PR TB 085 Satans Universum
setzte sich in Bewegung.
Auf das Lager zu.
Moligon hatte vorzügliche Arbeit geleistet. Er hatte sich in
einem Bogen hinter die Herde begeben und dort alle acht Handgranaten
geworfen.
Chapman konnte sich nur mit Mühe im Sattel halten, denn die
Reittiere begannen zu scheuen, sie versuchten, aus der Koppel
auszubrechen. Während sich Chapman um den Hals seines Tieres
klammerte, hielt er mit der freien Hand die Zügel des anderen
Reittiers umkrampft. „Die Goolos kommen“, schrie einer
der Soldaten in höchster Panik, als sich die Front der
heranrasenden Dickhäuter aus der Finsternis der Nacht
herausschälte.
„Die zertrampeln uns!“
„Zu den Pferden!“
Dem ersten Reittier gelang es, die nun stromlose Umzäunung
niederzutreten und über diese Bresche aus der Koppel zu
springen. Die anderen folgten.
Das alles spielte sich innerhalb von Sekunden ab. Aber es waren
Sekunden, die Chapman wie eine Ewigkeit vorkamen.
Endlich hatte ihn das Mädchen erreicht. Er bot ihr die Hand,
um ihr in den Sattel zu helfen. Aber sie sprang einfach aus dem Lauf
auf das Pferd.
Chapman warf ihr die Zügel zu, und dann preschten sie davon.
Als er sich noch einmal umdrehte, sah er die Goolos-Herde über
das Lager hinwegtrampeln. Bevor der letzte Schein des Backofens
erlosch, konnte er noch in den Kronen der nächststehenden Bäume
die blassen, angstverzerrten Gesichter der Soldaten erkennen.
Chapman und das Mädchen umrundeten die Herde in weitem Bogen
und ritten zu der Stelle, wo Moligon sie erwarten sollte. Aber
Moligon war nicht da.
Sie fanden seine Überreste in der Dämmerung des nächsten
Morgens.
Nachdem Chapman ihn begraben hatte, nahm er die beiden
Bakterienbomben so lange unter Strahlenbeschuß, bis nur noch
zwei Klumpen geschmolzenen Metalls übrig waren. Er befreite das
Lasttier von dem Zaumzeug und ließ es frei.
Dann ritt er an der Seite des Mädchens in Richtung des Anca
Domenia-Lazaretts.
„Wie konnte es passieren, daß eine Granate in seiner
Hand explodierte“, grübelte Chapman. „Warum
zermartern Sie sich den Kopf“, sagte das Mädchen. „Er
war doch ein Arkonide.“
4.
Aus SATANS Tagebuch (Eintragung vom 2. .Juli 2544, als er bereits
die Vorbereitungen für die Invasion Doomills traf):
Anca Domenia besitzt viele Vorzüge. Die Farm liegt abseits
von der Zivilisation, ist schwer zugänglich und kann leicht und
billig erworben werden. Außerdem gibt es eine genügende
Zahl von Gebäuden, so daß man nicht anzubauen braucht; die
notwendigen Änderungen der Räumlichkeiten können
diskret vorgenommen, das Inventar kann nach und nach hingebracht
werden.
Wenn es aufDoomill erst losgeht, dann wird Anca Domenia als
Militärlazarett gelten.
Der ahnungslose Arthur Sillo hat auch schon einen Mann gefunden,
der Anca Domenia leiten soll. Der Mann heißt Patrick Macowen
und ist Biologe. Ein fanatischer Rechtsextremist, der für sein
Vaterland durchs Feuer geht. Wenn er erst einmal dahinterkommt, was
Anca Domenia in Wirklichkeit ist, dann wird esfür ihnfür
einen Rückzug zu spät sein. Aber selbst wenn er, gegen alle
Erwartungen, rebellieren wollte, so kann er keinen Schaden anrichten.
Denn das Leben seiner Tochter wird ihm mehr wert sein als ein reines
Gewissen.
*
„Nun versehe ich meinen Dienst in diesem Lazarett schon fast
ein Jahr, Mr. Chapman“, sagte Dr. Patrick Macowen von seinem
Platz hinter dem Schreibtisch und wischte sich eine Strähne des
grauen Haares aus der Stirn. „Es wäre mir aufgefallen,
wenn hier etwas nicht stimmte.“ „Sie lügen, Doktor“,
behauptete Roger Chapman. „Ich halte mich erst zwei Stunden
hier auf und habe sofort erkannt, daß hier nichts, aber auch
gar nichts stimmt. Wenn Sie wollen, werde ich für Sie alle
Unstimmigkeiten aufzählen.“
Chapman erhob sich und ging zum Fenster. Er deutete auf den mit
Kunststoff belegten Platz zwischen den Baracken hinaus, wo sich
durchwegs Frauen und Kinder aufhielten.
„Anca Domenia wird als Militärlazarett geführt“,
sagte er, „aber die Patienten sind Frauen
und Kinder. Die Soldaten, die ich zu Gesicht bekommen habe, sind
keine Patienten, sondern tragen Waffen. Sollen sie die Lagerinsassen
etwa bewachen? Denkbar wäre es, denn die Frauen und Kinder
machen eher den Eindruck von Gefangenen als von Kranken.“
„Genug!“ riefDr. Patrick Macowen und schlug mit der
Faust auf den Tisch. „Vergessen Sie nicht, daß Sie ein
Gefangener sind, Chapman. Glauben Sie nur nicht, weil Sie das Leben
meiner Tochter gerettet haben,
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