PR TB 085 Satans Universum
Transmittergebäude.
Es war eine Halle von zwanzig Metern Länge und halb so breit.
Auf der Breitseite, die dem Eingang gegenüberlag, befand sich
der Transmitter mit der Schaltanlage, die in einer etwas
vorgelagerten Kanzel untergebracht war. Die Schaltkanzel war
unbesetzt, der Transmitter erloschen. Aber Chapman erkannte auf den
ersten Blick, daß die Automatik lief. Das bedeutete, daß
der Transmitter vorprogrammiert war und sich zu einem bestimmten
Zeitpunkt aktivieren würde.
„Wie lange noch?“ fragte Chapman.
„Vier Minuten“, flüsterte Sirgund.
Plötzlich leuchtete oberhalb des Bogens eine rote Lampe auf
und begann zu pulsieren. Zwischen den Isolatoren des Transmitters
bildete sich ein Energiefeld.
Sirgund stieß einen unterdrückten Schrei aus und fragte
mit zitternder Stimme: „Was hat das zu bedeuten?“
Da die Frage rein rhetorisch war, ersparte sich Chapman die
Antwort; Sirgund mußte wissen, daß beim Aufleuchten der
roten Warnlampe der Transmitter aufEmpfang geschaltet war. „Jemand
beabsichtigt, Anca Domenia einen Besuch abzustatten“, sagte
Chapman. „Schnell, hinter die Schaltkanzel.“
Er nahm Sirgund, die zur Bewegungslosigkeit erstarrt war, am Arm
und zerrte sie mit sich hinter die Aufbauten. Als er sie gegen die
Wand drückte, spürte er, daß sie am ganzen Körper
bebte.
„Er kommt zurück“, flüsterte sie.
Chapman preßte ihr die Hand auf den Mund.
„Still!“
Mit der freien Hand drehte er ihr Handgelenk so zurecht, daß
er auf das Zifferblatt ihrer Uhr.sehen konnte. Noch zwei Minuten!
Sie preßten sich noch tiefer in den Schatten der Aufbauten
und warteten angespannt.
Noch eine Minute.
Da kam ein Poltern aus der Halle. Es war das Geräusch vom
Tritt schwerer Stiefel. Jemand trat aus dem Transmitter. Die Schritte
entfernten sich in die Halle hinein, vom Transmitter weg.
Chapman wagte nicht, aus dem Versteck zu blicken.
Die Minute war um!
Relais klickten, als die Automatik den Transmitter umpolte. Wenn
Sirgunds Uhr richtig geschaltet war und ihr Vater exakt nach dem
Zeitplan die Programmierung vorgenommen hatte, dann mußte der
Transmitterjetzt auf„Sendung“ geschaltet sein.
Die Schritte in der Halle zögerten. Sirgund drückte sich
eng an Chapman.
Chapman verfolgte den Sekundenzeiger von Sirgunds Uhr. Sie konnten
noch dreißig Sekunden zuwarten, aber das war die äußerste
Grenze. Wenn sie später als in einer halben Minute handelten,
dann liefen sie Gefahr, in die Nullphase des Transmitterfeldes zu
geraten. Und was das bedeutete, zeigte das Schicksal vieler
Transmittergeschädigter - wenn das Schicksal gnädig zu
ihnen war, würden sie am Empfangstransmitter erst gar nicht
rematerialisieren...
Die schweren Schritte entfernten sich wieder, aber nur zögernd.
„Jetzt!“ sagte Chapman und ergriff Sirgunds Hand.
Er sprang aus dem Versteck, Sirgund mit einem kräftigen Ruck
hinter sich herziehend. Sie schrie auf, vor Überraschung oder
aus Angst. Es war nicht mehr wichtig.
Während sich Chapman mit ihr dem flimmernden Energiefeld
näherte, sah er zu dem Mann hinüber, der eben aus dem
Transmitter gekommen war. Er war ganz in Grau gekleidet, und die
Bioplastmaske vor seinem Gesicht war ebenfalls grau. Das kalte,
leblose Antlitz starrte sie an. Nur in den schmalen Augen blitzte es
gefährlich.
Der Maskierte war durch einen Energieschirm geschützt.
Er gab einen unverständlichen Laut von sich, rührte sich
aber nicht von der Stelle. Nur seine Hände bewegten sich.
Chapman wußte, was das zu bedeuten hatte, und stieß
Sirgund durch das flimmernde Transmitterfeld. Er sah noch, wie der
Schutzschirm des Grauen zusammenbrach und wie es in seiner Hand
aufblitzte, dann sprang Chapman in den Transmitter.
Er landete der Lange nach auf dem marmornen Boden der
Empfängerstation in Alhanda. Das rettete ihm das Leben, denn der
Strahlenschuß aus der Waffe des Grauen hatte ebenfalls noch
einen Weg durch das erlöschende Transmitterfeld gefunden. Der
Strahl strich knapp über Chapmans Rücken hinweg und
streckte einen Soldaten nieder, der hier Posten stand.
Chapman raffte sich auf, half Sirgund auf die Beine und hastete
mit ihr ins Freie. Sie kamen auf den „Park des ewigen Friedens“
hinaus, dem Zentrum Alhandas. Der Park lag wie ausgestorben vor
ihnen. Das heißt, Chapman konnte keine Menschenseele erblicken,
aber er entdeckte auf den ersten Blick mehr als ein halbes Dutzend
gepanzerter Fluggleiter.
Eine Lautsprecherstimme hallte über den Park:
Weitere Kostenlose Bücher