PR TB 072 Im Auftrag Der MdI
Die Wellen führten Wasserpflanzen mit
sich, die beim Zurückfließen des Wassers an Land
hängenblieben und dichte Halden bildeten. Ein Teil der Pflanzen
hatte an Land wieder Wurzeln gefaßt, so daß die
natürliche Mauer Halt bekam. Herangeschwemmter Dreck machte
diese Barriere noch stabiler. Hinter diesen Pflanzenmauern hüpften
katzengroße Tiere herum, die glatte blaue Haut und starke
Hinterbeine besaßen. In ihrer Form erinnerten sie Vilmone an
Frösche. Sie machten Jagd auf kleinere Fische, die in der
Barriere hängenblieben. Das Ufer war nicht an allen Stellen
flach; die Space-Jet näherte sich einer Steilküste, in der
das unruhige Meer im Verlauf von Jahrhunderten seine Spuren
hinterlassen hatte. Zwischen den aufragenden Felsen gab es stille
Buchten, wo das Wasser, gebändigt durch weiter draußen aus
dem Meer ragende Felsen, beinahe ruhig erschien. Von den Bergen
ergossen sich Rinnsale aufgelösten Kalkgesteins ins Meer. Es sah
aus, als hätte jemand ein dichtes Netz über die Steilküste
ausgebreitet.
Eine Zeitlang ließ Penokker die Jet über einem Plateau
kreisen, dessen Oberfläche von schwammigen Pflanzen bedeckt war.
Dieser vom Regen aufgequollene Teppich ragte über das Plateau
hinaus; an den Stellen, wo der Sturm ganze Fetzen herausgerissen
hatte, wirkte das Moos wie Haarsträhnen im Gesicht eines Riesen.
Die dunkelbraune Farbe war überall vorherrschend, so daß
das Land unheimlich und wie in der Auflösung begriffen
aussah. Dabei war es ein junges Land, in dem das Leben erst Fuß
gefaßt hatte und in einen immerwährenden Kampf gegen die
Naturgewalten verwickelt war.
Weiter landeinwärts gab es eine Art Dschungel aus Moosen und
flachen Büschen. Alle Pflanzen waren darauf eingestellt, die
ungeheuren Wassermengen aufzusaugen, die vom Himmel kamen. Auf den
sterbenden Pflanzen wuchsen bereits die nächsten, denn nur ein
Boden, der mit einem dichten Geflecht von Wurzeln durchzogen war,
lief nicht Gefahr, vom Regen weggespült zu werden. Tiere waren
in diesem Gebiet nicht zu entdecken. Wahrscheinlich gab es nur Arten,
die zu klein waren, um von hier oben aus gesehen zu werden.
Obwohl diese Landschaft alles andere als einladend aussah, empfand
Vilmone bei ihrem Anblick Erleichterung. Hier würden sie
bestimmt nichts entdecken. Span-der II war eine unberührte Welt.
Wahrscheinlich war die Space-Jet das erste Raumschiff überhaupt,
das über diesen Planeten flog.
"Der Massetaster, Sir!” Penokker hatte den Kopf nicht
bewegt, aber seinen Augen entging nichts.
"Schwacher Impuls", erkannte Redhorse. "Trotzdem
sehen wir nach."
Der Diskusraumer änderte die Flugrichtung. Vor ihnen tauchte
ein Gebirgszug auf. Von oben sah er aus wie ein gigantisches S, bei
dem die obere Schleife einen winkelförmigen Aufsatz besaß.
Von jener Stelle, wo sich dieser Aufsatz befand, kamen die Impulse,
die den Massetaster zum Ausschlagen brachten.
Wenige Augenblicke später kreiste die Space-Jet über
einem nierenförmigen Tal, das ringsum von Bergen umschlossen
war.
"Nichts zu erkennen", bemerkte Redhorse.
"Vielleicht gibt es eine Station unter der Oberfläche",
meinte Vilmone.
"Schon möglich", gab Redhorse zurück. "Gehen
Sie noch tiefer, Sarge."
Vilmone hatte schon zuviel Geschichten über Abwehrforts und
andere Verteidigungsanlagen gehört, um das Manöver ohne
Besorgnis zu verfolgen. Dagegen schienen Penokker und Redhorse keine
Bedenken zu haben; sie schalteten nicht einmal den HÜ-Schirm der
Space-Jet ein.
Vilmone beobachtete das Tal. Er erblickte einen ausgedehnten See,
der, seinem Aussehen nach zu schließen, völlig versumpft
war. Eine schwankende Schicht aus Wasserpflanzen bedeckte ihn. Der
Pflanzenwuchs im Tal war dichter und höher, was wahrscheinlich
auf die windgeschützte Lage zurückzuführen war. Im
ungünstigen Licht konnte Vilmone kaum Einzelheiten erkennen.
Wenn es dort unten eine Station gab, lag sie bestimmt im Dschungel
verborgen. Noch immer erschien es Vilmone absurd, ausgerechnet hier
zu suchen.
..Ich habe die Energiequelle genau eingepeilt", informierte
Redhorse seine beiden Begleiter. "Sie liegt im See."
Penokker quittierte diese Bemerkung mit einem Brummen. Vilmone
schwieg. Er überlegte, ob vielleicht ein Raumschiffswrack am
Grund des Sees lag. Möglich war alles.
..Soll ich landen?" erkundigte sich Penokker.
"Noch nicht", entschied Redhorse. "Kreisen Sie ein
paarmal dicht über dem See, damit wir feststellen können,
welches Geheimnis er birgt und wie tief es unter der
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