PR TB 060 Kundschafter Aus Dem All
wahrscheinlich verstand er die Handzeichen, die
der PM gab, ebensowenig wie Diahann.
Das Mädchen wußte noch immer nicht genau, was Solomon
vorhatte. War er tatsächlich nur gekommen, um sich vom Tod der
beiden Raumfahrer zu überzeugen, oder verfolgte er noch andere
Ziele?
Verstohlen beobachtete Diahann den großen Mann. Warum hatte
sie früher nie gemerkt, wie abstoßend Groove Solomon
aussah. Seine Augen waren farblos. Darunter hatten sich Tränensäcke
gebildet. Die Gesichtshaut des Chefmediziners war großporig und
wirkte unsauber.
Solomon schien zu merken, daß er ständig angestarrt
wurde, denn er wandte sich plötzlich zu Diahann um. Sie senkte
die Augen.
Solomon grinste.
„Denkst du an vergangene Zeiten?“ erkundigte er sich.
Sie konnten es sich erlauben, laut zu sprechen, denn der Lärm,
den die Inkheads veranstalteten, übertönte alle anderen
Geräusche.
Diahann errötete. Sie schwieg.
„Es wird niemals wieder wir früher sein“, sagte
Solomon ohne Bedauern. „Ich traue niemand, der mich einmal
verraten hat. In deinem Fall bin ich allerdings nicht ganz schuldlos,
denn du hast schon als Kind Sinn für falsche Romantik
entwickelt.“
Solomons Gesicht wurde nachdenklich.
„Du warst die einzige Schwäche, die ich mir in den
letzten Jahren gestattete“, sagte er. „Es war ein Fehler.
Ein Mann wie ich darf sich nur mit seinen großen Plänen
beschäftigen. Deshalb war ich auch erleichtert, als du die
Klinik verlassen hattest.“
Diahann drehte sich um und zeigte ihm den Rücken. Wenn es ihn
störte, zeigte er es nicht. Er sprach mit ruhiger Stimme weiter.
„An meiner Seite hättest du viel erreichen können,
mein Kind. Hm! Vermutlich muß man zu so einem Leben geboren
sein.“
Diahann atmete auf, als er ruhig war. Seine Stimme besaß
eine fast hypnotische Kraft, wenn er so ruhig und beschwörend
sprach. Diahann hatte sich schon oft gefragt, ob Solomon vielleicht
latente Psi-Kräfte besaß, weil er scheinbar mühelos
andere Menschen beherrschte. Sie hörte ein Rascheln und drehte
sich um.
Setkor war vom Baum herabgeklettert und kauerte neben Solomon am
Boden.
Mit leiser Stimme berichtete er, was er gesehen hatte. Diahann
hörte atemlos zu, als Setkor den Kampf zwischen Don Redhorse und
dem Häuptling der Inkheads schilderte.
„Der Leutnant hat sich und seinen Begleiter vor dem Tod
gerettet“, sagte Setkor. „Jetzt wird er von den
Eingeborenen gefeiert.“
„Ein schlauer Bursche“, sagte Solomon. „Er hat
die Mentalität der Inkheads für seine Zwecke ausgenutzt.
Velare hat es also nicht geschafft, die Eingeborenen zu bewegen, die
beiden Raumfahrer zu töten.“
„Was nun?“ fragte Setkor.
Solomon dachte einen Augenblick nach. „Ich muß meine
Pläne ändern“, sagte er. „Vielleicht ist das
gut so, denn ich erkenne eine einmalige Möglichkeit, alle
Probleme mit einem Schlag zu lösen.“
In Setkors Gesicht zeichnete sichVerständnislosigkeit ab, und
auch Diahann Uggam wußte
nicht, worauf Solomon hinauswollte.
Solomon deutete mit dem Daumen nach oben.
„Klettern Sie wieder hinauf“, ordnete er an. „Und
nehmen Sie ein Gewehr mit.“
Diahann erstarrte. Sollte der PM Redhorse und Surfat heimtückisch
ermorden?
„Keine Angst“, sagte er spöttisch. „Setkor
wird nicht auf die Raumfahrer schießen.“
Jetzt war auch Setkor verwirrt.
„Erschießen Sie Velare!“ befahl Groove Solomon.
„Wenn Sie das erledigt haben, dürfen Sie Ihren Posten nur
verlassen, wenn uns Gefahr droht. Andernfalls beobachten Sie, was
drüben auf dem freien Platz geschieht.“
Setkors Augen waren groß geworden.
„Ich soll Velare erschießen?“ vergewisserte er
sich.
„Richtig“, sagte Solomon. „Zielen Sie gut.“
Wahrscheinlich hätte derjunge PM nicht gezögert, wenn
Groove Solomon ihm einen entsprechenden Befehl gegeben hätte.
Bedingungslos tat er alles, was Solomon ihm auftrug. Diese hündische
Ergebenheit war bezeichnend für Solomons innere Stärke, und
Diahann wunderte sich nicht, daß fast alle Praktizierenden
Mediziner dem Chefmediziner in gleicher Weise dienten. Ihr Verhältnis
zu Solomon war nicht viel anders gewesen.
Sie vermutete, daß Botany Rascall der einzige PM war, der
eigene Ziele verfolgte. Es war ein kluger Schachzug Solomons, den
potentiellen Gegner nicht auszuschalten, sondern zum Stellvertreter
zu ernennen.
Setkor ergriff eine Waffe und begann den Baum zu erklettern.
„Wunderst du dich über meine Befehle?“ fragte er.
„Ich verabscheue dich“,
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