PR TB 061 Der Planetenkönig
starrte ihn aus weiten Augen an, als sähe er einen
Geist.
»Graf Aldo ... Lang Riesner... Mann, wie wollten Sie das
jemals beweisen? Selbst wenn ich bereit wäre, Ihnen zu
glauben...«
»Der zweite Punkt«, fuhr Stoke fort, ohne den Einwand
zu beachten, »betrifft die Rechtmäßigkeit meines
Vorgehens. Hier!« Er griff nach der Rolle, die er vor zwanzig
Tagen von Hiro erhalten und seitdem griffbereit aufgehoben hatte,
weil er wußte, daß derAugenblick, kommen mußte, in
dem er sie brauchen werde.
Cobol öffnete das Schriftstück und begann zu lesen. Er
beherrschte das Anitische mit Vollendung und brauchte nur wenige
Sekunden, um die Bedeutung des Geschriebenen in sich aufzunehmen.
»Sie.. .«, stieß er hervor, »... Sie sind
... «
»Ich bin«, kam Stoke ihm zu Hilfe, »gemäß
königlichen Beschlusses ein vollberechtigter Bürger des
anitischen Commonwealth. Folglich habe ich auch den Titel des Fürsten
Agbro zu Recht inne. Fahren Sie nach Hause und erzählen Sie das
Gej Heinoman. Ich habe weder Anlaß, noch Bedürfnis, meinen
Fall der königlichen Kommission vorzulegen. IhrAuftrag ist also
beendet.«.
Cobol war unfähig, ein Wort zu sagen.
»Und drittens«, setzte Stoke von neuem an. »Kolau!«
Die Tür öffnete sich, und der Diener trat ein. Stoke
wechselte von Interkosmo zu Anitisch. »Und drittens versichere
ich hiermit im Beisein eines Zeugen, daß ich den nächsten
Vertreter des Gouverneurs des Solaren Imperiums, der sich einem
anitischen Fürsten gegenüber in solch anmaßender,
unverschämter Manier aufzuführen wagt, von meinen Leuten am
Kragen packen und über die Mauer werfen lassen werde.«
Keik Cobol wankte hinaus.
Der nächste Besucher war Greg Ohlen. Auch ihn hatte Stoke
erwartet. Er kam in geschickter Verkleidung, weil, wie er sagte,
keine Garantie dafür bestand, daß es unter dem Personal
des Hofes nicht doch noch eine Handvoll standhafter Unisten gäbe.
Die Unterhaltung begann freundlich und unformell. Erst nach einer
Weile, als sich Gelegenheit dazu bot, lenkte Stoke die Sprache auf
ein Thema, das ihm am Herzen lag.
»Es tut mir leid, daß ich Ihrem Ritter Oi von Oiia
keinen günstigeren Bescheid geben konnte«, sagte er
beiläufig.
Ohlen schmunzelte.
»Ich wußte, daß Sie sofort dahinterkommen
würden. Es schien eine gute Idee, nicht wahr? Sie brauchten
Hilfe. Warum sollte ich Ihnen nicht meine Leute anbieten?«
»Und über Nacht einen durch und durch bündlerischen
Adel in Agbro züchten.«
Ohlen nickte und drehte in einer Geste der Resignation beide
Handflächen nach oben.
»Es wird schiefgehen, Ohlen«, fuhr Stoke fort. »Ich
warne Sie. An'An kann keine bündlerische Regierung vertragen.
Selbst wenn die nächste Wahl eine zustandebrächte, würde
es im Handumdrehen zu Aufstand und Revolution kommen. Die unistischen
Ideen sind zu stark und, wenigstens für den echten Aniter, zu
attraktiv, als daß die Bündler auch nur die geringste
Chance hätten. Die meisten Aniter wären vollkommen
zufrieden mit einer unistischen Regierung. Im Grunde ihres Herzens
sind wenigstens achtzig Prozent aller Aniter Unisten. Die Hälfte
davon läßt sich von ihrer Vernunft überzeugen, daß
ein liberaler Mittelkurs im Augenblick das beste ist. Aber nur eine
winzige Gruppe ist bereit, den Idealen der Bündler zu folgen.«
Ohlen sah ihn an. Er war ernst.
»Der König hat die absolute Macht«, stellte
erfest. »Auch ein bündlerischer König.«
»Richtig«, nickte Stoke voller Grimm, »er hat
die Macht. Und wenn er ein geschickter Stratege ist, kann er seinen
Willen auch durchsetzen. Ein bündlerischer König zum
Beispiel müßte mindestens eine Million Aniter einsperren
oder umbringen, um den Rest davon zu überzeugen, daß ihr
Widerstand sinnlos ist. Und selbst dann wäre die Revolution nur
verschoben, nicht aufgehoben.«
Ohlen erhob sich.
»Das ist Ihre Ansicht«, meinte er. »Meine ist
anders.« Stoke stand ebenfalls auf.
»Ohlen, ich warne Sie. Sie und Ihre Leute, vor allem aber
die Drahtzieher im Hintergrund Ihrer Sache, sind Aniter terranischer
Abkunft. Es fällt mir schwer, Ihr Anliegen unsympathisch zu
finden. Aber im Interesse des Imperiums, im Interesse der
eigenständigen Welt An'An muß ich Ihr Bemühen für
gefährlich halten und es bekämpfen. An'An ist für
einen bündlerischen König nicht reif - wird es niemals
sein. Dazu waren die Aniter sich ihrer Individualität viel zu
sehr bewußt, schon als das erste terranische Schiff hier
landete. An'An wird niemals ein Satellit des
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