PR TB 066 Supernova
verbrannter Kleidung.
Die Beleuchtung flammte auf und tauchte den Trichter in blendend
helles Licht. Shink Ool hatte schließlich begriffen, worum es
ging. Stoke eilte durch einen der Antigravschächte nach unten.
Der fremde Eindringling lag zwei oder drei Schritte vor der Tür,
die hinab zum Trichterstiel führte. Er war ein Springer. Stokes
Schuß hatte ihn in die Kante zwischen Hals und Schulter
getroffen. Er war tot.
Shink Ool tauchte auf.
»Sie sind uns also auf die Schliche gekommen«,
bemerkte er sachlich. »Was er wohl wollte?«
Stoke lachte bitter.
»Uns den Hals abschneiden, was sonst?«
Shink sah sich um.
»Dann war er auf dem falschen Weg, nicht wahr? Er wollte zum
Ausgang!«
Stoke rief sich die Szene in Erinnerung zurück, die er
gesehen hatte, als er sich zum erstenmal über die Balkonbrüstung
beugte. Shink hatte recht. Der Mann war auf dem Weg zum Ausgang
gewesen. Plötzlich kam ihm ein Gedanke, der ihm das Blut in den
Adern stocken ließ. Er packte den Akonen bei der Schulter und
stieß hervor:
»Ins Fahrzeug! Rasch.!«
Er wirbelte den Verwachsenen herum und schob ihn vor sich her auf
den Antigrav zu. Sie glitten rasch in die Höhe und verließen
den Schacht auf der Etage, auf der sich der Ausgang zur Parkrampe
befand. Sie stolperten hinaus und schwangen sich in aller Hast in den
Gleiter. Stoke nahm sich keine Zeit, sich anzuschnallen. Er startete
den Motor und hob das Fahrzeug ab. Er verzichtete auf die
Bequemlichkeit der Rampe, sondern steuerte den Gleiter mit
aufheulendem Antigrav geradeaus in die Nacht.
Sie waren noch keine fünfhundert Meter weit gekommen, da
blitzte es hinter ihnen auf. Ein gewaltiger Feuerball erhellte die
Nacht zum Tage. Sekunden später erfaßte die Schockwelle
einer gewaltigen Explosion das einsame Fahrzeug und rüttelte es
durcheinander. Stoke ging auf fünfhundert Meter Flughöhe
und fand es dort leichter zu manövrieren.
Sie schauten zurück. Da, wo bis vor wenigen Augenblicken noch
ein stattliches Landhaus in akonischem Stil gestanden hatte, gähnte
jetzt ein Krater, dessen Ränder dunkelrot glühten.
»O verdammt«, stöhnte Stoke.
Es war zum zweitenmal, diesmal endgültig, seiner
Habseligkeiten beraubt.
7.
Von da an war ihm klar, daß ihm der Gegner auf Josaph keine
Sekunde lang mehr Ruhe lassen würde. Es war Zeit, daß er
selbst zur Offensive überging und sich vom Objekt einer höchst
erbarmungslosen Jagd zur Position des Mannes beförderte, der die
Fäden in der Hand hielt.
Dem Feind lag offenbar nichts an einer zivilisierten,
diplomatischen Lösung des vorliegenden Problems. Er machte keine
Anstalten, den unerwünschten Neugierigen zu bestechen oder auf
seine eigene Seite zu ziehen. Es ging ums Ganze. Erst wenn der
Störenfried beseitigt war, würde Freude durch Handel wieder
freier atmen.
Stokes Plan für das weitere Vorgehen war alles andere als
ausgefeilt. Aus Mangel an wahrer Einsicht in die Dinge war er darauf
angewiesen, die Initiative dort zu ergreifen, wo er Aussicht hatte,
den Gegner noch nervöser zu machen und womöglich zu einer
Unvorsichtigkeit zu verleiten, die ihm dann dazu verhelfen mochte,
die nötige Einsicht zu gewinnen.
Er dirigierte den Gleiter in südöstlicher Richtung
querfeldein und wandte sich an den Akonen.
»Es ist Ihnen klar«, leitete er ein, »daß
wir auf Josaph nicht mehr sicher sind?«
Shink seufzte.
»Leider. Hätte ich mich nur nie mit Ihnen eingelassen.«
»Unsinn«, wies Stoke ihn zurück. »Sie haben
ein Mordsgeschäft gemacht und Ihr Geld irgendwo angelegt, wo es
keiner anrühren kann. Sie sind der letzte, der einen Grund hat,
sich zu beschweren.«
»Na schön«, sagte der Akone. »Wir sind auf
Josaph nicht mehr sicher. Was nun?«
»Wir heben uns von hinnen«, grinste Stoke. »Nach
meiner Schätzung braucht der Feind eine bis zwei Stunden, um
herauszufinden, daß wir die Bombe überstanden haben.
Können Sie in diesem Zeitraum ein Charterschiff beschaffen?«
Shink verneinte bestimmt. Er fügte hinzu:
»Es sei denn, Sie bezahlen einen unverschämten Preis.«
»Von wegen«, protestierte Stoke. »Ich trage kaum
mehr als die Summe bei mir, die ich Mark Lolitch bezahlt hätte,
wenn er aufrichtig gewesen wäre. Das ist alles, was ich habe.
Sie wissen also, wieviel Sie anlegen können.«
»Kein Einwand«, sagte Shink. »Aber es wird fünf
oder sechs Stunden dauern.«
»Schlecht, aber nicht zu ändern. Wir trennen uns auf
jeden Fall.«
»Trennen?«
»Richtig. Der Gegner kann sich an fünf
Weitere Kostenlose Bücher