PR TB 063 Die Tempel Des Todes
begriff
nicht, was ich wollte. „Du bist mein F reund. "
Ich stand auf und blieb vor dem zitternden Jungen stehen.
„Ich brauche einen Lenker meines Gespannes", sagte ich
hart. „Ich will, daß du mir ihn schenkst. "
Nidaba-an ließ die Axt sinken und schien nachzudenken.
„Er hat den Tod verdient. Er wird dich im Stich lassen wie
mich. Willst du dein Leben gefährden?"
Ich lachte auf.
„Enkel des Enlil, mein Leben wimmelt von Gefahren, von deren
Größe nicht einmal deine Klugheit etwas hat.
Ein Krug voller Wasser macht die Überschwemmung des Urudu
nicht größer. Ist es so?"
Er nickte. „So ist es."
„Dann schenke ihn mir. Tote Männer sind unnütz;
lebende Wagenlenker sind selten. Und da er dir lange und gut gedient
hat, wird er auch meine Zugtiere pflegen können. Du schenkst ihn
mir?"
In einer großzügigen Geste warf Nidaba-an die Axt den
Soldaten zu.
„Er gehört dir", sagte er. „Gehe nie mit ihm
auf Löwen ja g d -"
„Nein", versprach ich grimmig. „Ich jage keine
Löwen. Ich jage die Dämonen, von denen die ausgeschickten
Soldaten berichten werden, wenn sie in Uruk sind. "
Ich riß meinen Dolch hervor, wirbelte herum und zerschnitt
die Lederschnüre Ataps. Der junge Mann, der einen schmalen Bart
trug, starrte mich verwirrt an, dann begann er zu verstehen. Er ließ
sich nach vorn fallen, streckte die Hände aus und kroch näher,
indem er sich auf Knien und Ellbogen bewegte. Er legte seinen Kopf
auf meine Sandalen und murmelte immer wieder:
„En-lil-ti... en lil-ti... !"
Er flehte Enlil, den Länderherrn an, mir ewiges Leben zu
schenken. Ich griff in den Stoff seines Hemdes und zog ihn hoch.
„Ich finde dich bei meinem Gespann", sagte ich laut.
„Geh!"
Er taumelte wie ein Betrunkener davon, schwankend und wie
halbblind. Überall entstand ein verblüffendes Schweigen.
Ich steckte den Dolch zurück, beachtete den Gesichtsausdruck
Nidaba-ans nicht und schwang mich seitwärts über den Tisch
mit den Resten des Essens. Ich blieb in der Mitte des Fünfecks
stehen und drehte mich einmal im Kreis.
„Ich", schrie ich laut, „weiß alles!
Ich kenne eure Städte, Stadtkönige, und ich kenne eure
Namen. Deinen, Herrscher von Nippur, Dumu-zi und deinen, Urnimgal,
Stadtkönig von Kish. Ich kenne die Anzahl deiner Sklavinnen,
Nidaba-an, König von Uruk und
die Stärke deines räuberischen Heeres, Agh-ga, König
von Lagash. Auch deinen Palast habe ich nachts durchforscht,
Stadtkönig Lubar-her von Larsa. Ich Lu-Atlan-gal, was soviel
heißt wie: Atlan, der Alleskennende. Ich bin der Mann, von dem
die Sänger zur Leier singen, von dem es heißt, er
durchschaute das Dunkelste gleichermaßen, Weisheit besaß
er, Kenntnis der Dinge allzumal!
Ihr Städtekönige, werdet euch verwundert fragen:
Wer ist dieser mächtige Mann Atlan, der von sich sagt, er
wisse alles?
Hier meine Antwort. Ich bin zu mächtig, um lügen zu
müssen.
Ich bin ein Herrscher wie ihr, aber über ein Volk, das mehr
Köpfe zählt. Mein Volk lebt jenseits der großen
Wüste, auf einer großen Insel im ewigen Wasser, das das
Reich Eas, des Wassergottes ist. Ich bin hierhergekommen, um euch von
diesem Land zu berichten und eines Tages einen langen Zug
auszurüsten, der uns besucht.
Aber - böse Dinge sind geschehen.
Als ich mit meinem wunderbaren Wagen und den drei wilden Hengsten,
begleitet von meinem riesigen goldenen Wolf, auf dem Weg hierher war,
um eure fruchtbaren Ebenen zu durchstreifen, sah ich Dämonen,
die in der Nacht fliegen. Sie raubten aus einem Zug Soldaten von Uruk
zwei Männer und zwei der gefangenen Dam-gar. Diese beiden
Sklavinnen und die zwei Männer werden von den Dämonen
gequält und behandelt wie Opfertiere.
Wer sind die Dämonen?
Sie sind Fremde. Nicht Fremde wie ich, sondern aus einem Land,
viel weiter entfernt. Sie sind nicht weniger mächtig als ich,
und sie kämpfen in der Nacht. Es dauert zu lange, um meine
stolzen Krieger zu holen, also brauche ich Hilfe von euch. "
Ich machte eine Pause und drehte mich zu Nidaba-an um. Das war
mein Fehler.
Das Grollen aus der Kehle Shyrkals warnte mich.
Ich warf mich herum, aber es war zu spät.
Ich hatte meinen Satz kaum beendet, als Enme-en heranstürmte,
einem Soldaten den Speer aus der Hand riß
und, mit einer Hand die Schulter des Soldaten umklammernd, auf
mich schleuderte. Die kupferne Spitze fauchte heran und nagelte den
Stoff meines Hemdes an den Tisch. Der Schaft zitterte nach. Ich
drehte mich halb um, sah aus dem Augenwinkel, wie Nidaba-an
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