PR TB 070 Die Verlorenen Des Alls
auf.
Sie tat es und sagte dann mit leiser Stimme in die Atemmaske, in
die ein Mikrophon eingebaut war: „Ja.“
„Es macht dir doch nichts aus?“ fragte Michael übers
Mikrophon und blickte das Alfurenmädchen an. „Myhra? Es
ändert doch nichts an unserer Freundschaft. Wir bleiben doch
Freunde.“
„Wie lange?“ kam es leise.
„Was, wie lange?“ fragte Michael zurück.
„Das alles.“ Ihre Stimme klang wieder normal. „Wie
lange bleibst du?“
„Ach, deswegen“, entfuhr es Michael erleichtert. „Wir
bleiben noch mindestens zwei Wochen hier. Nicht wahr, Onkel Bully?“
„Höchstens“, antwortete Bully erheitert. „Vergiß
nicht, daß Perry - ich meine, dein Vater — in zwei Wochen
wieder nach Terra kommt.“
„Na, es sind immerhin noch zwei Wochen, die wir auf Morotai
bleiben können“, meinte Michael leichthin. Dann fiel ihm
ein, daß zwei Wochen andererseits eigentlich kurz - viel zu
kurz - waren. Das fand wahrscheinlich auch Myhra, deshalb benahm sie
sich plötzlich so reserviert. Michael glaubte nun zu erkennen,
daß sie ihn ebenfalls recht gerne mochte; und wahrscheinlich
befürchtete sie, daß ihre Freundschaft nur noch diese zwei
Wochen dauern würde. Ein kurzer, schmerzvoller Abschied, auf
Nimmerwiedersehen!
Noch während er diesen Gedanken nachging, sagte er spontan:
„Du kannst mitkommen, Myhra!“
„Das geht doch nicht“, sagte sie. Aber Michael meinte,
ihrer Stimme einen hoffnungsvollen Unterton zu entnehmen.
„Natürlich geht das“, sagte Michael schnell. „Und
ob das geht!“
„So“, unterbrach Onkel Bully, „aber jetzt nichts
wie hinein in die kühlen Fluten. Ihr könnt später auch
noch weiterträumen. Ich fühle mich in dem Taucheranzug
bereits wie in einer Sauna.“
Onkel Bully und Djilolo-Jedea gingen zum Strand hinunter. Michael
und Myhra folgten ihnen Hand in Hand.
Während des Tauchens hatte Michael überhaupt keine Augen
für die farbenprächtigen Wunder der Unterwasserwelt. Er
schwärmte Myhra von der Herrlichkeit des Weltraums vor; er
begann mit den Ausflügen zum Mond, entlockte ihr entzückte
Ausrufe, als er die Atmosphäre eines Raumschiffes schilderte und
die Eigenheiten verschiedener anderer Sonnensysteme in Worte
kleidete. Dabei bemühte er sich, nicht den Eindruck eines
Angebers zu erwecken. Und immer wieder betonte er, daß Myhra
dies alles selbst erleben könnte.
Er hätte noch stundenlang schwärmen können, und
Myhra hätte ihm bestimmt fasziniert gelauscht, aber da schaltete
sich Onkel Bully ein.
„Jetzt ist aber genug damit“, sagte er ungehalten,
während sie eine Korallenbank umschwammen. „Setze dem
armen Mädchen keine Flausen in den Kopf. Der Abschied wird
dadurch nur noch schwerer.“
Sei bitte still, Onkel Bully, dachte Michael. Aber sein Patenonkel
schien nicht zu ahnen, wie ernstgemeint Michaels Vorhaben, Myhra den
Weltraum zu zeigen, war. Onkel Bully sprach weiter: „Myhra hat
ihren Platz hier, auf den Molukken. Wenn sie älter ist und
selbst über ihr Leben entscheiden kann, dann kann sie sich immer
noch die Welt ansehen. Und du solltest auch an Jedea denken. Sie muß
Myhra eine Mutter ersetzen, und das wird ihr dadurch nicht
erleichtert, wenn du Myhra mit deinen Phantastereien ansteckst.“
„Du könntest Djilolo-Jedea doch bitten, auch
mitzukommen“, meinte Michael.
„Schluß damit!“ Onkel Bullys Reaktion kam sehr
heftig. Michael vermutete, daß er ihn in Verlegenheit gebracht
hatte, und das freute ihn.
Eine Viertelstunde später entdeckte Jedea eine kleine
Schatulle zwischen den Unterwassergewächsen. Sie kehrten mit
ihrem Fund an Land zurück und zogen sich um. Dann öffneten
sie die Schatulle. Wie nicht anders erwartet, fand sich darin ein
Zettel, auf dem einige Tips für die Auffindung der großen
Schatzkiste standen.
„Nein, für heute habe ich genug“, stöhnte
Onkel Bully und blickte nach der Uhr. „Jetzt müßte
eigentlich bald der Kopter mit dem Mittagessen kommen. Nach dem Essen
können wir ein kleines Schläfchen halten, und dann... na,
da werden wir schon weitersehen. Was meint ihr dazu?“
Niemand gab ihm eine Antwort. Myhra hatte die ganze Zeit über
zur Bucht hinuntergestarrt, wo ein kleiner Einbaum gegen die Brandung
ankämpfte. Plötzlich rief sie: „Da, seht ihr das
Boot? Das wird Buru-Slim sein!“
Als sich Michael nun in der Dämmerung seines Zimmers an diese
Szene zurückerinnerte, da redete er sich ein. daß er
bereits damals die Ahnung gehabt hatte, Buru-Slim würde einen
Keil
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