PR TB 060 Kundschafter Aus Dem All
Aufenthalts
der beiden angemeldeten Terraner kein Angriff durch die Inkheads
erfolgte. Kral war erleichtert darüber, daß zunächst
nur Angehörige der Solaren Flotte nach Celanese kamen. Diese
Männer konnte man leichter irreführen als Mitglieder der
Solaren Abwehr, der USO oder der Kolonialverwaltung.
Kral stieg die Plastiktreppe vor seinem Haus hinab und blieb einen
Augenblick unschlüssig auf der Straße stehen. Mittlerweile
hatte sich die bevorstehende Ankunft eines terranischen Schiffes im
Aztran-System herumgesprochen, und viele Kolonisten waren zum
Landeplatz hinübergegangen.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite blickte Mervin
Obholty aus dem Fenster. Kral fühlte die Blicke des Mannes auf
sich ruhen, und eine leichte Röte stieg ihm ins Gesicht, als er
sich daran erinnerte, daß Obholty ihn kürzlich einen
Sklaven Solomons genannt hatte. Der Bürgermeister nickte zu
Obholty hinüber, aber der Kolonist grinste nur.
Verdammt! dachte Kral wütend. Was verlangen sie von mir? Soll
ich mich gegen Solomon und seine PMauflehnen?
Er ging zu seinem Fahrzeug, das neben dem Haus parkte, und ließ
sich im Fahrersitz nieder. Der Motor sprang an, und Kral steuerte den
kastenförmigen Allzweckwagen auf die Straße hinaus. Die
Gebäude auf Celanese-Island bestanden mit Ausnahme des
Sanatoriums und der Klinik aus Leichtmetallbauteilen und waren
kuppeiförmig. Auf den Farmer-Inseln standen ein paar
Blockhütten, die aber nur während des Sommers bewohnt
wurden.
Barkin Kral umklammerte das Steuer so fest, daß seine
Knöchel hervortraten. Er war ein mittelgroßer, hagerer
Mann mit langen schwarzen Haaren und einem traurigen
Gesichtsausdruck. Vor sieben Jahren hatte man ihn zum Bürgermeister
gewählt. Es war gleichzeitig die letzte Wahl gewesen, denn
Groove Solomon hatte bestimmt, daß Barkin Kral ein guter
Bürgermeister war und daher in diesem Amt bleiben würde.
Kral war manchmal nahe daran, sein Amt aufzugeben, aber er fürchtete
Solomons Gegenmaßnahmen zu sehr, um seinen Wunsch zu
verwirklichen.
Die Straße führte direkt zum Landefeld, und Kral konnte
schon von weitem sehen, daß sich etwa dreißig Kolonisten
eingefunden hatten, um die Ankunft des Beiboots mitzuerleben.
Kral hielt neben einem unbewohnten Kontrollgebäude neben dem
Landefeld und stieg aus. Harvest Nabrock, der sich nach Krals Meinung
zu Unrecht als bester Ingenieur der Kolonie bezeichnete, kam aus dem
Kontrollgebäude und winkte Kral zu. Nabrock sah ungepflegt und
abstoßend aus. Seine Figur erinnerte Kral immer an ein Faß,
dem durch eine Laune der Natur Extremitäten und ein Kopf
entstanden waren.
Nabrock deutete mit dem Daumen in den wolkenverhangenen Himmel.
„Sie sind schon unterwegs“, sagte er, um Kral zu
zeigen, daß er Funk- und Ortungsanlage im Kontrollgebäude
bedient hatte.
„Schon gut“, sagte Kral mürrisch. Als er
davonging, spuckte Nabrock aus und kehrte ins Kontrollgebäude'
zurück.
Barkin Kral hielt sich abseits von den anderen Kolonisten. Als er
am Rand des Landefelds ankam, begann es zu regnen. Kral schlug seinen
Kragen hoch und wartete mit unfreundlicher Miene auf die Landung des
Beiboots der CRUSADER.
„Guten Morgen, Bürgermeister!“
Kral zuckte beim Klang der weiblichen Stimme zusammen und fuhr
herum.
„Diahann!“ stieß er überrascht hervor. „Was
tun Sie hier auf dem Landefeld?“
Diahann Uggam trug einen Regenumhang, der beijeder Bewegung
raschelte. Sie hatte ihr Haar hochgesteckt, was ihrem Gesicht einen
starren Ausdruck verlieh. Der ruhige Blick ihrer basaltfarbenen Augen
machte Kral unsicher. Er sah, daß sich ihr Umhang an
verschiedenen Stellen ausbeulte. Wahrscheinlich trug sie ihre
PM-Ausrüstung mit sich herum. Kral blinzelte ängstlich. Ein
fürchterlicher Verdacht stieg in ihm auf.
Diahann verstand die Blicke des Bürgermeisters. Ihr Lachen
hallte weit über den Platz.
„Oh, Barkin!“ sagte sie, mühevoll Luft holend.
„Denken Sie, ich wollte einen Privatkrieg gegen die Solare
Flotte entfesseln?“
„Warum sind Sie hier?“ fragte Kral boshaft. „Ich
kann allein mit den Männern reden.“
„Die Mediziner interessieren sich für die Ankömmlinge“,
sagte Diahann. „Das heißt nicht, daß wir uns in den
Vordergrund drängen wollen. Sie haben nur die Aufgabe, mich den
beiden Männern als ihre ständige Begleiterin vorzustellen.“
Kral riß verständnislos die Augen auf.
„Warum sollten Sie meine persönliche Begleiterin sein?“
murmelte er.
„Bürgermeister,
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