PR TB 085 Satans Universum
Sie dürfen ihr
nichts antun.“
„Wir werden sehen. Ich kommejetzt in Ihr Büro.“
„Nein, das geht nicht. Ein Gefangener ist bei mir.“
„Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?“
Es gab ein Knacken, und die Verbindung war unterbrochen.
Macowen stand nur da und starrte blicklos vor sich hin. Er war ein
geschlagener Mann. Chapman hatte Mitleid mit ihm. Er sagte: „Wenn
Sie Hilfe brauchen, Doktor, dann denken Sie an mich.“
Macowen lachte. Es war ein seltsames Lachen, beinahe ein
Schluchzen.
„Wache!“ schrie er. „Bringt Mr. Chapman auf sein
Zimmer!“
*
Fünf Stunden waren seit der Unterhaltung mit Dr. Macowen
vergangen.
Chapman schritt in dem ihm zugeteilten Raum wie ein Raubtier auf
und ab. Er war ein Gefangener. Das zeigte sich schon aus der
Tatsache, daß vor seiner Tür ein Soldat postiert war.
Trotzdem hoffte er immer noch, daß Macowen von seinem
Angebot Gebrauch machen würde. Chapman wurde immer ungeduldiger.
Hatte Macowen keine Gelegenheit mehr, sich noch einmal mit ihm in
Verbindung zu setzen? Hinderte ihn der Unbekannte daran, vor dem sich
Macowen zu fürchten schien?
Die Stille, die über Anca Domenia lag, behagte Chapman nicht.
Vielleicht war es die Ruhe vor dem Sturm ...Er war schon halb
entschlossen, einen Ausbruchsversuch zu unternehmen, als er auf dem
Korridor Stimmen vernahm. Es handelte sich um eine männliche und
eine weibliche Stimme. Chapman konnte trotz angestrengten Lauschens
nicht verstehen, was gesprochen wurde.
Er wollte die Tür gerade einen Spalt breit öffnen, als
sie aufging. Sirgund, Macowens Tochter, trat ein.
„Sieh an“, sagte Chapman und lächelte befreit.
Sirgund erwiderte das Lächeln nicht. Ihr hübsches
Gesicht war bleich, sie wirkte nervös. Sie trug einen Reitanzug,
die kurze Peitsche hielt sie mit beiden Händen umkrampft. Sie
lehnte sich gegen die Tür und drückte sie zu. Sie schloß
die Augen und machte keine Anstalten, weiter in den Raum zu kommen.
Chapman wußte, daß es besser war,jetzt nicht zu
sprechen. Er ging ans Fenster und starrte auf die Weide hinaus, auf
der Tausende von Goolos grasten. Warum hielt man in Anca Domenia
diese Dickhäuter? Inzwischen stand es für Chapman fest, daß
es sich hier nie und nimmer um ein Militärlazarett handelte,
eher um ein Konzentrationslager. Die Frauen und Kinder, die hier
gefangengehalten wurden, untermauerten diese Theorie. Aber wie paßten
die Goolos in dieses
Bild? Waren sie nur zur Tarnung hier? Wohl kaum. Anca Domenia lag
so versteckt, daß es keiner besonderen Tarnung bedurfte. Die
Goolos mußten einen bestimmten Zweck erfüllen. Welchen?
Patrick Macowen hätte ihm die Antwort geben können. Aber
er schwieg, weil er meinte, sonst seine Heimat zu verraten. Dabei
arbeitete er mit Verrätern zusammen. Vielleicht war er bisher
ahnungslos gewesen. Aber inzwischen mußte er die Wahrheit
erkannt haben. Hoffentlich. „Wir müssen flüchten“,
flüsterte Sirgund hinter Chapman.
Ihre unruhigen Augen suchten seinen Blick.
Er nickte.
„Ich habe Angst“, sagte sie und lehnte sich an ihn. Er
umfaßte sie und drückte sie an sich. Er strich ihr
beruhigend übers Haar.
Sie löste sich und sah ihm wieder in die Augen.
„Vater hat mich geschickt. Er hat schon alles vorbereitet.
In einer knappen Stunde wird der Transmitter für zwei Minuten
automatisch eingeschaltet, dann müssen wir ihn benützen.
Wir werden in einem öffentlichen Transmitter von Alhanda
rematerialisieren. Und dann...“
Ihr Redefluß brach abrupt ab.
„Sie zitternja“, sagte Chapman. „Kommen Sie,
setzen Sie sich.“
Er führte sie zu einem Sessel. Sie ließ es mit sich
geschehen und setzte sich wie in Trance. „Beruhigen Sie sich,
Sirgund“, redete er ihr zu. „Wovor haben Sie Angst? Wenn
Ihr Vater alles arrangiert hat, wird schon nichts schiefgehen.“
„Ich sorge mich nicht um mein Schicksal. Ich habe Angst
umVater. Als er sich von mir verabschiedete, da sprach er, als sei es
ein Abschied für immer. Daraufhin verschwand er mit dem
unheimlichen Mann im Transmittergebäude und kam nicht wieder.“
„Wissen Sie, wie der Mann heißt?“ erkundigte
sich Chapman.
Sie schüttelte den Kopf.
„Wie sah er aus?“ fragte Chapman.
„Er trug eine Bioplastmaske, das war leicht zu erkennen. Er
sagte sogar, daß seine Stimme durch ein besonderes Gerät
verzerrt werde, damit man ihn daran nicht erkennen könne. Und
dann strich er mir mit der Hand über das Gesicht und erklärte,
daß seine Stimme auch verführerisch und
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