PR TB 085 Satans Universum
könnten Sie sich alle Freiheiten
herausnehmen. Ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet - aber alles hat
seine Grenzen!“
Chapman stieß sich vom Fenster ab, ging zum Schreibtisch und
beugte sich zu Dr. Macowen hinab.
„Ich möchte Ihnen nur vor Augen halten, Doktor“,
sagte er eindringlich, „daß man Sie für irgendwelche
dunklen Zwecke mißbraucht. Wachen Sie doch endlich auf! Ich
weiß nicht, mit welchen Mitteln man Sie zur Mitarbeit veranlaßt
hat, und ich habe auch keine Ahnung, was Sie hier tun. Aber eines ist
gewiß - Sie erweisen Ihrem Vaterland mit Ihrer Tätigkeit
einen schlechten Dienst. Sie werden von Satan für seine Zwecke
mißbraucht.“
„Satan!“ sagte Macowen abfällig. „Satan!
Dieser Begriff wurde von den Terranern geprägt.
Es gibt keinen Satan! Er existiert nur in der politischen
Propaganda des Solaren Imperiums.“ „Und die Eroberung
Argonauts und Vandans?“ hielt Chapman dem Biologen vor. „Steckt
dahinter etwa auch die politische Propaganda des Solaren Imperiums?
Glauben Sie vielleicht nicht, daß beide Welten von einer
planetenweiten Seuchengefahr bedroht waren?“
„Man sagt allgemein, daß dahinter die Aras stecken“,
meinte Macowen zögernd.
„Möglich“, gab Chapman zu. „Aber was für
einen Unterschied macht das? Ob Aras oder sonstjemand - alles weist
daraufhin, daß Satan mit Doomill dasselbe vorhat wie mit
Argonaut und Vandan.“
Plötzlich lächelte Macowen. „Da irren Sie,
Chapman. Doomill braucht den Ausbruch einer Seuche nicht zu
fürchten.“
Chapman stutzte. Er war Menschenkenner genug, um zu sehen, daß
Macowen wirklich daran glaubte, was er sagte.
„Was macht Sie denn so sicher, Doktor?“ wollte er
wissen. „Wieso sind Sie überzeugt, daß aufDoomill
keine Seuche ausbrechen wird?“
Macowen lehnte sich zurück und bedachte Chapman mit einem
langen, prüfenden Blick. Endlich sagte er: „Sie wollen
mich nur aushorchen. Aber nicht mit mir, Chapman. Noch eine
verfängliche Frage, und ich lasse Sie als Spion des Imperiums an
die Wand stellen.“ Er hielt plötzlich einen altmodischen
Nadelstrahler in der Hand, dessen Mündung auf Chapmans Brust
wies. „Gehen Sie an die Wand zurück, los! Und bevor Sie
sich weitere Frechheiten erlauben, denken Sie daran, welche Wirkung
die Explosivgeschosse dieser Waffe haben.“ Chapman wich bis zur
Wand zurück. Er war nicht gewillt, sich auf diese Art von
Macowen einfach abfertigen zu lassen. Er ahnte, daß Anca
Domenia ein Geheimnis barg, das für die Auseinandersetzung mit
Satan von größter Wichtigkeit war. Er mußte dieses
Geheimnis lüften. Und Macowen war genau der richtige Mann, ihm
dabei zu helfen.
Das Bildsprechgerät aufMacowens Schreibtisch schlug an. Der
Biologe stellte die Verbindung her, ohne Chapman aus den Augen zu
lassen.
„Was ist?“ fragte Macowen ungehalten.
„Ich bin es, Doktor“, kam eine hohe, erregt klingende
Stimme aus dem Lautsprecher, „Ihr Reisebegleiter. Erkennen Sie
mich? Soviel ich weiß, hat man Ihnen eine Personenbeschreibung
von mir gegeben.“
Macowen wurde blaß. Er mußte sich räuspern, um
seiner Stimme einen halbwegs festen Klang zu geben, bevor er sprechen
konnte.
„Ja“, sagte er und fuhr sich mit der Zunge über
die trockenen Lippen. „Ja, Ihr Besuch wurde mir angekündigt.
Aber ich wußte nicht, daß Sie schon...“
„Ich bin eben durch den Transmitter gekommen, Doktor“,
unterbrach der Anrufer. Chapman war es, als klinge seine Stimme nun
um eine Spur erregter. Er hätte viel darum gegeben, einen
Blick auf den Bildschirm des Visiphons werfen zu können. Aber
er stand in einem ungünstigen Winkel und wagte es nicht, seinen
Standort zu wechseln. Macowen würde womöglich die Nerven
verlieren und abdrücken. Das wollte Chapman nicht riskieren.
„Wann sind Sie zur Abreise bereit, Doktor?“ erkundigte
sich der Anrufer mit der unheimlichen Stimme. Handelte es sich um
Satan?
„Ich ... ich habe schon gepackt“, stotterte Macowen.
„Ich muß mich nur noch von Sirgund verabschieden.“
„Ah, Ihre reizende Tochter“, sagte der Unbekannte, und
seine Stimme überschlug sich beinahe. „Ich wollte mich
schon nach ihr erkundigen.“
„Sie weiß von nichts“, stieß Macowen
hervor,
„Sie haben sie nicht über die Vorgänge in Anca
Domenia aufgeklärt?“ wunderte sich der Unbekannte. „Soll
ich Ihnen das glauben?“
„Sie müssen mir glauben“, riefMacowen
verzweifelt. „Sirgund ist alles, was ich habe. Ich würde
nichts tun, was sie gefährden könnte.
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