungszeichen zu hinterlassen.
Doch
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