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PR TB 063 Die Tempel Des Todes

PR TB 063 Die Tempel Des Todes

Titel: PR TB 063 Die Tempel Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Weibern?" fragte er laut.
    Ich starrte in sein Gesicht, das die Spuren der Erschöpfung
trug. Aber hinter seinen Augen schien ein Feuer angefacht worden zu
sein; er wirkte nicht mehr wie ein einfacher Krieger, sondern wie der
Nachkomme eines Herrschers.
    „Diese, Weiber' werden wir der Obhut Lu-bashers anvertrauen.
Jetzt wird nicht mehr geredet - wir fahren weiter. "
    Eine knappe halbe Stunde später waren die einundzwanzig
Teilnehmer des Zuges auf die sieben Gespanne verteilt. Fünfzehn
Soldaten, ein Wagenlenker, ein Königssohn, drei gefangene Fremde
und ich. So schnell es ging, fuhren wir durch die Nacht.
    Ich behandelte die Wunden der Soldaten, während wir rasteten
und jagten, um Wild für die Bratspieße zu bekommen. Ich
schlief mich aus, sah nach den Gefangenen und bemühte mich
unausgesetzt, den Soldaten das zu vermitteln, was ich unter „Kultur"
verstand.
    Und für Ilku-un beabsichtigte ich eine Sonderschulung.
    Schließlich würde er den Herrscher ablösen.
    Wir fuhren die scheinbar endlose Strecke. Dank des Tempos kamen
wir schnell voran, aber da wir uns noch sorgfältiger verbargen,
hob sich dieser Zeitvorsprung wieder auf. Ich feilte an meinem Plan.
    Und plötzlich...
    Ich erhaschte einen Blick auf die weiße Stadtmauer, auf die
mattgrünen Hügel und die weißen Bauten darauf. Die
aufgehende Sonne strahlte: Das Mosaik, der Widerschein von Gold,
Silber und poliertem Kupfer schuf aus Tempel und Palast zwei
Bastionen des Unirdischen, des Transzendenten. Sah ein Sumerer dieses
Bild, dann glaubte er unumstößlich, daß dort die
Götter wohnten. Und nicht in einer symbolisierten Form, sondern
leibhaftig, mit all ihren magischen Kräften. Und mit sämtlichen
Fähigkeiten,
    die ihnen zugeschrieben wurden. Atap hielt mein Gespann an, und
ich schützte die Augen mit der Handfläche.
    Dann verschmolz das glänzende Bild zu einer Einheit, die fast
unglaublich wirkte. Eine erschreckende Stille hüllte uns ein,
eine lauernde Stille. Das Wasser der Kanäle schien sich in
giftige Säure zu verwandeln. Es wurde dunkler und dunkler. Die
Sonne verschwand. Das Singen von Millionen Insekten wurde hörbar.
Ich schüttelte den Kopf. Eine Vision? Ich glaubte, einen
deutlichen Ruf zu hören - einen Ruf eines Menschen in Not an
mich.
    „Sieh, Atlan", wisperte Atap. „Schamasch
versteckt sich. Etwas Fürchterliches muß geschehen sein. "
    Ich wandte mich um und erkannte, daß die Soldaten ebenso wie
ich gebannt auf das Bild starrten. Ich hob den Arm.
    „Weiter!"
    Die Gespanne ruckten an und wurden schneller.
    Als ob uns eine geheimnisvolle Kraft mit ihrem Feld zum Stadttor
zog, wurden wir ohne Absicht schneller und immer schneller. Am Schluß
j agten wir in einem stechenden Galopp entlang des Heiligen Kanals.
Schaum hing den Halbeseln um die Mäuler, die Zügel
klatschten, und die Hände der Soldaten lagen an den
Schwertgriffen.
    Du kommst zu spät, sagte mein Extrasinn.
    Zu spät? Wofür?
    Mir fiel ein, was Nidaba-an zu mir gesagt hatte, und dicht hinter
dem Stadttor übernahm ich die Zügel.
    „Atap - du bringst die Gefangenen schnell und ohne Aufsehen
in den Tempel. Sage Lu-basher, er solle sie verstecken. Ich komme zu
ihm, sobald ich kann. "
    Dann trieb ich die Hengste an und sprengte in einem mörderischen
Tempo durch die Stadt, die seltsam leer, still und verlassen schien.
Die Wachen machten erst gar nicht den Versuch, mich aufzuhalten. Ich
sprang, den Strahler in der Hand, vom ausrollenden Gespann und
hastete die Treppe zum Saal empor. Ich ahnte, daß dem König
etwas zugestoßen war.
    Ich sollte recht behalten.

URUK
    Er lebte noch, als ich ihn erreichte.
    Während der aberwitzigen Fahrt waren mir einige kühne
Gedanken durch den Kopf geschossen. Ich schleppte ständig eine
technische Ausrüstung mit mir, die ich zu selten anwandte; jetzt
konnte ich sie vielleicht sinnvoll einsetzen. Nidaba-an lag in dem
kleinen Saal, den ich kannte, auf einem Lager. Am Boden lag eines der
Mädchen: tot. Ein zweites krümmte sich auf dem geflochtenen
Schilf und flüsterte ständig etwas vor sich hin.
    Ich sah mich blitzschnell um.
    Acht Soldaten, Ti-annar und der Siegelbewahrer.
    „Soldaten - bringt die beiden Männer hinaus und bewacht
sie. Bleibt draußen stehen. "
    Ich stürzte, während ich die Augen Nidaba-ans auf mir
fühlte, zu dem Mädchen hin. Ich hielt ihren Kopf und
näherte mein Ohr ihren Lippen. Sie waren zerbissen und blutig,
und in den Mundwinkeln hingen dünne Blutfäden. Das Flüstern
ging in ein Gurgeln über.

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