PR TB 080 Die Glücksmaschine
über das Quarantänelager
gesenkt. Arthur ließ seinen Blick über die in unheimlicher
Stille daliegenden Fertighäuser gleiten. Welch seltsame
Geschöpfe diese Knooks sein mußten! Er hatte schon viel
über sie gehört, hatte Abbildungen von ihnen gesehen, aber
er wußte dennoch kaum etwas über sie. Er erinnerte sich
der Instruktionen, die ihm der Lagerkommandant bei seiner Ankunft
erteilt hatte.
„Vermeiden Sie jeden Kontakt mit den Knooks, nehmen Sie
keine Geschenke an, lassen Sie sich in keiner Weise behilflich sein.
Verstoßen Sie gegen dieses Verbot, haben Sie ein
Disziplinarverfahren zu erwarten. Die Knooks sind an und für
sich harmlos - zumindest haben wir bisher noch keine gegenteiligen
Erfahrungen gemacht. Wir stehen auch nicht Wache, um die Menschen vor
ihnen zu schützen, wie manchmal angenommen wird. Es verhält
sich eher umgekehrt. Denken Sie stets daran!"
Arthur war ein ausgezeichneter Polizist, aber er besaß nicht
die Phantasie, sich einen Reim auf die letzten Worte des Kommandanten
machen zu können. Warum die Knooks vor den Menschen schützen?
Er merkte plötzlich, daß die halbe Stunde beinahe um
war, und setzte sich in Bewegung. Er hatte gut hundert Meter
zurückgelegt, als plötzlich eine Gestalt vor ihm
auftauchte.
„Erschrocken?" erkundigte sich Jeremias lachend. Er
holte eine Zigarettenpackung aus der Tasche und hielt sie Arthur hin.
„Rauchen Sie?"
„Nein, danke, Jerry. Nicht im Dienst."
„Nehmen Sie nur", beharrte Jeremias. „Machen wir
eben zehn Minuten Zigarettenpause."
Arthur nahm zögernd eine Zigarette und steckte sie sich in
den Mund. Hinter dem Elektrozaun blitzte es plötzlich auf, und
eine kleine Flamme erschien mitten in der Luft.
„Darf ich Ihnen Feuer geben?" erkundigte sich eine
akzentreiche Stimme.
Arthur erkannte im Schein des Feuerzeuges das Gesicht eines
Knooks. Er streckte die Hand mit der Flamme durch die weiten Maschen
des Gitters heraus, seine hervorquellenden Augen zeigten einen
bittenden Ausdruck. Die flache Nase zuckte, das stupid wirkende
Gesicht wurde von dem dottergelben Kraushaar wie von einem
Heiligenschein umrahmt.
Arthurs Hand zuckte zur Strahlenpistole, aber Jeremias beruhigte
ihn.
„Er meint es nur gut mit uns, Arthur. Ist schon in Ordnung,
Knook, du darfst uns Feuer geben." Jeremias beugte sich über
die Flamme und entzündete die Zigarette. „Los, Arthur,
geben Sie ihm keinen Korb. Es macht ihn unglücklich, wenn Sie
seine Dienstleistung verschmähen."
Arthur kam der Aufforderung nur zögernd nach. Nachdem er
einen tiefen Zug aus der Zigarette getan hatte, mußte er
husten. Er spürte einen süßlichen Nachgeschmack.
„Was ist das für eine Marke?" wollte er wissen.
„Eine ausländische", antwortete Jeremias. „Wird
von Halperoon importiert. Die Schatzsucher rauchen dort dieses Kraut.
Man gewöhnt sich aber bald daran."
„Ja", stimmte Arthur nach dem zweiten Zug zu.
Der Knook sagte: „Isle ist jetzt glücklicher."
„Sehen Sie, so wenig gehört dazu, um einen Knook
zufriedenzustellen", sagte Jeremias zu Arthur. „Und sie
wären noch glücklicher, wenn man sie freiließe."
„Jawohl, es wäre höchstes Glück für uns,
die Menschen zu verwöhnen", ließ sich der Knook
vernehmen.
„Wie viele seid ihr denn jetzt im Lager?" fragte
Jeremias.
„Der Leutnant hat uns verboten, mit den Knooks zu sprechen",
erinnerte Arthur. Er spürte plötzlich eine ungewohnte
Müdigkeit in den Gliedern und setzte sich ins Gras.
„Wir sind siebentausend und sechshundert dazu",
antwortete der Knook.
Jeremias pfiff durch die Zähne. „Das wären
siebentausend willige Arbeitskräfte. Welches Geschäft, wenn
man sie vermitteln könnte!"
„Wir wären glücklich", seufzte der Knook
sehnsüchtig.
„Ich glaube dir", sagte Jeremias. „Jetzt laufe zu
deinen Kameraden und sage ihnen, daß für hundert die
Stunde der Freiheit bald schlägt. Du kannst sie gleich
herbringen."
„Jerry!" rief Arthur mit rauher Stimme.
„Ist das wahr, Herr?" erkundigte sich der Knook
ungläubig.
„Wenn ich es sage. Und jetzt beeile dich!"
Arthur versuchte auf die Beine zu kommen, aber in ihnen war keine
Kraft. Er verlagerte sein Körpergewicht auf die linke Hand und
tastete sich mit der rechten zur Pistole. Jeremias sprang
blitzschnell auf die Beine und trat ihn gegen die Schulter. Arthur
wurde durch die Wucht des Schlages herumgewirbelt und kam auf dem
Bauch zu liegen.
Seltsamerweise verspürte er keinen Schmerz, aber er konnte
sich auch nicht bewegen.
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