PR TB 060 Kundschafter Aus Dem All
ihn
unsanft fallen. Der Korporal stieß ein paar Verwünschungen
aus, was ihm Hiebe einbrachte.
Dann wurde es innerhalb der Hütte still. Von draußen
kamen die Stimmen der Inkheads. Redhorse war sicher, daß sie
Wachen aufgestellt hatten.
„Hallo, Brazos!“ flüsterte der Leutnant.
„Sir!“ schnaubte Surfat. „Ich dachte mir, daß
Sie auch hier sind.“
„Die Eingeborenen scheinen nicht die Absicht zu haben, uns
zu töten“, sagte Redhorse.
„Jetzt noch nicht“, stimmte Surfat zu. „Aber was
haben sie mit uns vor? Vielleicht warten sie, bis es hell wird und
bringen uns dann um.“
Redhorse sagte: „Ich habe meine Fesseln gelockert. Es ist
einfach für mich, sie endgültig abzustreifen.“
Surfat bewegte sich heftig.
„Worauf warten Sie dann noch?“ erkundigte er sich.
„Kommen Sie zu mir und binden Sie mich los, damit wir fliehen
können.“
„Benutzen Sie Ihren Kopf“, empfahl Redhorse ihm.
„Draußen sitzt eine uns nicht bekannte Anzahl zu allem
entschlossener Wächter. Außerdem würden wir, wenn wir
überhaupt aus dem Dorf entkommen, uns im Wald verirren. Wir
müssen warten, bis es hell wird.
Außerdem hoffe ich noch immer, daß wir uns mit den
Eingeborenen auf friedlichem Weg verständigen können.“
Surfat murmelte eine undeutliche Bemerkung, die erkennen ließ,
daß er Redhorses Ansicht nicht teilte.
„Machen Sie keine Dummheiten“, warnte Redhorse den
Korporal. „Wir greifen nur auf meinen Befehl an.“
„Sie könnten mich wenigstens losbinden“, sagte
Surfat.
„Ich sage Ihnen, wie Sie die Fesseln lockern können,
ohne daß es auffällt“, erbot sich Redhorse.
Er erklärte Surfat ausführlich, was zu tun war, aber der
Korporal gab seine Anstrengungen bald auf.
„So geht es nicht“, sagte er wütend.
„Warten Sie bis später“, sagte Redhorse.
Der Korporal verstummte. Redhorse überlegte, was die Inkheads
mit ihnen vorhaben konnten. Etwas später fiel er in einen
unruhigen Schlaf, aus dem er immer dann erwachte, wenn sich draußen
die Wächter ablösten.
Dann erklang eine fremdartige Stimme durch die Nacht. Sie hörte
sich seltsam und bösartig an; es war nicht die Stimme eines
Inkheads.
Mit einem Schlag war Redhorse hellwach. Er richtete sich auf, um
zu lauschen. Daran, daß er Surfat nicht mehr atmen hörte,
erkannte er, daß auch der Korporal die unheimliche Stimme
vernommen hatte.
„Was war das, Sir?“ fragte Surfat verwirrt.
„Still!“ zischte Redhorse. „Ich hoffe, wir hören
es noch einmal.“
Der Lärm, den die Eingeborenen machten, war so groß,
daß alle anderen Geräusche untergingen. Dannjedoch erklang
wieder die befehlsgewohnte und fremde Stimme.
Redhorse preßte die Lippen zusammen.
„Diese Stimme kenne ich“, sagte Surfat. „Es ist
ein Blue.“
„Ja“, bestätigte Redhorse.
Surfat sagte: „Wir wissenjetzt, auf wen die Eingeborenen
hören. Unser Schicksal dürfte feststehen. Wollen Sie mich
jetzt losbinden?“
„Nein“, lehnte Redhorse ab. „Ich will
herausfinden, welche Pläne die Blues auf Celanese verfolgen.
Wahrscheinlich arbeiten sie mit Groove Solomon und den
Praktizierenden Medizinern zusammen, aber nur, um eigene Vorteile zu
erlangen.“
Surfat antwortete nicht. Der Blue sprach noch ein paarmal, und
seine Stimme löstejedesmal heftiges Geschnatter bei den Inkheads
aus. Redhorse glaubte zu hören, daß die Eingeborenen nicht
mit allem einverstanden waren, was der Fremde von ihnen verlangte.
Schließlich wurde es still. Redhorse war auf alles gefaßt,
aber die Minuten verstrichen, ohne daßjemand zu den Gefangenen
in die Baumhütte kam. Ab und zu erklangen die schläfrigen
Stimmen der Wächter. Dann drang Surfats Schnarchen durch die
Dunkelheit. Auch Redhorse schlief wieder ein, aber er träumte
und schreckte immer wieder hoch.
Als es langsam dämmerte, fühlte Redhorse sich nicht
ausgeruht. Surfat erwachte.
„Es wird hell“, sagte er.
Redhorse ahnte, daß der neue Tag eine Entscheidung bringen
würde. Die Inkheads warteten wahrscheinlich nur, bis das
Tageslicht durch die Baumwipfel drang.
Würde der Blue wieder auftauchen, oder hatte er sich damit
begnügt, den Eingeborenen Befehle zu geben?
Redhorse konntejetzt verschiedene Einzelheiten seiner Umgebung
erkennen. Die Hütte war fast quadratisch, etwa vier auf vier
Meter, und knapp zwei Meter hoch. Sie war aus Stämmen
zusammengefügt und mit Blättern und Moos gegen Regen und
kalte Luft abgedichtet. Der Boden war weich und mit einer dicken
Schicht weicher
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