PR TB 064 Männer Fur Lacertae
säuselte:
»Ach, wie interessant! Da können Sie gleich bei mir
anfragen.«
Graybound schalt sich einen Narren, keine bessere Ausrede gefunden
zu haben.
Ernesto hatte keine Veranlassung, sich einen Narren zu nennen.
Mabel und Helen zogen ihn in das Gemeindehaus. Es war leer, nur in
der Mitte stand eine lange Tafel mit Stühlen für fünfzig
Personen. Dann gab es noch eine niedrige Bühne mit einem
Bastvorhang. An den Seitenwänden vervollständigten roh
gezimmerte Anrichten und
Schränke das Mobiliar.
»Wie gefällt es Ihnen?« erkundigte sich Helen.
Sie sah entzückend aus mit ihren Shorts und dem straff sitzenden
Hemd. »Hier feiern wir unsere Feste oder halten Versammlungen
ab. Ist immer lustig.«
»Ohne Tanz kann so etwas nicht lustig sein«, sagte
Mabel. »Aber das wird sich nun ändern. Wieviel Mann hat
die Mannschaft eures Schiffes?«
Ernesto legte die Pakete vorsichtig auf den Tisch, um die Hände
endlich frei zu bekommen.
»Insgesamt zwölf, hübsches Kind. Wie heißt
ihr denn?«
»Ich bin Mabel, und das ist Helen. Wir fangen die Fische für
die Kolonie. Jeder hat seine bestimmte Aufgaben. Ich habe einen Sohn,
Jimmy. Er ist zwei Jahre alt.«
»Sieh mal an!« sagte Ernesto, dem nichts anderes
einfiel. »Einen Sohn. Natürlich von John?«
»Von wem denn sonst?« hielt Helen ihm entgegen. »Ich
habe eine Tochter von John. Sie heißt Doris. Hübscher
Name, nicht wahr?«
»Fast so hübsch wie Helen«, stotterte Ernesto,
dem allmählich der Gesprächsstoff ausging. Dann aber faßte
er sich ein Herz und nahm Helen und Mabel beim Arm. »Kinder,
wie war’s denn, wenn ihr mir mal eure Hütte zeigen würdet.
Ich finde es hier in dem großen Saal recht ungemütlich.«
Die Frauen ließen sich das nicht zweimal sagen.
Leutnant Goman hatte ein Erlebnis anderer Art.
Mit einem drohenden Seitenblick auf die herandrängenden
Mädchen bahnte sich die rothaarige Jägerin einen Weg, bis
sie vor dem Leutnant stand. Sie stemmte die Arme in die Hüften.
»Ja, wen haben wir denn da?« sagte sie mit tiefer
Stimme und blickte Goman in die Augen. »Einen Mann, einen
richtigen Mann!« Sie nahm seine Hand. »Komm mit.«
Er versuchte, stehenzubleiben.
»Aber, Miß. Mein Kommandant. Wir haben Befehl.«
Sie winkte verächtlich ab.
»Keine Sorge, Kleiner.«
Goman wurde mitgezerrt. Die anderen Frauen wagten es nicht, ihn
aus dem eisernen Griff Angelas zu befreien. Sie wußten aus
Erfahrung, daß sie eine Beute niemals freigab.
Es dunkelte bereits, als Captain Graybound erneut Verbindung zur
THUNDERBOLT aufnahm.
»Hören Sie, Graybound, was ist denn eigentlich los?
Wenn Sie schon Feste feiern, warum sollen wir dann im Schiff hocken
und uns alte Filme ansehen? Ich werde auch kommen.«
Graybound war ein Feind aller Ungerechtigkeit, außerdem
hatte er in den vergangenen Stunden einwandfrei feststellen können,
daß er und seine Leute sich unter Freunden befanden. So fiel es
ihm nicht schwer, zu antworten:
»Also gut, Klewobart. Nehmen Sie sich die restlichen Männer
und kommen Sie her. Man wird Ihnen eine Abordnung entgegenschicken.
Die Mausbiber sollen an Bord bleiben. Verschließen Sie die
Außenluke.«
»Klarer Fall«, gab Klewobart zurück.
Graybound lag noch immer auf der Couch, bis zum Rand mit Tee und
Kuchen angefüllt. Er konnte sich kaum noch rühren. Eifrig
rannte Mrs. Dilldap in dem Raum hin und her, bis sie endlich die
versteckte Flasche Wein fand. Sie schenkte ein.
»Den machen wir selbst«, berichtete sie. »Probieren
Sie.«
Graybound tat es, mißtrauisch und voller Skepsis. Aber dann
begann er über das ganze Gesicht zu strahlen und leerte das Glas
in einem Zug.
»Ausgezeichnet, Mrs. Dilldap, ganz ausgezeichnet. Ein guter
Tropfen. Und das hier.?«
»Das Klima, mein Freund, das Klima. Da muß jeder Wein
gut werden. Wir machen ihn aus Beeren, die hier wachsen. John brennt
auch Schnaps davon.«
Graybound richtete sich auf, denn nun hinderte sie ihn nicht
daran.
»Warum ist dieser sagenhafte John noch nicht aufgetaucht? Er
muß doch unser Schiff bemerkt haben? Hat er vielleicht Angst?«
»John hat nie Angst«, sagte Mrs. Dilldap empört.
»Er ist ein Mann!«
»Ja, und dazu noch der einzige hier«, stimmte
Graybound ihr zu.
»Gestatten Sie mir eine etwas indiskrete Frage, verehrte
Mrs. Dilldap?«
»Fragen Sie nur. Wir kennen uns nun gut genug, um offen
miteinander reden zu können.«
»Meine ich auch. Dieser John. um ehrlich zu sein, im ersten
Augenblick hätte ich ihn ja um seine Lage beneiden
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