PR TB 060 Kundschafter Aus Dem All
aufgeben. Er besaß nach wie vor alle
Trümpfe. Redhorse hätte gern Näheres über das
Verhältnis zwischen den Blues und den Inkheads gewußt.
Velare hatte behauptet, daß er von den Eingeborenen als
Gottheit verehrt wurde. Das konnte durchaus stimmen. Aber die
Inkheads hatten sich Velare widersetzt, als er den Kampf zwischen
Redhorse und ihrem Häuptling zu verhindern versucht hatte.
Das bedeutete, daß die Eingeborenen trotz Velare niemals von
ihren alten Grundsätzen abgehen würden. Damit hatte
Redhorse gerechnet. Er brauchtejetzt nichts zu tun, als sich immer
nach den Gebräuchen der Inkheads zu richten. Auf diese Weise
konnte er sie leicht als Freunde gewinnen. Außerdem würde
Velare an Einfluß verlieren.
Ein Fehler konnte die Lage allerdings schnell verändern.
Redhorse vertrautejedoch seinem Gefühl, das ihm helfen
würde,jeweils das Richtige zu tun. „Überlassen Sie
alles mir“, sagte er zu Surfat. „Ich glaube zu wissen,
wie man die Eingeborenen behandeln muß. Velare hat sich bisher
nur als Gottheit aufgespielt. Vielleicht können wir die Inkheads
für uns gewinnen, wenn wir den Anschein erwecken, daß wir
die gleichen Gebräuche haben wie sie.“
„Das wird zu lange dauern“, befürchtete Surfat.
„Ich brauchte den Blue nur anzusehen, um zu wissen, daß
er nicht abwarten wird, bis wir die Inkheads auf unserer Seite
haben.“
Redhorse warf einen Blick in Richtung des bewußtlosen
Inkheads.
„Ich glaube, mein Freund kommt zu sich“, sagte er.
„Ich werde mich um ihn kümmern.“ „Vorsichtig!“
warnte Surfat. „Vielleicht beginnt er sofort wieder zu
kämpfen.“
Redhorse mußte über die Bedenken seines Begleiters
lachen. Der Kampf war entschieden. Selbst wenn der graubepelzte
Eingeborene eine Wiederholung fordern sollte, gab es über den
Ausgang der ersten Auseinandersetzung keine Zweifel.
Allmählich entstand unter den Zuschauern Unruhe. Redhorse
verzog das Gesicht, als er daran dachte, daß man vielleicht von
ihm erwartete, daß er Kopf und Hände seines Gegners als
Besitz beanspruchte. Solche Wünsche würden sich bei den
Inkheads rasch legen, wenn sie sahen, daß ihr Anführer
noch am Leben war.
Der Cheyenne ging in die Mitte des freien Platzes, wo sein Gegner
eben bemüht war, wieder auf die Beine zu kommen. Redhorse
erntete zustimmenden Beifall, als er den Grauen unter den Armen
packte und ihn hochzog. Die gelben Augen des Inkhead schienen
Redhorse nicht wahrzunehmen.
Eine Weile standen der Terraner und der Inkhead schweigend
nebeneinander, dann bückte sich der Eingeborene nach seinem
Knüppel, den Redhorse neben ihm zu Boden geworfen hatte. Einen
Augenblick befürchtete der Cheyenne, der Inkhead wollte den
Kampf fortsetzen, doch dann sah er, daß der Stammhüter
eine andere Absicht hatte.
Er reichte Redhorse den Knüppel und stieß einen
grunzenden Laut aus.
Das Beifallsgeschrei der Inkheads war ohrenbetäubend.
Redhorse nahm die primitive Waffe entgegen und hob sie hoch. Dann
löste er den Desintegrator von seinem Gürtel und entlud
ihn. Sein Gegenüber starrte begierig auf die Waffe. Er gluckste
zufrieden, als er sie von Redhorse erhielt. Als er den Desintegrator
hochhielt, wurde er von seinem Volk gefeiert, als hätte er den
Sieg errungen.
Quelcko drehte sich langsam um die eigene Achse, wobei er in alle
Richtungen deutete. Dann richtete sich seine bepelzte Hand auf
Redhorse.
Der Cheyenne verstand.
Der Häuptling der Inkheads gab ihn frei. Er konnte gehen,
wohin er wollte. Wahrscheinlich konnte er auch den Zeitpunkt des
Aufbruchs bestimmen. Er bedauerte, daß er die Sprache der
Inkheads nicht beherrschte. An Bord der Space-Jet befand sich ein
Translator, doch das nutzte ihm wenig.
Der Eingeborene grunzte verlegen und klopfte sich mit seiner
behaarten Hand gegen die Brust.
„Quelcko!“ knurrte er.
„Quelcko!“ wiederholte Redhorse, ohne zu wissen, ob er
seinen Namen oder ein Grußwort aussprach.
Der Häuptling schienjedenfalls zufrieden zu sein. Er gab den
Trommlern ein Zeichen, worauf diese begannen, den ausgehöhlten
Baumstamm mit ihren Keulen zu bearbeiten. Der Lärm dröhnte
in Redhorses Ohren. Die Zuschauer lösten sich auf und strömten
über den freien Platz. Jeder war begierig, in Redhorses Nähe
zu kommen. Er wurde ein paarmal ehrfürchtig berührt.
Quelcko sonnte sich in der Popularität, die er durch seinen
neuen Freund genoß. Redhorse blickte über die Menge
hinweg. Velare stand noch immer an seinem Platz und beobachtete das
Geschehen.
Der
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