PR TB 074 Strafkolonie Erde
prasselnd brachen Bretter und
Steinplatten, eine Wolke von Staub und kleinen Splittern erhob sich.
Donnernd und krachend wurden Gegenstände vernichtet, dann
erscholl ein Wutgeheul hinter der wuchtigen Mauer. Ich drehte die
Maschine um wenige Handbreit nach rechts. Dann griffen wir zu den
Stäben, steckten die Enden in die Walze aus Holz und drehten
langsam. Der Lastarm wurde heruntergezogen, der schwere Stein auf dem
Kraftarm hob sich. Endlich rastete der Eisenstab wieder in dem Ring
ein.
„Drei Felsen!"
Wir legten drei kleinere Felsen in den Löffel, dann schlug
einer der Männer mit dem Hammer zu. Wieder wirbelten die Felsen
durch die Luft, verschwanden hinter der Mauer und zerstörten
Dächer, Mauern, Wände oder Kriegsgerät. So ging es
weiter. Bis der erste Trojaner auf der Mauer erschien. Diesen
Augenblick hatte ich abgewartet. Ich stand hinter einer
Kalksteinnadel, zielte mit meinen vergoldeten Pfeilen und schoß.
Mit durchbohrter Schulter fiel der Mann von der Mauerkrone. Ich hörte
Stimmen.
„Apoll schießt mit goldenen Pfeilen... "
Dann wieder:
„Die Götter sind mit den Griechen... !"
Oder:
„Wir sind verloren! Von vorn die Griechen, von hinten die
Olympier!"
Die fünfundzwanzig Männer bildeten eine Kette. Sie
arbeiteten schnell, und sie wechselten die Geschosse aus. Einmal
raste ein riesiger Felsbrocken, sich überschlagend, durch die
Luft, dann wieder heulten kopfgroße Steine über die Mauer
und schlugen polternd und krachend ein. Ich schoß die
Verteidiger zwischen den Zinnen heraus, und auf den anderen Seiten
der Mauer tobte der Kampf zwischen den Angreifern und den
Verteidigern. Als unsere Kräfte nachzulassen begannen, schössen
wir einige Amphoren voller brennenden Öls nach Troja hinein, und
Minuten später schlugen die ersten Flammen hinter den Mauern
hoch. Das Inferno begann. Die Nacht kündigte sich an, und als
ich langsam vom Felsen herunterkletterte und neben den erschöpften
Männern stehenblieb, hörten wir den Hufschlag eines
Pferdes, das zu einem schnellen, stoßenden Galopp angetrieben
wurde.
Ich schickte drei Männer in die Richtung des Geräusches
und nahm den Helm ab, bückte mich und loste die Riemen der
Beinschienen. Jemand schrie:
„EsistXeagros!"
Gefahr! Hinter dir! schrie mein Extrasinn.
Ein gezielter Steinbrocken oder ein Schlag mit der breiten Seite
eines Schwertes traf meinen Nacken, als ich mich aufrichten wollte.
Ich breitete die Arme aus, fing meinen Sturz auf und spürte
einen zweiten schweren Hieb gegen die Halsschlagader. Als ich mit dem
Gesicht in den Sand schlug, verlor ich das Bewußtsein.
Als ich die Augen öffnete, sah ich zwischen den rostigen
Platten von Beinschienen hindurch; jemand stand vor mir in der Sonne.
Ich erkannte mühsam die Mauerkante der Stadt, die jetzt von
Flammen geschwärzt war, davor einen kalkigen Felsen, auf dem ein
Geier hockte. Die Augen des Vogels schienen mich durchbohren zu
wollen. Zwischen den Beinen wurde jetzt ein Schwert sichtbar. Jemand
stieß es in den Boden.
„Er ist bei Bewußtsein, Xeagros!" krächzte
jemand in Interkosmo.
Odysseus... hat dir... die Mesarier... mitgegeben, meldete mein
Extrasinn.
Es war Morgendämmerung, als ich erwacht war. Der dumpfe
Schmerz, der in meinem Hinterkopf und im Nak-ken tobte, ließ
langsam nach; ich spürte, daß meine Handgelenke
aneinandergebunden waren. Meine Füße waren ebenfalls
gefesselt.
„Ich sehe es", sagte eine dunkle, kultivierte Stimme.
Ich bewegte mühsam meinen Kopf und schaute nach oben. Der
große, breitschultrige Mann, der als Freund von Menelaos galt,
hatte seinen Eisenhelm abgenommen und sah mich schweigend an. Er
schien unschlüssig zu sein, ob er mich gleich töten oder
noch am Leben lassen sollte.
Ruhig stellte er fest:
„Du bist Arkonide. "
„Ja", sagte ich. „Du bist Akone. Wir suchen das
gleiche, Raumfahrer. "
Er lachte kurz.
„Wo ist dein Schiff?" fragte er.
„Abgestürzt, detoniert", log ich.
„Du warst auf Kreta?"
Ich nickte mühsam.
Langsam bildete sich ein Ring aus Männern um uns. Ich war,
ohne die geringste Ahnung zu haben, in eine klassische Falle
hineingestolpert. Odysseus, der mir die härtesten Krieger
mitgeben wollte, hatte die Mesarier ausgesucht, und diese
fünfundzwanzig verwilderten Akonen waren die wildesten Kämpfer.
Was aber war Xeagros?
Ja "
„Das Schiff gefunden?"
„Ja", erwiderte ich. „Ich weiß, daß
ihr das Steuersegment sucht. Du hast es ausgebaut?"
Er nickte langsam und schien zu überlegen, wozu
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