PR TB 064 Männer Fur Lacertae
Würdest du dafür sorgen, daß
der Gemeindesaal hergerichtet wird? Wie zum Jahresfest. Du kannst
Hermeline und Hilde mitnehmen, sie sollen dir helfen.« Sie
wandte sich erklärend an Graybound: »Wir haben immer unser
Jahresfest, müssen Sie wissen. Dann feiern wir den Tag, an dem
John zurückkehrte und unsere neue Ordnung begann. Es war die
Geburt der Kolonie.«
»Aha«, machte Graybound verständnislos und stieß
Goman in den Rücken, um ihn ein wenig von den Mädchen
abzulenken. »Und was feiern Sie heute?«
»Ihre Ankunft!« rief Mrs. Dilldap begeistert und
klopfte dem überraschten Captain herzhaft auf die Schultern.
»Was denn sonst?«
Leutnant Szissor unterhielt sich angeregt mit einer jungen Frau,
die sich ihm einfach als Carol vorgestellt hatte. Es ergab sich dabei
wie von ungefähr, daß sie ein wenig abseits gingen, bis
Leutnant Szissor plötzlich bemerkte, daß er im Vorgarten
eines hübschen, kleinen Bungalows stand. Die Büsche
verdeckten die Sicht auf den Kirchplatz.
Ehe der Leutnant sich’s versah, hing Carol an seinem Hals
und küßte ihn. Er war so überrascht, daß er
sich nicht einmal wehrte, und Sekunden später hatte er auch
nicht mehr die Absicht, sich zu wehren.
Graybound schnappte indessen nach Luft.
»Bitte, keine Umstände wegen uns, Mrs. Dilldap, Miß
Griwers.
Wir freuen uns, Sie gefunden zu haben, warum ein Fest? Wir machen
Ihnen nur Arbeit.«
Ann lächelte maliziös und schielte in Richtung von Mrs.
Dilldap.
»Aber, wer spricht denn von Arbeit, Captain? Es ist uns ein
Vergnügen. Dürfen wir Ihnen nun unsere Kirche und unsere
Häuser zeigen? Ihr Koch kann sich inzwischen mit Mabel und Helen
ins Gemeindehaus begeben und ihnen bei der Zubereitung des Festmahls
helfen.« Sie runzelte die Stirn. »Er ist doch ein guter
Koch, hoffe ich?«
»Ein sehr guter Koch«, bestätigte Graybound.
Ernesto hakte die beiden Mädchen unter und verschwand mit
ihnen in Richtung eines langgestreckten Holzgebäudes, das
unmittelbar neben der Kirche stand.
Goman und Williams blickten ihm neiderfüllt nach.
»Koch müßte man sein«, knurrte Goman.
Williams nickte, und dann vermißte er Szissor. Aber er sagte
nichts und folgte Graybound, den Mrs. Dilldap untergehakt hatte und
mitzog. Erst als ihn Mary Geldern vor einem Gartentor, hinter dem die
beiden verschwanden, am Arm festhielt, blieb er stehen. »Was
ist denn?«
»Die beiden wollen sich unterhalten, Leutnant. Müssen
Sie denn da unbedingt stören?«
Williams wurde verlegen.
»Oh, das wollte ich natürlich nicht, Madam. Was soll
eigentlich das alles? Ich dachte, Sie wollten uns die Siedlung
zeigen.«
Mary nickte eifrig.
»Genau das haben wir auch vor. Kommen Sie mit. Ich heiße
übrigens Mary. Aber das sagte ich Ihnen ja bereits schon.«
»Wie soll man sich das alles merken«, knurrte Williams
und folgte ihr.
Natürlich zeigte Mary ihrem Gast zuerst ihr eigenes Haus.
Graybound bemühte sich, jede Stunde Funkverbindung zu
Klewobart aufzunehmen und ihn darüber zu informieren, daß
alles in bester Ordnung sei. Während er sprach, lag er auf Mrs.
Dilldaps Couch in ihrem kleinen Haus und ließ sich verwöhnen.
Auf dem
Tisch stand eine Tasse mit einer dampfenden Flüssigkeit, die
sie als Tee bezeichnete. Daneben, auf einem Teller, Kuchen.
»Es ist so selten, daß ich Herrenbesuch erhalte«,
erklärte sie überglücklich, denn sie war der festen
Überzeugung, daß Captain Graybound, der eingefleischte
Junggeselle, freiwillig bei ihr weilte und blieb. »Das muß
gefeiert werden! Sie müssen wissen, daß es manchmal in
unserer Kolonie etwas einsam ist. John ist viel unterwegs, nicht
immer allein. Und Ann.« Sie zögerte. »Ann ist der
Boß.«
Sie sagte »Boß«, nicht etwa »Anführerin«
oder »Chefin«.
»Sie leitet die Kolonie, nicht John Brock?« wunderte
sich Graybound ehrlich. »Eine Frau?«
»Das ist sie«, bestätigte Mrs. Dilldap überzeugt.
»Und Frauen sind schließlich hier tonangebend. Daran
müssen Sie sich gewöhnen.«
Er wollte sich aufrichten, wurde aber mit sanfter Gewalt wieder
zurückgedrückt.
»Sie bleiben doch noch bei uns?«
Er nickte.
»Sicher, ein paar Tage. Schließlich haben wir eine
Aufgabe zu erfüllen.«
»Welche denn?«
Es erschien Graybound ziemlich sinnlos, sie darüber
aufzuklären, daß sie eigentlich einen Toten suchten. Was
wußten diese Frauen schon von Ernst Ellert? Nichts, gar nichts.
Sie bedeuteten keine Hilfe.
»Vermessungen«, sagte er nur.
Mrs. Dilldap verdrehte die Augen und
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