PR TB 071 Sturm Uber Babylon
ist es", sagte ich leise und ergriff den Pokal.
„Aber dies ist nun einmal meine Welt, mein Reich, mein Palast."
Ehe sie einschlief, flüsterte sie:
„Deine Diener sind Leichen, die sich bewegen."
Erst am dreizehnten Tag nach dem Einschleusen bestätigten die
Maschinen, die Daganya und mich testeten, daß wir vollkommen
gesund wären. Die Krankheit, vom Stich der Anophelesmücke
übertragen, war ausgeheilt. Ich fühlte, daß ich schon
zu lange hier gewartet hatte, und ließ von Rico die gereinigten
Kleidungsstücke bringen. Daganya und ich zogen uns an und
vertauschten mit den Stoffen auch unsere Identität bis zu einem
gewissen Punkt. Wir waren wieder die assyrische Prinzessin und der
Fremde aus einem Land jenseits des Wassers und der Wüsten.
„Du gehst, Gebieter. Das Schiff aber ist noch nicht wieder
zum Vorschein gekommen", sagte der Robot Rico, der den Gleiter
in der Schutzsphäre ausschleusen sollte.
„Ja. Ich werde es suchen und vielleicht finden. Du bist
entsprechend programmiert worden."
Rico sagte unbetont:
„Ich weiß, was ich zu tun habe, Gebieter."
Wir verließen die Kuppel, schwebten in der riesigen Blase
hinauf an die
Wasseroberfläche, und ich startete den Gleiter. In rasendem
Flug ging es nach
Osten. Wir waren in der späten Nacht angekommen, und als ich
von fern die
Stadt sah, ging gerade die Sonne auf. Sie blendete
uns. Irgendwie war ich froh, mich wieder unter Menschen zu
bewegen.
„Babylon!"
Dann wandte sich die Prinzessin mir zu und deutete auf den Boden
der Landschaft unter uns.
„Es ist fast wie der Flug eines Vogels", sagte sie.
Ihr naiver Verstand schützte sie davor, die Ereignisse als
Wahrheit zu nehmen. Sie hatte geträumt seit dem Moment, da sie
krank geworden war. Obwohl ich drei Tage zu spät kam, wartete
Kishurra mit der unerschütterlichen Ruhe eines Hirten. Sein
Gesicht war ernst, und ich sah deutlich, daß er sich schwere
Sorgen machte. Sie schienen jedoch nichts mit der Stadt selbst zu tun
zu haben, denn sonst wäre er auf den Wällen gewesen, nicht
hier. Während Daganya sich aus dem Sitz schwang und Kishurra
voller Freude umarmte, drehte er seinen Kopf weg und sagte über
ihre Schulter:
„Gut, daß du wieder da bist, Shar-Atlan. Bereite dich
auf schlechte Nachrichten vor. Auf sehr schlechte Nachrichten."
Ich hielt inne und starrte ihn fassungslos an.
„Was ist los?"
„Schnell zur Stadt! Schnell, Bruder!"
Als einen Tag nach dem Abzug von Zimrilims Truppen die dreißig
Gespanne unter Kishurra und lachdun-chur das verlassene Lager
überrannten und nach Beute und Überlebenden suchten, fanden
sie viele Waffen, einige Schlachttiere und den prunkvollen
Streitwagen des MariKönigs. Im Zelt eines Hauptmanns, das schief
an den Stangen hing, fand lachdun-chur, der mit gezogener Waffe
eingedrungen war, ein Chaos. Umgeworfene Gefäße,
verdorbene Nahrungsmittel, einige rostende Waffen und einen
verendeten Hund.
Auf einem transportablen Lager sah lachdun-chur das Unglaubliche
ein Mädchen, halbverhungert und schwer gefesselt mit breiten
Stoff streifen und dünnen Lederriemen. Sie blickte ihn aus
aufgerissenen großen Augen an. „Nein!" flüsterte
sie rauh.
lachdun-chur schlug mit dem Schwert den Vorhang zu Boden, drehte
sich um und schrie:
„Kishurra! Hierher!"
Sie banden das Mädchen los und gaben sich als Babylonier zu
erkennen. Das Mädchen konnte nur noch flüstern, und ihren
wenigen Worten entnahmen sie, daß Zimrilims Truppen eine
Karawane aus Kalach überfallen, die Männer totgeschlagen
und die Mädchen unter den Hauptleuten aufgeteilt hatten. Während
er den Becher mit frischem Wasser an die Lippen des Mädchens
Gil'innana nannte sie sich hielt, verliebte er sich in sie. Er
brachte sie in das Haus, das er zu bewachen haben würde, und
pflegte sie mit Hilfe Abi'enchus und einer seiner Sklavinnen gesund.
Die Freunde trafen sich während meiner Abwesenheit häufig
in meinem Haus. Der assyrische Prinz trug die Zeitzünderbombe
ständig im Gürtel, zusätzlich gesichert durch Schnüre
um die Hüften. Nach den ersten Tagen, in denen die beiden Wölfe
entweder stumm im Haus lagen oder leise durch den Garten streiften,
wurden die Brüder der Wölfe unruhig. Sie wußten, von
welcher Seite ihnen Gefahren drohten.
Die Priester.
Amurra sagte zweifelnd:
„Wir sind nicht schutzlos ohne Shar-Atlan, aber dieses Haus
ist voller Geheimnisse. Wir sollten machen, daß Atlan wieder
hier ist."
Igesha blickte seinen Freund zweifelnd von der Seite an.
„Du
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