PR TB 073 Aktion Alpha 1
Hubschrauber und stellte erfreut fest, daß noch mehr als ein Dutzend Eiserne Rationen vorhanden waren. Sechs davon packte er in eine Tragtasche; in einer zweiten Tragtasche verstaute er vier Handgranaten und Ersatzmagazine für die MPi, die er mitzunehmen gedachte. Danach startete er den Helikopter.
Behutsam bugsierte er ihn aus der Höhlung ins Freie, ließ ihn über den zusammengebackenen Schuttwall steigen und richtete nach dem Kompaß seinen Kurs ein. Nelson verzichtete auf Täuschungsmanöver. Wenn jemand Verdacht schöpfte, würde man ihn so und so jagen. Umwege wären also nur zusätzliche Unsicherheitsfaktoren gewesen. In fünfzehn Metern Höhe donnerte die Maschine über das verwüstete und zernarbte Land, unsichtbar für jede Radarstation. Nelson flog sicherer als während seiner Flucht. Es war doch etwas anderes, eins mit dem Zeitablauf seiner Umgebung zu sein. Nach zwölf Minuten bemerkte Melcap Rauchschwaden am Horizont. Er kniff die Augen zusammen und versuchte zu erkennen, was dort vor sich ging. Bald sah er es unablässig in dem dicken schwarzen Rauch aufblitzen. Aber auch am Himmel blitzte es auf. Luftabwehrraketen explodierten, brennende Flugzeuge stürzten ab. Die Explosionswolken von Flak-Granaten hingen gleich einer Decke von Schäfchenwolken über dem Land. Von links, wo der Luftwaffenstützpunkt Banjo-Kane liegen mußte, rasten Staffeln von Düsenjägern heran, zogen steil hoch und stürzten sich von oben auf die vayutischen Bomberschwärme und ihren Jagdschutz. Heftige Luftkämpfe entbrannten. Er verringerte die Geschwindigkeit des Hubschraubers, als er genau ausgemacht hatte, wo die Kämpfe tobten: über dem Gebiet, in dem sich das Marut-Advaita befand. Wenn die Vayuts doch nur Atomwaffen einsetzen würden! Dann wäre seine Mission vielleicht erledigt. Aber nein! Er erinnerte sich daran, daß auch die marutische Luftwaffe niemals Atombomben gegen das Vayut-Advaita eingesetzt hatte. Wahrscheinlich existierte ein geheimes Übereinkommen darüber, das feindliche Advaita nur mit konventionellen Waffen anzugreifen. Melcap Allan Nelson hielt unwillkürlich den Atem an, als ihm die Bedeutung dieser Tatsache in ihrer ganzen, Tragweite klar wurde. Die Unbekannten!
Falls sie das Orakel manipulierten, was ihm so gut wie sicher erschien, fiel es ihnen nicht schwer, den verantwortlichen Militärs beider Seiten ihren Willen aufzuzwingen. Die Sprüche des Orakels waren für beide Seiten Gesetz Daraus wiederum ließ sich schließen, daß nur Atomwaffen das Advaita zerstören konnten - und daß es für die Unbekannten von großer Bedeutung war.
Vielleicht hielten sie sich selber dort auf. Nelson fühlte sich versucht, seinen Plan aufzugeben. Wenn nur Atomwaffen etwas gegen das Advaita ausrichten konnten, was sollte er dann mit seiner MPi und vier Handgranaten vollbringen? Und an eine Atombombe kam er niemals heran. Doch wenn er aufgab, wer sollte dann diesem grauenhaften Drama auf Avatara ein Ende bereiten? Er mußte es wenigstens versuchen. Entschlossen beschleunigte er. Das Bombardement schien sich seinem Ende zu nähern. Die marutischen Jäger hatten die feindlichen Bomberverbände zersprengt und veranstalteten Treibjagden auf die flüchtenden Maschinen. Vor Nelson tauchte eine bekannte Kraterlandschaft auf. Verrostete Panzerwagen, umgeworfene Geschütze und ausgebrannte Schützenpanzer bedeckten ein Gebiet von etwa dreißig mal zwanzig Kilometern. Hier war im vergangenen Jahr eine auf engstem Raum gelandete vayutische Luftlandearmee zerschlagen worden. Der SolAb-Agent landete neben einem ausgeglühten Panzerwrack.
Vorläufig konnte er nicht dichter ans Yiri-Gebirge heranfliegen, das unmittelbar hinter der Kraterlandschaft aufstieg.
Dort würden jetzt Suchtrupps nach abgesprungenen vayutischen Fliegern suchen, und die Luftabwehr war nach dem Großangriff wahrscheinlich so nervös, daß sie jede Maschine beschoß, die sich unangemeldetdem Advaita-Sperrbezirk auch nur näherte.
Nelson blieb in der Pilotenkanzel sitzen. Er zündete sich eine Zigarette an und überlegte. Die Unbekannten mußten einen Zweck damit verfolgen, daß sie die Kopien einiger Millionen Menschen auf Avatara gegeneinander Krieg führen ließen.
Wollten sie die Mentalität der Terraner erforschen? Nelson schüttelte den Kopf. Nein, dazu bedurfte es keines Krieges.
Außerdem wurde der Eindruck dadurch verfälscht, daß man den Kopien die Erinnerungen und Erfahrungen ihrer Rasse genommen hatte. Oder war das etwa beabsichtigt?
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