PR TB 071 Sturm Uber Babylon
redest irre!" stellte er fest.
„Und du bist ein Narr", gab Amurra zurück.
„Verstehst du, lachdun chur,was ich meine?"
Der Prinz streichelte die Hand Gil'innanas und nickte schwer.
„Ich verstehe. Ich soll Atlan sein, bis er zurückkommt."
„So ist es", sagte Amurra. „Verkleide dich, färbe
dein Haar, kleide dich wie er und gehe nur in der Dunkelheit aus dem
Haus. Dann werden die wandelnden Augen der Priester ihnen berichten,
daß Atlan wieder da ist."
„Ich bin es ihm schuldig", erklärte lachdun-chur.
Kishurra stand auf und sagte hart:
„Zwei meiner besten Bogenschützen werden jeden dei ner
Schritte außerhalb des Hauses bewachen. Du bist sicher."
Dann gingen die Freunde auseinander.
Sieben Tage später wurden die beiden Bogenschützen von
Strahlern tödlich getroffen. Zwischen der Schänke
Abi'enchus und dem Haus im kleinen Palmengarten überfiel eine
große Menge dunkler Gestalten den assyrischen Prinzen und
schleppte ihn weg. Eine Stunde später stand lachdun-chur in
einem großen Raum, der an allen vier Seiten von
Säulenkolonnaden abgegrenzt wurde. Merkwürdige Bilder waren
an den Wänden, und noch seltsamere Gegenstände ähnlich
denen, die in Atlans Haus lagen lagen auf den Tischen. In der Ecke
des schwarzen, düsteren Raumes flammte ein Scheinwerfer auf und
blendete den Prinzen.
„Hier ist er!" sagte eine Stimme und neben dem Licht,
lachdun-chur schloß die Augen.
Als er etwas mehr sehen konnte, merkte er, daß etwa vierzig
Personen in dem Raum waren.
„Was machen wir mit ihm?"
Drei Männer standen um ihn herum, ein vierter stand hinter
einer Säule. Sie alle hielten die Waffen in den Händen, mit
denen sie sich gegen die ZimrilimTruppen verteidigt hatten; ähnliche
Wunderwaffen wie die von Shar-Atlan. Sie würden es bald merken.
Atlan und Daganya waren in Gefahr ... gefährdet war auch das
Haus, waren die Wunderdinge des Freundes.
„Holt Hunte!" schrie jemand. „Er ist mit Steyl in
der Kuppel."
„Sofort."
Jemand trat an einen Kasten, dessen Vorderseite hell wurde. Er
sprach einige Worte. Langsam dämmerte es hinter den
durchsichtigen Mauern vor dem Prinzen es waren Vorhänge, die
sich nicht bewegten, durch die man aber alles erkennen konnte.
„Was wollt ihr von mir?" fragte er mit erstickter
Stimme.
Der Mann, der neben Hunte gestanden hatte, als sie die Stadt
verteidigten, wirbelte herum.
„Weg mit den Strahlern", sagte er, dann sprach er in
einer unbekannten Sprache weiter. Ihre Aufregung wuchs,
aber gleichzeitig musterten sie den Mann, der in der Maske Atlans
vor ihnen stand und schwieg. Mit fast telepathischer Sicherheit ahnte
der assyrische Prinz, was diese fremden Männer sprachen.
„Das ist nicht dieser Atlan!"
„Wer sonst?"
„Wartet auf Hunte und Steyl!"
Jemand griff nach dem gefärbten Haar des Prinzen, hob es hoch
und trat zur Seite. Das Scheinwerferlicht fiel voll in sein Gesicht
und blendete ihn wieder. „Verdammt! Das ist er wirklich nicht!"
„Wer?"
„Dieser Prinz aus Assur!"
Langsam bildete sich ein dichter Kreis von Männern in den
Trachten der Priester um den jungen Mann. Er blinzelte, kniff die
Augen zusammen und sah sie der Reihe nach an. Er entdeckte nicht ein
einziges Gesicht, das einem Mann gehören konnte, der hier
geboren worden war.
„Der seine Schwester befreien wollte?"
„Genau der. Was tun wir?"
„Hunte und Steyl kommen sofort."
Die rechte Hand des Prinzen griff langsam und unauffällig in
den Gürtel. Er wußte, das dies die letzte Möglichkeit
war. Wenn Atlan zurückkam und erfuhr, daß ihn die Priester
entführt hatten, würde er sich rächen. Also mußten
sie ihn hier töten. Er war verloren so oder so. Er mußte
sterben. Auf welche Art, wußte er noch nicht. Jetzt berührten
die Fingerspitzen das Kupferplättchen. Dies hier war die letzte
Möglichkeit, Atlan vor der Wut der Priester zu schützen
denn sie dachten ja, er , lachdun-chur, sei Atlan gewesen. Aber wenn
diese fremden Priester mit ihm starben, dann konnten Atlan und
Hammurabi die Gesetze machen und dem Land den Frieden und die
Freiheit bringen. lachdun-chur sah sich um.
Ziehen und laufen!
Jetzt zog lachdun-chur die Kupferplatte hoch. Er spürte, wie
im Innern des Beutels ein kleines, klickendes Geräusch ertönte.
Er dachte einige Sekunden lang an Gil'innana und holte dann tief
Atem. Schweiß rann in breiten Bächen über sein
Gesicht. Vielleicht, blitzte es durch seine Überlegungen, und er
warf sich mit aller Kraft gegen
den dichten Ring der Männer ...
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