PR TB 069 Menschen Aus Der Retorte
Jägers.
Arroll blickte von einem zum anderen, dann schüttelte er den
Kopf.
„Das begreife ich nicht. Wie sollte uns dieses wallende
Nichts helfen! - Ich habe mir natürlich auch meine Gedanken
darüber gemacht. In der Zivilisation, der ich angehöre,
glaubt man nicht an irrationale Erscheinungen. Alles, was ist, läßt
sich auch rational erklären. Aber es gibt so vieles, das sich
erst nach jahrhundertelanger wissenschaftlicher Arbeit erklären
läßt, und die Menschheit wird vermutlich niemals jenen
Punkt erreichen, an dem es nichts mehr zu erforschen gibt.“
Er zündete sich eine neue Zigarette an und blies den Rauch
gegen die Decke.
„Zuerst dachte ich, es wäre ein Transmitterfeld.“
Er sah den erstaunten Ausdruck in den Augen der Refugier und lächelte
verstehend. „Ein Transmitter ist ein Gerät, das jede
beliebige Materie in hyperstrukturelle Impulse umformt und durch den
Pararaum zu einem zweiten Gerät schickt, wo sie wieder in den
ursprünglichen Zustand zurückverwandelt werden. Man tritt
beispielsweise auf einem Planeten in den auf Senden geschalteten
Transmitter und kommt ohne Zeitverlust im Gegengerät auf einem
anderen Planeten wieder heraus.“
„Das ist phantastisch!“ rief Sidni-Stem. „Aber.“,
er mußte gegen seinen Willen lachen,. „. warum hast du
dann an der Wiedergeburt des menschlichen Geistes in seinem
identischen Körper gezweifelt? Auch beim Durchgang durch einen
Transmitter werden doch Geist und Körper getrennt - und finden
sich danach wieder zur Einheit zusammen.“
„Das alles geschieht in einer unmeßbaren kleinen
Zeitspanne!“, widersprach Arroll, „in Nullzeit, wie wir
sagen.“
„Für den Beobachter im Normalraum“, erklärte
Stem ernst, „mag keine Zeit vergehen. Das läßt aber
keinen Schluß darauf zu, wie lange Geist und Körper im
Pararaum getrennt sind. Denke an die Zeitreise! Auch dabei kann man
Jahre oder Jahrhunderte auf einer anderen Zeitebene weilen und
praktisch im Augenblick des Verschwindens wieder auf die eigene
Zeitebene zurückkehren. Dann ist weder für den Beobachter
noch - biologisch gesehen - für den Zeitreisenden eine meßbare
Zeitspanne vergangen.“ Betty-Inger räusperte sich
durchdringend.
„Das ist ja alles ganz interessant!“ sagte er mit
seiner tiefen Stimme. „Aber könnt ihr nicht bei der Sache
bleiben. Luzie, was schlägst du vor?“
„Das mit dem Transmitter fasziniert mich“, erklärte
Irul-Luzie sinnend. „Warum sollte es eigentlich kein
Transmitter sein? Probieren wir es doch aus.“
Captain McEben lachte schallend, brach jedoch verwirrt ab, als er
den Ernst in Luzies Augen sah. Er schluckte nervös.
„Wie sollen wir es ausprobieren, Luzie?“ sagte er
besänftigend. „Wer wird schon so verrückt sein und in
dieses - dieses Nichts hineinspringen!“
„Ich!“ erklärte Luzie fest. „Ich könnte
es euch zwar nicht logisch erklären, aber ich fühle
einfach, daß die Tätowierten intelligentes Leben achten.
Sie würden uns keine tödliche Falle stellen.“
„Gefühl.“, erwiderte Arroll und kaute auf seiner
Unterlippe, „. genügt, denke ich, hier wohl kaum. Wir
sollten nicht mit unserem Leben experimentieren, Luzie.“ „Was
können wir sonst tun, Arroll? Du hast selbst gesagt, daß
wir auf normalem Weg hier nicht herauskommen. Ich will dir etwas
verraten: Lieber bin ich für einige Zeit tot, als daß ich
mein Leben lang die Palmen anstarre und mich von Automaten abfüttern
lasse!“
McEben starrte sie an. Dann lächelte er unsicher.
„Das ist die Erklärung! Wie konnte ich nur vergessen,
daß der Tod für euch keine Endgültigkeit besitzt!
Natürlich,
wenn man weiß, daß man wiedergeboren wird, braucht man
sich vor dem Tod nicht zu fürchten.“
„Es ist nicht ganz so einfach, Arroll!“ entgegnete
Luzie. „Wenn wir hier sterben, ist das endgültig. Denn
ohne unsere Hilfe kann Vater Lashron die Zerstörung der
Clone-Städte nicht verhindern, und er kann auch nicht die
RegenerationsZentren wiederaufbauen. Unsere IB-Schablonen wären
dann nutzlos. Aber wenn wir auf dieser Zeitebene bleiben, könnten
sechzehn Millionen Refugier nicht wiedergeboren werden. Deshalb
müssen wir es wagen.“
„Ich verstehe“, sagte Arroll leise. „Und ich
bewundere deinen Mut, Luzie. Nur, fürchte ich, gibt es eine
Schwierigkeit dabei: Angenommen, du wagst es allein, wie sollen wir
dann erfahren, ob das Experiment geglückt ist?“ „Arroll
hat recht“, warf Sidni-Stem ein. „Deshalb werden wir alle
zusammen
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