PR TB 066 Supernova
aus. Mit
allen Mitteln, die Ihnen zur Verfügung stehen. Nehmen Sie an,
man greift Sie auf und verhört Sie. Was wissen Sie? Was haben
Sie zu sagen? Woraus kann man Ihnen einen Strick drehen?«
Shink biß sich auf die Unterlippe.
»Schon recht«, gab er schließlich zu. »Bleibt
nur die Unannehmlichkeit des Verhörs, für die.«
»Für die ich Sie mehr als angemessen bezahle.«
Shink machte sich auf den Weg zum Register. Stoke begab sich
inzwischen zu der Filiale einer der städtischen Banken, die sich
im Foyer des Hauptempfangsgebäudes befand, und hob
achthunderttausend Einheiten josaphischer Währung ab, teils in
Anweisungen, teils in Barmarken, die von der Handelsmission hierher
überwiesen worden waren. Shink erschien nach vierzig Minuten
wieder auf der Szene und überreichte Stoke einen zweiten
Behälter, der mit winzigen Bandspulen gefüllt war.
»Das Log der Olbr-Am«, kommentierte er. »Jede
einzelne Eintragung bis etwa fünf Jahre zurück.«
Stoke zahlte die vereinbarten fünftausend Einheiten für
die Beschaffung des Charterschiffes und weitere eintausend für
das Log. Sein Gepäck befand sich bereits an Bord der Schönen
Susie. Shink nahm ein reichlich bemessenes Trinkgeld für den
Mann in Empfang, der die Sachen aus dem Hotel geholt hatte.
Danach hatte er es eilig, sich zu verabschieden; aber Stoke hielt
ihn zurück.
»Ich bin in spätestens fünf Tagen wieder hier«,
versicherte er dem Anwalt. »In der Zwischenzeit habe ich einen
Auftrag für Sie!«
Shink verzog das Gesicht.
»Seitdem ich Sie kenne, habe ich mich in mehr mulmige Sachen
eingelassen als sonst in zehn Jahren«, beschwerte er sich.
»Aber schießen Sie nur los!«
»Entweder die Polizei oder Kara Ling haben meine Sachen mit
Beschlag belegt«, erklärte Stoke. »Ich wurde
freigesprochen, also gehören die Dinge mir - eingeschlossen die
rund viertausend Einheiten, die ich in Marken bei mir trug. Teilen
Sie das Geld so ein, daß die Polizisten, Kara Ling und Sie
selbst befriedigt sind, aber beschaffen Sie mir das Zeug. Alles - bis
auf die zerfransten Zigarren aus meiner Jackettasche.«
Shink lächelte.
»Sie lassen nach«, stellte er fest. »Das ist der
angenehmste Auftrag, den ich bisher von Ihnen erhalten habe.«
»Das freut mich«, bemerkte Stoke sarkastisch. Eine
halbe Stunde später befand er sich an Bord des Charterschiffes.
Der Kapitän, Mark Lolitch, war ein dürrer, hoch
aufgeschossener Mann von unbestimmbarem Alter und jener schwer
aufzutauenden Verschlossenheit, wie sie für Menschen, die den
größten Teil ihres Lebens in der Einsamkeit des Raumes
zugebracht haben, manchmal typisch ist. Der Topsider war ungewöhnlich
klein für seine Rasse, kaum einen Fingerbreit größer
als Stoke Derringer, jedoch stämmig und weitaus mehr aus sich
herausgehend als sein Vorgesetzter. Er hieß Lagkruch und trug
sich nach terranischer Mode, was zur Voraussetzung hatte, daß
sein Echsenschwanz schon in frühester Jugend gestutzt und durch
ein Antibiotikum am Wachsen gehindert worden war. Es gab viele
Topsider, die sich dieser Operation unterzogen, um dem Odium zu
entgehen, das mit dem weitverbreiteten Spottnamen »Geschwänzter«
einherging.
Das Schiff hatte eine Kapazität von sechs Passagieren. Stoke
erhielt drei aneinander grenzende Kabinen, deren Verbindungstüren
geöffnet worden waren, so daß er über eine
ansehnliche Suite verfügte. Er regelte zunächst die
finanziellen Dinge und erreichte dadurch, daß Lolitch etwas
zugänglicher wurde. Dann bat er, daß ihm ein Bandlesegerät
gebracht werde, und trug dem Kapitän auf, in Richtung WABRA zu
starten und die Geschwindigkeit unter sechzig Prozent Licht zu
halten. Lolitch nahm die Anweisung wortlos entgegen, obwohl ihm
klargeworden sein mußte, daß Stoke wenigstens im
Augenblick noch keine Ahnung hatte, wohin die Reise gehen sollte.
Stoke machte sich unverzüglich ans Abhören der Bänder,
die Shink Ool ihm aus dem Hafenregister besorgt hatte. Er begann mit
einem, das Eintragungen aus dem letzten halben Jahr enthielt, weil er
annahm, daß Astram Olbrich die Entdeckung, über die den
Geheimdienst zu
informieren er so in Eile gewesen war, vor nicht allzu langer Zeit
gemacht hatte. Stoke erwartete nicht, Hinweise auf die Entdeckung
selbst zu finden. Wer immer daran interessiert war, daß
Olbrichs Geheimnis ein Geheimnis blieb, hatte das Originalband ohne
Zweifel schon längst so präpariert, daß es keine
verräterischen Informationen enthielt. Stoke wollte wissen, in
welchen
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