PR TB 078 Irrfahrt in Die Vergangenheit
schneller voranschritt als die innere, die psychische
Evolution.
Rhodan war nicht befugt, die Menschen von Zangula bei der Formung
ihres Schicksals zu beeinflussen. Schon gar nicht, wenn es sich um
eine so schwerwiegende Entscheidung handelte. Die Menschen von
Zangula waren an einem Scheideweg angekommen. Sie mußten selbst
bestimmen, in welche Richtung sie sich wenden wollten. Wenn sie nicht
mehr den deprimierenden Weg der Unterdrückung gehen wollten,
sollten sie ihr Glück auf einem anderen Weg versuchen. Ob er sie
in den Untergang oder in ein Paradies führen würde, blieb
abzuwarten.
Rhodan und Fatso mußten in dem kleinen, engen Luftgefährt
hintereinander sitzen. Sie mußten sich durch Pelzmützen
und große Staubbrillen vor dem eisigen Wind schützen, denn
es gab kein Verdeck. Der Fahrtwind hielt Rhodan wach und schärfte
seine Gedanken.
Nein, es kann nicht falsch sein, den Weg des Fortschritts zu
wählen, entschied er schließlich. Jedes Volk hatte das
Recht, sein Schicksal frei zu entscheiden. Es war entschieden
unrichtig, die Geschicke eines Planetenvolkes in die Hände einer
Institution oder einer einzelnen Person zu legen.
Fatso wendete halb den Kopf und schrie irgend etwas. Rhodan beugte
sich so weit vor, wie es die Sicherheitsgurten erlaubten.
Fatso wiederholte: »Wir setzen gleich zur Landung an.«
Rhodan suchte in dem unergründlichen Dunkel unter ihnen
vergebens nach Lichtern oder anderen Landehilfen. Deshalb breitete
sich ein flaues Gefühl in seinem Magen aus, als sich das
Flugzeug plötzlich steil vornüberbeugte und in einer engen
Spirale in die Tiefe sank. Aber die Landung ging glatt vor sich.
Rhodan wurde nur ein wenig durchgeschüttelt, als die drei Räder
auf dem unebenen Boden aufsetzten und holpernd ausrollten.
»Wie hast du es angestellt, daß unsere Knochen noch
heil sind?« erkundigte sich Rhodan, während er mit
erstarrten Gliedern aus der offenen Kanzel kletterte.
»Ich habe mich nur auf mein Glück verlassen«,
gestand Fatso unbekümmert. »Die Landung ist noch das
geringste Wagnis. Denn runter kommt man auf jeden Fall - so oder so.«
Einige Männer kamen aus der Dunkelheit gerannt, banden Seile
an das Fahrgestell des Flugzeugs und zogen es mit vereinten Kräften
in den Schutz des nahen Waldes. Dann überprüften sie es auf
seine weitere Flugtauglichkeit und tauschten die Energiezellen aus.
Fatso führte Rhodan zu einer Hütte, die von außen
wie eine verfallene Scheune aussah und auch innen denselben Eindruck
machte. Erst als sie durch eine Falltür in einen Keller
kletterten, wurde erkenntlich, daß es sich um einen Stützpunkt
der Vesiten handelte.
Der Stationskommandant teilte ihnen einen engen Raum mit zwei
Schlafkojen zu und versprach, sie vor Einbruch der nächsten
Nacht zu wecken.
Rhodan schlief ein, kaum daß er sich niedergelegt hatte. Er
schlief den ganzen Tag durch und erwachte erst, als Fatso ihn
anstieß.
»Es wird Zeit.«
Fatso war bereits angekleidet.
Rhodan war augenblicklich hellwach.
»Wann geht es los?« fragte er.
»Sobald wir etwas gegessen haben.«
Sie nahmen in dem kleinen Gemeinschaftsraum der Station, der nicht
mehr als zehn Leuten Platz bot, eine kräftige Mahlzeit zu sich.
Dann schlüpften sie in ihre warmen Fellkleider und begaben sich
ins Freie.
Die Sonne war bereits hinter dem Horizont verschwunden, als sie
sich dem startbereiten Elektro-Flugzeug näherten.
»Fatso?«
»Ja?«
»Du warst doch schon einmal bei den Hyoniden.«
»Stimmt.«
»Warum hast du mir noch nichts über sie erzählt.
Jedesmal wenn ich das Thema anschnitt, bist du mir ausgewichen.«
»Es ist besser, wenn du sie selbst kennenlernst.«
»Warum?«
Sie hatten das Flugzeug erreicht. Fatso blieb stehen und sah
Rhodan fest an, als er sagte: »Ich kann mir nicht vorstellen,
daß du demselben Volk angehörst wie die Hyoniden. Du
unterscheidest dich grundlegend von ihnen. Ich möchte, daß
du sie kennenlernst und dir selbst eine Meinung bildest. Ich möchte
nichts vorwegnehmen, deshalb schweige ich.«
***
Schon aus der Luft wurde es offenbar, daß die Hyoniden ein
Volk von Bauern waren. Die Felder zeigten sich als weite, viereckige
Flächen der verschiedensten Schattierungen und zogen sich über
die flachen Hügel und Ebenen bis zum Horizont dahin. Im ersten
Licht des Morgens lag das Land friedlich und wie ausgestorben unter
ihnen. Nirgends waren Anzeichen von Leben zu sehen, selbst die
verstreuten Hütten schienen unbewohnt. Erst als sie die Stadt
überflogen,
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