PR TB 062 Das Grab Der Raumschiffe
daß er Michaels Geschwindigkeit bestimmen konnte. Er
zerrte ihn ganz einfach mit sich.
Sie ließen die Felsenkette hinter sich und kamen aufs offene
Land hinaus. Der Nebel lichtete sich nun etwas, aber weit und breit
waren keine Kuppeln zu sehen. Breg mußte sich auf sein
Gedächtnis verlassen. Er kannte fast jeden Winkel der öffentlich
zugänglichen Stellen im Bau, danach konnte er sich auch auf der
Oberfläche orientieren.
Seiner Meinung nach befanden sie sich nun etwas links von dem
Lagerschuppen ORNAMENT und nur noch einige hundert Meter von der
großen Kuppel des Wohnsektors BLUES entfernt. Wenn er dann in
wenigen Minuten eine der unverschweißten Notschleusen des
ehemaligen Blues-Schiffes fand, dann könnte er es schaffen,
Michael noch während der Dunkelperiode zu Coinies Wohnung zu
bringen.
Da war die Wohnkuppel!
Sie zeichnete sich als dunkle Halbkugel von dem violett verfärbten
Wolkenhimmel ab. Ein kräftiger Windstoß fuhr hernieder und
hob die letzten Nebelschleier, vertrieb sie. Die Atmosphäre
klärte sich; eine klare, ungetrübte Luft war immer das
erste Anzeichen für das Nahen eines der gefürchteten
Säuregewitter.
Breg erreichte den Erdwall, der die Stelle kennzeichnete, wo die
Kuppel in den Boden überging. Erleichtert stellte er fest, daß
alle Luken finster waren. Im Wohnsektor herrschte noch immer Nacht.
Er löste sich von dem Rettungsseil, bedeutete Michael mit
einer Geste, auf ihn zu warten und schritt suchend an der zernarbten
Kuppel entlang. Nach fünfzig Metern entdeckte er das Gesuchte.
Eine Schleuse, die nicht von den Erbauern des Schiffes stammte,
sondern von den Menschen des Baues angebracht worden war. Da solche
Schleusen im Wohnsektor nur in außergewöhnlichen
Situationen benutzt wurden, würde sie nicht bewacht sein.
Breg gestikulierte wild mit den Armen, um Michaels Aufmerksamkeit
auf sich zu lenken. Aber der Junge schien so sehr in die Betrachtung
der über den Himmel ziehenden Lichterscheinungen vertieft, daß
es eine ganze Weile dauerte, bis er auf Breg aufmerksam wurde.
Mit ihm gibt es nur Schwierigkeiten, nichts als Schwierigkeiten,
dachte Breg.
Ein anderes Problem kam nicht von Michael, sondern von der
Schleuse. Sie klemmte. Breg erinnerte sich daran, daß in
letzter Zeit ähnliche Schwierigkeiten in allen Teilen des Baues
aufgetreten waren. Man führte es auf eine Dehnung des Metalls
zurück, hervorgerufen durch eine Hitzewelle, die diesen
Landstrich Europiums im Augenblick heimsuchte. Das war nur ein
schwacher Trost für Breg.
Er mußte nach einer anderen Schleuse suchen, und das kostete
wertvolle Minuten.
Diesmal mußte er fünfhundert Meter zurücklegen,
bis er einen Eingang zum Wohnsektor fand, dessen manuelle Schaltung
sich bedienen ließ. Michael war ihm gefolgt.
Es bereitete Breg keinerlei Schwierigkeiten, die Außenschleuse
zu öffnen. Als sie sich schmatzend hinter ihnen schloß,
kurbelte Breg bereits die Innenschleuse auf. Finsternis. Breg atmete
auf.
Er machte sich nicht erst die Mühe, sich des Druckanzuges zu
entledigen, sondern ergriff Michaels Hand und zog ihn mit sich. Ihre
Schritte hallten über den metallenen Boden, der hier, in den
äußeren Regionen nicht mit einem schalldämpfenden
Material belegt war, aber das kümmerte Breg weniger. Er wußte,
daß hier keine Wachen patrouillierten, die mißtrauisch
hätten werden können.
Das Geräusch ihrer Schritte dämpfte sich bald darauf,
und Breg wußte, daß sie nun bald auf die ersten
Wohneinheiten stoßen würden. Wenige Meter weiter stieß
seine tastende Hand auf einen Widerstand.
Er zog sich mit Michael in den Schutz einer Säule zurück,
dort wartete er darauf, daß es Tag werden würde. Es hatte
keinen Sinn, daß sie in der Dunkelheit durch das Labyrinth der
Wohnsektion schlichen, denn er wußte nicht genau, wo sie sich
befanden. Weit konnte es nicht mehr zu Ex-1634 sein, deshalb konnte
er es riskieren, das letzte Stück während der Helligkeit
zurückzulegen.
Wenn er und Michael von jemandem gesehen werden sollten, so würden
sie durch die Druckanzüge anonym bleiben.
Es wurde hell.
Breg bemerkte an Michael wieder das fassungslose Staunen, mit dem
er schon die Oberfläche von Europium betrachtet hatte. Er mußte
ihn gewaltsam aus seinen Betrachtungen reißen, sonst wäre
er wohl noch längere Zeit hier gestanden, um das Bild der
ineinander verschachtelten Wohnsektionen, die zumeist aus
Raumschiffskabinen zusammengesetzt waren, in sich aufzunehmen.
Aber diese Zeit stand ihnen nicht
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