PR TB 065 Die Welt Der Glückseligen
ziemlich
fertig, allerdings von der Flasche Whisky, die ich aus dem Hotel
mitgenommen habe. Jetzt darf ich mir eine neue besorgen.“
Er fluchte unterdrückt.
Marat kannte seinen Partner genau; deshalb vermochte er sich gut
vorzustellen, wie schwer es McKay gefallen sein mußte, seinen
kostbaren Whisky zu opfern.
„Damit wirst du noch etwas warten. Ich habe inzwischen mit
dem Administrator konferiert und erreicht, daß er uns keine
Hindernisse in den Weg legt. Genauer Bericht später. Du kommst,
so schnell es geht, zum Projekt Positrel, Bauleitung. Ich bin in etwa
zehn Minuten dort. Ende.“
Marat startete den Gleiter, steuerte ihn auf den roten
Mittelstreifen der Straße, der für Selbstfahrer
reserviert war, und beschleunigte sofort mit Höchstwerten. Der
blaue Fairbanks scherte ebenfalls auf den Selbstfahrerstreifen und
versuchte, ihm zu folgen.
Marat lächelte ironisch.
Nach wenigen Minuten hatte er seine Verfolger abgehängt.
Gegen die Leistungsreserven des Catalani kam der Fairbanks nicht an.
Er brauchte nicht einmal ganze neun Minuten bis zu der riesigen
Baustelle, auf der an der Fertigstellung des Projekts Positrel
gearbeitet wurde. Die Anlage glich mehr einem Sanatorium als einem
Werk für positronische Elemente. Sie war angelegt wie eine
gigantische Arena, mitje zwei parallel verlaufenden Trakten an den
gegenüberliegenden Seiten des Rundbaues. Im freien Innenraum
würde später eine Parkanlage entstehen; in der Mitte ragte
bereits das Stahlplastikskelett des künftigen Freizeithauses in
die Höhe. Dort sollten die Wissenschaftler und Techniker einen
Speisesaal erhalten sowie Laboratorien, eine Bibliothek, ein
Hallenbad und diverse Unterhaltungsräume fürjeden
Geschmack.
Jean Pierre Marat wußte aus den Informationen, die Adams
ihnen zugänglich gemacht hatte, daß die Kraftstationen und
die Produktionspositronik unterirdisch installiert werden sollten.
Der Betrieb würde vollautomatisch laufen, gesteuert von der
Produktionspositronik, die sich an der Marktlage, den Umsätzen
und speziellen Bedürfnissen orientierte und die Fabrikation
dementsprechend regulierte. Die Techniker hatten die Aufgabe, alle
Funktionen zu überwachen, während die Wissenschaftler neue
Produktionsprogramme ausarbeiteten - wiederum in Zusammenarbeit mit
der Hauptpositronik -, an Verbesserungen arbeiteten und
Grundlagenforschung durchführten. Im 25. Jahrhundert warjeder
Großbetrieb gleichzeitig ein Forschungsinstitut.
Marat hielt den Gleiter an und beobachtete die Arbeiten. Positrel
war im Rohbau fertig. Auch der Maschinenpark war zum größten
Teil bereits installiert. Die Schwierigkeiten hatten sich eigentlich
erst ergeben, als man die positronischen Arbeitseinheiten einbauen
wollte.
Marat fragte sich, wer oder welche Interessengruppe verhindern
wollte, daß Positrel produzierte. Die Wirtschaft im Solaren
Imperium war so kompliziert strukturiert, daß man bereits vor
zwei Jahrhunderten eine zentrale Koordinierungsstelle in Terrania
eingerichtet hatte. Außerdem konnte sich niemand mehr am Gewinn
der Betriebe bereichern. Es war schwer einzusehen, wer unter diesen
Umständen in Positrel eine Konkurrenz sehen sollte.
Marat zuckte die Schultern. Theoretisch ließ sich das
Problem kaum lösen. Er startete erneut und fuhr zu dem großen
Fertigbau, in dem die Bauleitung untergebracht war.
Der Chefingenieur führte gerade ein Visiphongespräch,
als Marat sein Arbeitszimmer betrat. Der Arbeitstisch quoll förmlich
über von Materiallisten und Detailzeichnungen. An einer Wand
befand sich der Übersichtsplan des Projektes.
„Keine Ausreden!“ schrie der Chefingenieur in den
Sendeteil des Visiphons. „Wir brauchen den neuen
Impulsverteiler bis spätestens fünfzehn Uhr dreißig.
- Ja, heute! Was? - Ich habe Ihnen doch gesagt, daß das
gelieferte Gerät unbrauchbar ist. Die Sektorimpulse werden
ständig vertauscht. Ich kann doch wohl erwarten, daß Sie
einwandfreie Qualität liefern!“
Wütend hieb er mit der Faust auf die AUS-Platte. Dann sah er
hoch und entdeckte den Detektiv.
„Was suchen Sie denn hier? Wer sind Sie überhaupt?“
fragte er. Seine Laune war offenbar nicht die beste.
Jean Pierre neigte lächelnd den Kopf.
„Marat ist mein Name. Der Administrator ...“
Der Chefingenieur stand langsam auf.
„Ach, der sind Sie ...!“ Er musterte Marat wie ein
exotisches Geschöpf. „Ja, der Administrator hat
michverständigt. Ich heiße Contelli.“
Er streckte die Hand aus, und Marat drückte sie
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