PR TB 069 Menschen Aus Der Retorte
widerstandsfähiger sein
als die Ahnen.“
Babakow Betty-Inger versuchte zu grinsen. Sofort sprang die
ausgetrocknete und harte Gesichtshaut an unzähligen Stellen auf.
Blut quoll aus den Rissen.
„Verdammt, ja!“ flüsterte er vorsichtig. „Das
waren sie bestimmt, und sie hätten es kaum überlebt. Was
sind wir doch für Narren!“
Sidni-Stem blickte zu den Gebäuden hinüber, sah aber nur
verschwommene Umrisse. Er machte sich Vorwürfe wegen ihres
Leichtsinns. Sie würden lernen müssen, die
Sorglosigkeit der Clone-Bürger gegenüber dem eigenen
Körper zu überwinden.
Er zog die flache Sprühdose mit Heilplasma hervor und sprühte
Ingers Gesicht ein. Danach behandelte der Jäger ihn auf die
gleiche Weise.
Allmählich erholten sie sich. Als sie ihre Umgebung wieder
einigermaßen klar wahrnehmen konnten, zogen sie ihre
Impulsstrahler und traten auf das erste Gebäude zu.
Bereits das Äußere wirkte fremdartig. Es bestand
offenbar aus einem widerstandsfähigen Plastikmetall und zeigte
keine Spuren von Oxydation. Fenster gab es nicht. Die Grundfläche
mochte fünfzehn mal zehn Meter groß sein, die Höhe
betrug etwa zwanzig Meter.
„Vielleicht ist es massiv“, meinte Inger und klopfte
leicht mit dem Kolben seiner Strahlwaffe gegen die Wandung.
Stem hielt das für nicht sehr wahrscheinlich, sagte aber
nichts. In der dritten Wand, die sie untersuchten, fanden sie die
feinen Umrisse einer Tür.
Betty-Inger überlegte kurz, dann legte er die Handfläche
darauf. Er fuhr erschrocken zurück, als die Tür plötzlich
verschwand. Sie glitt nicht etwa zur Seite oder senkte sich nach
unten, sondern verschwand einfach.
„Für solche Tricks habe ich nicht viel übrig“,
grollte Inger und schaltete die kleine, aber starke Lampe auf seiner
Brust ein. Der Lichtspiegel fiel in einen rechteckigen Gang und
beleuchtete eine weitere Tür an seinem Ende.
Entschlossen ging Betty-Inger darauf zu und öffnete sie auf
die gleiche Weise wie die äußere Tür.
Sidni-Stem folgte ihm, nachdem er sich durch einen Rundblick
überzeugt hatte, daß ihnen kein lebendes Wesen folgte. Als
er neben dem Jäger stand, pfiff er leise durch die Zähne.
Vor ihnen lag ein rechteckiger Raum mit einer verwirrenden Fülle
von Schaltkonsolen und Kontrollen an den Wänden. Verschiedene
Kontrollampen leuchteten in beruhigendem Grün. Doch auch hier
war kein lebendes Wesen zu sehen.
„Eine Schaltstation“, sagte Stem. „Fragt sich
nur, was damit geschaltet wird.“
Er wollte sich umdrehen, weil er es für zwecklos hielt,
dieses Gebäude eingehender zu untersuchen. Dazu kam er
aber nicht mehr. Etwas explodierte in seinem Gehirn - dann wurde
es Nacht um ihn.
*
Das erste, was ihm wieder zugänglich wurde, war ein glühender
Schmerz, der in kurzen Schüben seinen gesamten Körper
durchfuhr. Sidni-Stem versuchte sich zu entspannen. Das half ein
wenig, und nach einiger Zeit klangen die Schmerzwellen ab.
Stem fragte sich, was mit ihm geschehen war.
Paralysatoreinwirkung! sagte ihm sein neues Wissen. Jemand hat
dich mit einem Paralysator gelähmt, als du in dem Gebäude
warst.
Mit dem Wissen erinnerte er sich auch an die Übungen, die zur
raschen Wiedererlangung der Körperbeherrschung nötig waren.
Er bewegte zuerst die Finger und Zehen, dann den Kopf. Dann wälzte
er sich auf den Rücken.
Über ihm befand sich eine gelblich leuchtende Decke. Er
blickte nach links und rechts. Der Raum war nicht groß, eher
eine Kammer. Und er war völlig leer.
Inger.!
Hatte der Jäger sich retten können? Oder hielt man ihn
in einer anderen Kammer gefangen?
Die Mentaltaster.!
Sidni-Stem richtete sich auf. Noch einmal jagte eine Schmerzwelle
durch seinen Körper, aber er biß die Zähne zusammen
und kämpfte sie nieder.
Wer sollte sie gefangengenommen haben? Die Mentaltaster hatten
doch angezeigt, daß sich hier kein denkendes Wesen befand.
Eine automatisch arbeitende Falle - eine Absicherung gegen das
Eindringen Unbefugter! sagte ihm seine Pseudoerinnerung.
Und wer oder was hat mich abtransportiert?
Das war die große Frage. Von allein war er im paralysierten
Zustand nicht aus dem Schaltraum in diese Kammer gekommen.
Stem richtete sich ganz auf. Er tastete sich ab. Der
Impulsstrahler fehlte, ebenso der Mentaltaster und das
Vibrationsmesser. Auch das Sprechfunkgerät hatte man ihm
abgenommen, und natürlich besaß er auch keinen
Aggregattornister mehr. Aber wenigstens den Kampfanzug hatte man ihm
gelassen.
Er ging zu der einzigen Tür und preßte die
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