PR TB 066 Supernova
Gegenden des Universums die Olbr-Am sich herumgetrieben
hatte. Mit dieser Kenntnis versehen, würde er seine eigene Suche
veranstalten.
Vom Band hörte er die Stimme eines Mannes, den er für
Astram Olbrich selbst hielt. Olbrich sprach Interkosmo. Er war
sachlich und präzise in seinen Angaben. Er sprach kräftig,
jedoch langsam. Stoke machte Aufzeichnungen, während das Band
ablief.
Es stellte sich heraus, daß Olbrich in Malajochit gehandelt
hatte, wie so mancher andere unter seinen Rassegenossen. An einigen
Stellen fanden sich Hinweise auf ein Ausweichmanöver, das die
Olbr-Am im Raumsektor Malajo zu fliegen gezwungen gewesen war, und
Stoke gelangte zu dem Schluß daß die großen
Gesellschaften, die die Malajochit-Lager ausbeuteten, die Konkurrenz
kleiner Einzelunternehmer ungern sahen. Der Gedanke kam ihm, daß
Olbrichs gewaltsamer Tod und die Sprengung seines Schiffes gar nichts
mit der geheimnisvollen Entdeckung zu tun haben mochten, sondern von
Gangstern inszeniert worden waren, die im Auftrag einer der großen
Malajochit-Interessengruppen handelten. Dann jedoch fiel ihm der
Springer wieder ein, den er an Bord der Olbr-Am getroffen hatte, und
die Idee verflüchtigte sich.
Er nahm zur Kenntnis, daß ein verhältnismäßig
modernes Schiff wie die Olbr-Am für die Distanz von sechshundert
Lichtjahren zwischen Josaph und Malajo die erstaunlich lange Zeit von
dreißig Tagen Standardrechnung brauchte. Er konsultierte eines
der Informationsbänder, die zur Ausstattung seiner kleinen
Kabinenbibliothek gehörten, und erfuhr, daß ein Schiff von
Josaph oder einer der benachbarten Welten nach Malajo mehr als das
Doppelte der Minimaldistanz zurückzulegen hatte, weil der gerade
Weg durch eine Dunkelwolke verbaut war. Die Wolke, am Nordrand des
Heuhaufens gelegen, war von beachtlichem Umfang und, wie die
Statistiken der Vergangenheit auswiesen, eine Raumschiffalle ersten
Ranges. Im Innern der Wolke tobten Magnet- und Gravitationsstürme
von solcher Intensität, daß die sie begleitenden
hyperenergetischen Effekte ausreichten, um linearfliegende Fahrzeuge
in den Einstein-Raum zurückzureißen. Im Einstein-Raum
waren sie hilflos, weil die Stürme selbst die höchstentwickelten
Methoden der Astrogation unbrauchbar machten. Die Rückkehr in
den Linearraum verbot sich aus demselben Grund, aus dem der
Linearflug unterbrochen worden war. Geschwindigkeiten höher als
zehn Prozent Licht ließen sich wegen der bedeutenden
Materiedichte im Innern der Wolke nicht erzielen. Ein Schiff, das im
Bereich der Wolke zum Auftauchen aus dem Linearraum gezwungen wurde,
war verloren.
Der Verkehr zwischen den Welten im Josaph-Sektor und dem Planeten
Malajo wickelte sich daher über einen Kurs ab, der in weitem
Bogen nördlich der Dunkelwolke vorbeiführte. Auf der
Südseite der Wolke stand ein F5-Stern namens KOLIKON mit
achtundzwanzig Planeten, von denen drei besiedelt waren. Die
Einwohner waren Nachkommen akonischer Auswanderer, die sich dort vor
rund elf tausend Jahren niedergelassen und alle Verbindungen mit dem,
was hinter ihnen lag, abgebrochen hatten. Sie waren auch jetzt noch
isoliert. Sie besaßen interplanetarische Raumschiffe, wagten
sich aber niemals aus ihrem eigenen System hervor und wehrten fremde
Eindringlinge mit Nachdruck ab. Man nannte sie Kolikonen und wollte,
da es auf keiner ihrer Welten etwas gab, womit sich ein
gewinnbringender Handel hätte treiben lassen, nichts mit ihnen
zu tun haben.
Solcherweise informiert, wandte Stoke sich wieder dem Log der
Olbr-Am zu und stellte fest, daß sie im Verlauf des vergangenen
halben Jahres einen Flug nach Malajo durchgeführt hatte, bei dem
sie noch länger als üblich unterwegs gewesen war. Zwei
aufeinanderfolgende Eintragungen im Log enthielten Raumkoordinaten,
die besagten, daß die Orte, an denen die Eintragungen gemacht
worden waren, nicht weiter als achtzig Lichtjahre voneinander
entfernt
lagen. Die normale Reisegeschwindigkeit des Schiffes zugrunde
gelegt, hätten zwischen den Eintragungen nicht mehr als vier
Tage verstreichen dürfen. Die Zeitangaben auf dem Band besagten
jedoch, daß Astram Olbrich von einem Punkt zum andern mehr als
zehn Tage gebraucht hatte.
Mit stetig wachsender Erregung hörte Stoke das Band zu Ende
und stellte fest, daß die Olbr-Am nur dieses eine Mal von ihrem
Kurs abgewichen zu sein schien. Er spulte das Band zurück und
spielte die kritischen Eintragungen ein zweites Mal ab.
Es gab keinen Zweifel. Wenn Astram Olbrich eine
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