PR TB 065 Die Welt Der Glückseligen
Argument, die Erbauer dieser Stadt
könnten ein der Menschheit unbekanntes technisches Verfahren zur
paramechanischen Ortsveränderung kennen.
Pedantisch genau überprüfte er danach die Wände.
Sie waren Realität, ebenso wie das Fenster, das plötzlich
erschien, als er die nach außen gelegene Wand berührte.
Zum erstenmal konnte Jean Pierre Marat einen Blick aus dem
Scheibenhaus nach draußen werfen. Er schätzte, daß
er sich etwa in der zehnten Etage befand. Auf der Straße und
vor den anderen Häusern war noch immer kein Anzeichen dafür
zu erkennen, daß die Stadt überhaupt bewohnt war.
Marat begriff das nicht.
Es gab keinerlei Anzeichen von Verfall, Unordnung
oder einer überstürzten Flucht der Bewohner, zum
Beispiel vor einem Feind. Und eine Stadt hatte doch keinen Sinn, wenn
sie nicht bewohnt wurde.
Er stöhnte und strich sich über die Stirn. Sein Schädel
brummte von den zahllosen Eindrücken und Problemen, die auf ihn
eingestürmt waren.
Plötzlich zuckte er zusammen.
In den Grünanlagen des gegenüberliegenden Hauses war
eine Bewegung gewesen, schemenhaft zwar nur, aber doch so, daß
er sie sich nicht nur eingebildet haben konnte.
Marat schaute genauer hin. Doch die Bewegung wiederholte sich
nicht. Er verwünschte die hohen Sträucher, als sich drüben
das Portal öffnete und kurz darauf wieder schloß. Von
seinem Standort aus hatte Marat nur den oberen Rand der Tür
beobachten können und deshalb nicht gesehen, ob und wer oder was
das Gebäude verlassen oder betreten hatte.
Jean Pierre Marat wandte sich nervös um. Er brannte darauf,
einem Bewohner dieser seltsamen Stadt zu begegnen. Um den Ausgang der
Begegnung sorgte er sich nicht. Es war schwer vorstellbar, daß
Wesen, die dies alles geschaffen hatten, in einem anders gestalteten
Intelligenzwesen sofort einen Feind erblicken würden.
Die Frage war nur, wie kam er aus diesem Zimmer ohne Türen
hinaus?
Zögernd und ohne Hoffnung auf Erfolg versuchte er, sich auf
die Eindrücke zu konzentrieren, die das Mosaik der Mittelhalle
in ihm ausgelöst hatte.
Im nächsten Moment stand er in der Halle.
Marat verdrängte die alten Fragen über das Wie des
Vorgangs. Er hatte nur ein Ziel:jenes Wesen einzuholen, dessen
Bewegung er beobachtet hatte.
Nachdenklich musterte er die Transmitteröffnungen. Aus
welcher war er gekommen? Er konnte doch nicht alle vierunddreißig
Möglichkeiten durchprobieren.
Schließlich glaubte er die richtige Öffnung gefunden zu
haben. Doch da es sich um Einwegtransmitter handelte, befand sich das
abwärts gepolte Parafeld entweder neben dieser Öffnung oder
gegenüber. Marat entschied sich für die gegenüberliegende
Öffnung. Entschlossen trat er ein - und fand sich im praktisch
gleichen Augenblick in der Erdgeschoßhalle wieder, erkennbar
durch das Portal.
Von nun an liefMarat. Kaum hatte das Portal sich vor ihm geöffnet,
rannte er über die Straße und auf das gegenüberliegende
Haus zu. Halb unbewußt nahm er dabei noch wahr, daß es
kleiner war als das, aus dem er kam.
Auch hier öffnete sich das Portal automatisch vor ihm.
Langsam schritt er in die Halle. Sein Blick ruhte auf dem Mosaik des
Bodens. Er sah wieder nur abstrakte Muster, aber vor seinem geistigen
Auge formten sich wiederjene Eindrücke, die wegen des Fehlens
entsprechender Begriffe unbeschreiblich blieben.
Nur eines verwunderte Marat: Die Eindrücke waren anders als
in dem ersten Gebäude. Er hatte gedacht, sie seien überall
gleich, damit sichjeder Stadtbewohner injedem Haus zurechtfinden
konnte. Entweder verfügten die Unbekannten über einen
unwahrscheinlichen Orientierungssinn, oder sie pflegten sich nicht zu
besuchen.
Marat musterte die Transmitteröffnungen. Leider konnte man
ihnen nicht ansehen, welche gerade benutzt wurde oder benutzt worden
war. Wie sollte er herausbekommen, wo er den Fremden finden konnte?
Jean Pierre Marat wurde aus seinem Grübeln aufgeschreckt, als
hinter ihm ein Geräusch ertönte. Ihm folgte ein Schrei.
Marat fuhr herum - und blickte in Jovilla Thusas weitaufgerissene
Augen ...
„Piere...!“
Marat spürte, wie das Gefühl der Freude über die
Begegnung gleich einer heißen Woge durch seinen Körper
schoß. Er trat auf Jovilla zu. Plötzlich lag sie in seinen
Armen und schluchzte und lachte abwechselnd.
Nach einer Weile ergriff er ihre Handgelenke, löste die
Umarmung und schob Jovilla Thusa ein Stück von sich weg.
„Jovilla!“ flüsterte er. „Ich kann es kaum
fassen. In einer Ruinenstadt habe ich
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