PR TB 080 Die Glücksmaschine
neue Situation nachzudenken.
Deshalb wandte er sich doch dem Strand zu. Er zögerte ein
wenig, bevor er sich in seiner lächerlichen Kleidung auf den
Badesteg hinauswagte. Doch schließlich über wand er sich,
weil keiner der Touristen von ihm Notiz nahm.
Er setzte sich auf den Steg, ließ die Füße ins
Wasser baumeln und ließ seinen Blick über die
Uferpromenade, die Bungalows und den See gleiten. Überall
benahmen sich die Touristen wie immer; sie waren ausgelassen und
vergnügt, badeten, sonnten sich oder kreuzten mit den Segel- und
Luftkissenbooten auf dem See. Warum konnten sie sich so geben, als
sei nichts vorgefallen? Erkannten sie nicht, was sich hinter ihrem
Rücken zusammenbraute? Waren sie blind? Oder - diese Möglichkeit
schien wahrscheinlicher -benahmen sich die Knooks ihnen gegenüber
nicht so despotisch? Aber warum sollten sich nur „seine"
Knooks verändert haben?
Es gab noch eine andere Möglichkeit: Die Knooks hatten sich
gar nicht geändert, und er bildete sich alles nur ein.
Michael hörte hinter sich ein Geräusch. Er blickte sich
um und sah einen seiner Knooks.
„Was suchen Sie hier? Lassen Sie mich allein!"
herrschte Michael ihn an.
„Ich bin hier, um Sie zu beschützen, Herr", sagte
der Knook ungerührt. „Es ist meine Pflicht, Ihnen
größtmögliche Sicherheit zu bieten, deshalb darf ich
nicht von Ihrer Seite weichen."
„Was könnte mir hier zustoßen?" fragte
Michael, obwohl er wußte, daß der Knook genügend
Gründe angeben konnte. Michael könnte ins Wasser fallen und
sich den Kopf anschlagen oder einen Wadenkrampf bekommen, so daß
er nicht in der Lage war, sich aus eigener Kraft zu retten. Der Knook
hätte noch andere Ausreden für Michaels Bewachung erfinden
können. Aber er sagte überhaupt nichts. Er blieb nur wie
ein Schatten hinter Michael und rührte sich nicht von der
Stelle.
Nein, Michael bildete sich die Veränderung der Knooks nicht
ein. Aber wieso nahmen dann die anderen Touristen davon keine Notiz?
Michael hatte schon seit einiger Zeit beobachtet, daß sich
ein Segelboot näherte. Er hatte bisher kaum darauf geachtet.
Erst als es nur noch wenige Meter vom Steg entfernt war und er
General Martin Leroy darin erkannte, schenkte er ihm seine
Aufmerksamkeit.
General Leroy bewohnte einen Bungalow weiter unten am See. Er
hatte zwei bildhübsche Töchter, die genau „im
richtigen Alter" waren und die Michael wie ein Magnet anzogen.
Doch nach dem ersten Kontakt hatte er enttäuscht erkennen
müssen, daß ihre geistige Entwicklung weit hinter ihrer
körperlichen nachhinkte. So hatte er sich mehr dem General a. D.
zugewandt, der nicht nur ergötzliche Münchhausiaden über
seinen Dienst in der Solaren Flotte zu erzählen wußte,
sondern auch ein fundiertes Wissen auf dem Gebiete der Hochenergie
besaß. Da sich Michael ebenfalls der Hochenergie verschrieben
hatte, waren sie zu Freunden geworden - soweit ein Achtzehnjähriger
und ein Endvierziger Freunde werden konnten.
„Hallo, Michael", begrüßte ihn der General
vom Deck aus, während der Knook in seiner Begleitung das Boot am
Steg vertäute. „Du siehst aus, als hätten dich deine
Freunde versetzt."
Michael warf seinem Knook einen schnellen Blick zu, sah, wie
dieser wie zur Bestätigung nickte und zeigte ein fröhliches
Lächeln. Nebenbei registrierte er, daß auch der General
den Uni-Anzug trug.
„Mir geht es prima, General - Ehrenwort", sagte er.
„Aber ich bin doch froh, daß ich nun Gesellschaft
bekommen habe."
„Hm", machte der General zweifelnd und zwinkerte
Michael zu. „Was bedrückt dich also?"
Michael vermeinte den prüfenden Blick seines Knooks im Nacken
zu spüren, während er sagte: „Ich kann nicht
behaupten, daß mich etwas wirklich bedrückt, denn ich bin
grenzenlos glücklich und zufrieden.
Ich habe nur ein unbedeutendes Problem, über das ich gerne
mit meinem Freund
gesprochen hätte - unter vier Augen gesprochen hätte!"
General Leroy lächelte entwaffnend. „Wenn es sich nur
um ein unbedeutendes Problem handelt, warum sollen wir dann die
Knooks wegschicken? Du weißt, wie diskret sie sind, Michael.
Ihre Anwesenheit kann dich doch nicht stören."
Michael wollte etwas sagen, aber er brachte keinen Ton über
die Lippen.
Der General fuhr arglos fort: „Ich möchte nämlich
nicht ohne die Gewißheit in diesem schaukelnden Kahn sitzen,
daß mein Diener in der Nähe ist. Wie leicht könnte
das Boot kentern! Ich möchte dich auch nicht bitten,
zuzusteigen. Das ist zu gefährlich. Und
Weitere Kostenlose Bücher