PR TB 082 Söldner Fur Die Dunkelwolke
Helm-Enzephalograph die Potentialschwankung seiner Gehirnströme
akustisch hörbar gemacht, Marold war ganz einfach ein Nörgler
und Miesmacher, der jederzeit Unruhe stiftete, um seine Komplexe
abzureagieren. Auf seine Art war er noch unangenehmer als Peter
Krokan von Teiur 888.
Nach beendetem Dienst begab sich Michael in seine Kabine. Er war
müde und wollte ausschlafen. Die honigsüße Stimme der
Soldatenbraut begleitete ihn in den Schlaf.
Michael erwachte erst nach acht Stunden, als das Zeichen für
den Schichtwechsel aus dem Lautsprecher kam. Er kleidete sich schnell
an und suchte die Messe auf. Deron, Hernan und Marold saßen
bereits an ihren Plätzen. Als Michael hinzukam, warf der
»Nahrungsspender« gerade die drei Pillen aus.
»Aus euch werden nie richtige Männer«, sagte
Marold zu Hernan. »Ihr könnt ganz einfach keine Kämpfer
werden, weil euch richtige Kraftnahrung fehlt.«
»Die Konzentratnahrung enthält alle wichtigen Stoffe,
die der Körper benötigt«, entgegnete Hernan.
Marold schüttelte den Kopf, während er an einer Pille
lutschte.
»Die Konzentrate können noch so viele Vitamine und
Aufbaustoffe enthalten, ihr bleibt trotzdem Weichlinge. Du mußt
spüren, wie ein blutiges Steak auf deiner Zunge verfällt -
das meine ich mit jener Kraft, die man aus Nahrung schöpft. Wenn
du nicht schon bei der Nahrungsaufnahme an den Existenzkampf erinnert
wirst, dann lernst du nie, ihn richtig zu führen.«
Michael mußte Marold im stillen recht geben. Wenn er es auch
auf seine derbe Art ausdrückt, so stimmte es doch, daß der
Aggressionstrieb beim Terraner schon in der Kindheit geweckt wurde.
Es fing beim Kriegsspielzeug an und ging beim Wettbewerb im
Berufsleben weiter. Sicher, das gehörte zu den harmlosesten
Arten, den angeborenen Aggressionstrieb abzureagieren. Aber es war
eine Vorbereitung für jede Art von Kampf, das Töten nicht
ausgenommen.
»Wir werden das Kämpfen lernen«, behauptete
Deren, »denn wir haben
den Willen dazu.«
Michael blickte überrascht auf.
»Haben denn alle Telonier den Willen zum Töten?«
fragte er und spielte damit auf die Neue Generation an, die angeblich
diesen Krieg verhindern wollte.
»Ich sagte kämpfen, was nicht gleichbedeutend mit
töten, ist«, berichtigte Deron.
»Darüber müssen wir uns noch unterhalten«,
meinte Michael und hoffte, daß Deron den Wink verstanden hatte.
»Wir werden uns darüber unterhalten«, versicherte
Deron. »Aber nicht während des Bereitschaftsdienstes.«
Sie verließen die Messe. Kaum hatten sie den
Bereitschaftsraum betreten, da gellte die Warnsirene durch die
Kampfmaschine. Ginger Marold reagierte als erster. Er sprang in den
Korridor hinaus und stürmte zum Geschützstand.
Deron hielt Michael am Ärmel zurück.
»Wir dürfen nicht abgeschossen werden«, sagte er
eindringlich.
Michael verzog den Mund. »Ich werde tun, was ich kann. Mein
Bedürfnis an Todeserlebnissen ist gedeckt.«
»Es geht nicht darum«, sagte Deron. »Wenn wir
sterben und einen neuen Körper bekommen, dann werden wir beim
nächsten Einsatz nicht mehr im gleichen Team sein.«
»Verstehe. Aber leider liegt es nicht nur an mir, daß
wir überleben.«
Er ließ Deron stehen und suchte den Geschützstand auf.
Marold, der bereits vor seinen Navigationsinstrumenten saß,
rief ihm entgegen: »Paß auf, welche Stückchen ein
Navigator auf seinen Instrumenten spielen kann!«
Michael kletterte die Eisenleiter hinauf und ließ sich in
den Schalensitz fallen. Er schaltete die Bildschirme ein und setzte
den Helm auf.
»Beeile dich, Deron«, drängte er den Telonier,
der ungeschickt die Leiter heraufgeklettert kam.
»Ich komme schon.«
Hernan war einsatzbereit. Er verrenkte sich den Hals, um Michael
ansehen zu können.
»Angst?« fragte Michael.
»Nein«, sagte Hernan, aber es klang nicht überzeugend.
»Es wird schon schiefgehen«, sagte Michael, dann
schaltete er die Funksprechverbindung ein. »Wo bleibt die
Ortung?«
»Schon da...«
In Michaels Helmempfänger erklang ein schriller Pfeifton. Er
streckte die gespreizten Finger über die Tastatur. Wie er
richtig vermutet hatte, war der Pfeifton der Meßgrad für
Hernans Überraschung - gleich darauf verblaßten die
Farbschleier auf Michaels Bildschirmen, und die ersten Symbole
tauchten auf.
»Daß du mir ja kein Ziel verpaßt, Hernan!«
warnte Marold.
»Diesmal bestimmt nicht, Ginger«, versicherte Hernan.
Michael sah eine weiB leuchtende Wellenlinie, die sich über
drei angrenzende Bildschirme zog.
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