PR TB 060 Kundschafter Aus Dem All
desertieren
möchte.“
Es war erstaunlich, einen Mann zu treffen, dessen Loyalität
zur Flotte in erster Linie davon abzuhängen schien, welche
Qualität das Essen an Bord der Schiffe hatte. Gegen seinen
Willen mußte Redhorse lachen.
„Wissen Sie, wo wir uns befinden?“ wollte er wissen.
„Sicher“, sagte Surfat. „Im Aztran-System.“
Das kam so gelangweilt, daß Redhorse keinen Augenblick daran
zweifelte, daß es diesem dicken Korporal völlig
gleichgültig war, wo er sich befand, wenn nur das Essen gut war.
„Ich hatte vor, mit Ihnen nach Celanese zu fliegen“,
sagte der Cheyenne grob. „Jetzt frage ich mich, ob ich Sie
nicht besser an Bord der CRUSADER zurücklasse.“
„Sie“, sagte Surfat mit einem Augenaufschlag, „dazu
würde ich Ihnen raten.“
Je länger sich Redhorse mit diesem Mann unterhielt, desto
geringer wurde. sein anfänglicher Groll. Der Leutnant
durchquerte den Raum und ließ sich auf dem schmalen Bett
nieder. Surfat sah ihm mißbilligend zu.
„Was sind Sie für ein Mann?“ fragte Redhorse.
„Ich würde gern mehr über Sie erfahren.“ Surfat
zerquetschte die erloschene Zigarre in der Hand und warf die
Überreste in den Verbrennungsschlitz über dem Tisch.
„Warum sehen Sie nicht in meiner Akte nach, Sir?“
„Ich bezweifle, daß ich dort alles nachlesen kann“,
sagte Redhorse. „Wo auf der Erde wurden Sie geboren? In
Nordamerika?“
„Auf einem Schiff“, sagte Surfat widerwillig. „Meine
Mutter war Französin. Als sie hochschwanger war, verließ
sie Europa, um nach Amerika zu gehen. Sie hatte etwas gegen
Raketenflugzeuge und Luftgleiter.“
„Und Ihr Vater?“
„Mein Vater war ein polnischer Taschendieb.“ Surfat
rieb seine schwitzenden Handflächen am Hosenboden ab. „Ich
habe ihn nie gesehen. Manchmal, wenn er sich nicht in
Besserungsanstalten aufhielt, schickte er Geld.“
„Warum unterzog sich Ihr Vater keiner psychotherapeutischen
Behandlung?“ fragte Redhorse.
„Er hielt seine Fähigkeit für ein Talent, das er
aufkeinen Fall verkümmern lassen wollte. Verstehen Sie? Er war
stolz darauf, den Leuten etwas aus den Taschen zu ziehen, ohne daß
sie es merkten.“
„Und Sie?“ fragte Redhorse. „Sind Sie auch auf
irgend etwas stolz?“
„Müssen Sie das alles wissen, um mit mir nach Celanese
zu fliegen?“
„Sind Sie verheiratet?“
Surfat grunzte.
„Zweimal“, sagte er. „Zum Glück glaubt mir
das niemand.“
Redhorse erhob sich.
„Halten Sie sich bereit“, sagte er. „Ihre
Spezialausrüstung muß in Ordnung sein. Was uns auf
Celanese erwartet, werde ich Ihnen während des Fluges erklären.
Dann werden Sie auch erfahren, wie wir uns auf Celanese verhalten
müssen.“
Surfat hob beschwörend beide Hände.
„Ich bin nicht tapfer“, sagte er. „Ich bewege
mich langsam, und ich denke langsam. Warum also sollten Sie
ausgerechnet mich mitnehmen?“
Redhorses Indianergesicht zeigte keine Regung.
„Sie haben einen entscheidendenVorteil“, sagte er zu
dem Korporal. „Wenn auf uns geschossen werden sollte, kann ich
mich hinter Ihnen verstecken.“
3.
Auf Celanese gab es zwei große Kontinente. Dem größten
der beiden war eine ausgedehnte Inselgruppe vorgelagert. Dort lebten
die terranischen Kolonisten. Auf der größten Insel,
Celanese-Island genannt, befand sich die Hauptstadt, die Klinik der
Praktizierenden Mediziner und das Sanatorium. Die kleineren Inseln
dienten den Kolonisten als Anbaugebiete.
Als Bürgermeister Barkin Kral am Morgen des 10. März im
Jahre 2395 sein Haus verließ, blickte er nicht ohne Sorgen in
Richtung des großen Kontinents. Wenn die Kolonialverwaltung
aufTerrajemals davon erfuhr, daß die Eingeborenen von Celanese
die
Kolonie immer wieder angriffen, würden früher oder
später ein paar große Frachtschiffe auf Celanese-Island
landen, um alle Kolonisten abzuholen. Planeten, auf denen
intelligente Eingeborene lebten, durften nur dann von Menschen
besiedelt werden, wenn sich die Ureinwohner damit einverstanden
erklärten.
Barkin Kral dachte an Groove Solomon. Der Chefmediziner wollte die
Kolonie unter allen Umständen behalten. Kein Wunder, dachte Kral
ironisch, Solomon hatte sich auf Celanese ein Reich aufgebaut.
Der Bürgermeister blickten zum wolkenverhangenen Himmel
empor, wo in wenigen Augenblicken die Umrisse eines Beiboots
auftauchen mußten. Kral kräuselte nervös die Lippen.
Eine Kontrolle der Kolonie ließ sich nicht mehr aufhalten.
Jetzt konnten sie nur hoffen, daß während des
Weitere Kostenlose Bücher