PR TB 085 Satans Universum
Chapman den Einwand
des Akonen ab. „Und was ich mir von einem Überfall
verspreche? Nun, erstens möchte ich das Mädchen retten.“
Moligon verzog das Gesicht. „Ihre Ritterlichkeit ist kein
Grund für mich, mein Leben wegzuwerfen.“
Chapman fuhr fort: „Zweitens möchte ich wissen, was in
den beiden ominösen Behältern steckt.“
„Ihre Neugierde interessiert mich nicht.“
„Und drittens gibt es im Lager Reittiere für uns.“
Moligon sprang auf. „Das ist ein Argument“, rief er.
„Ich hoffe nur, Sie können schwimmen, Moligon. Wir
müssen nämlich den Fluß überqueren.“
„Oh...“, machte der Akone enttäuscht.
„Wir werden schon einen Ausweg finden.“ Chapman zuckte
die Achseln und machte sich über den Tornister mit der
Ausrüstung her. In wenigen Minuten hatte er aus den
Plastikhüllen, in denen Konserven verpackt waren, einen
Schwimmgürtel für Moligon improvisiert.
„Hält mich dieses Ding auch über Wasser?“
erkundigte sich Moligon ängstlich, als sie das Flußufer
erreichten.
„Das wird sich in der Praxis erweisen“, antwortete
Chapman lakonisch.
Der Schwimmgürtel hielt Moligon über dem Wasser.
Zweihundert Meter flußabwärts betraten sie das andere
Ufer.
Chapman stellte den Tornister ab und entledigte sich seiner nassen
Kleider.
Moligon kam wasserspuckend heran.
„Chapman?“
„Ja?“
„Als ich vorhin schlief, hätten Sie mich ohne weiteres
töten können. Warum taten Sie es nicht?“
„Weil ich Sie als Köder für die Soldaten brauche.
So, undjetzt halten Sie den Mund. Hören Sie sich lieber meinen
Plan an.“
Chapman war beileibe kein Scout, aber besondere
Kundschafterfähigkeiten waren auch nicht nötig bei dem
Lärm, den die Soldaten machten. Er konnte sich ohne Zwischenfall
bis an das erste Zelt heranschleichen und sondierte erst einmal die
Lage, bevor er seine nächsten Schritte unternahm.
Die Koppel für die Reittiere lag direkt neben dem Zelt.
Chapman brauchte nur zwei Meter zurückzulegen, um sie zu
erreichen. Etwas schwieriger
war es, an die Batterie heranzukommen, die den Strom für den
Elektrozaun lieferte. Sie befand sich im Blickfeld der Soldaten. Aber
auch für dieses Problem fand Chapman rasch eine Lösung.
Wenn er sich hinter dem Zelt aufstellte, konnte er aus steilem Winkel
mit einem gezielten Schuß aus dem Strahlengewehr
denVerbindungsdraht durchtrennen. Die Gefahr, daß einer der
Soldaten auf den Lichtblitz aufmerksam würde, war zwar gegeben,
aber relativ gering. Chapman mußte es riskieren.
Vier der Soldaten saßen um den Ofen. Zwei von ihnen hatten
das Mädchen zwischen sich genommen und drängten ihm Alkohol
auf.
Die beiden anderen am Ofen waren damit beschäftigt, eine
Mahlzeit zuzubereiten. Da aus dem Zelt Schnarchtöne kamen, war
für Chapman klar, daß die letzten zwei Soldaten bereits
außer Gefecht gesetzt waren.
Das Mädchen verschluckte sich, als ihr die Flasche in den
Mund geschoben wurde. Sie schlug wild um sich und versuchte, sich aus
dem Griff um ihre Taille zu lösen. Die Soldaten grölten.
Das Geräusch zerreißenden Stoffes war zu hören, und
plötzlich trat Stille ein.
Einer der Soldaten murmelte etwas mit heiserer Stimme. Chapman
konnte es nicht verstehen, denn die Stimme war zu leise, und außerdem
beherrschte er das Doomiller Idiom nicht so gut, daß er den
Wortlaut erahnen hätte können. Aber er dachte sich seinen
Teil.
„Welche Haut!“ rief ein anderer Soldat.
Die beiden, die das Essen zubereiteten, vergaßen auf einmal
ihre Tätigkeit und glotzten nur. Das Mädchen verdeckte ihre
Blöße mit den Fetzen ihrer Bluse, so gut es ging.
„Sei nicht zimperlich“, sagte der Soldat zu ihrer
Rechten und wollte nach ihr greifen. Sie trat ihn mit dem. Stiefel
gegen das Schienbein. Er verzog schmerzhaft das Gesicht und fluchte.
Das Mädchen warf den Kopf in einer energischen Bewegung zurück
und erhob sich, die Arme über die Brust gekreuzt.
„Ich werdejetzt gehen“, sagte sie mit fester Stimme,
aber Chapman konnte den ängstlichen Unterton heraushören.
„Sollte einer von euch wagen, mich daran zu hindern, dann sehen
wir uns vor dem Kriegsgericht wieder. Ich kenne eure Namenjetzt, und
es würde mir nicht schwerfallen, eure Truppenzugehörigkeit
zu eruieren.“
Der Soldat, der den Tritt abbekommen hatte, blickte aus
blutunterlaufenen Augen zu ihr hinauf.
„Und wer garantiert uns, daß du uns nicht sowieso
verpfeifst?“ fragte er lauernd. Er blickte zu den anderen. „Was
meint ihr, sollte sie uns nicht
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