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PR TB 086 Feldzug Der Morder

PR TB 086 Feldzug Der Morder

Titel: PR TB 086 Feldzug Der Morder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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heran.
    »Danke«, sagte ich zu dem Mädchen, »welches
Leben führst du hier?«
    »Ein gutes Leben«, sagte sie leise. »Ich lebe.
Meine Familie ist von den Hunnen niedergemacht worden, aber mich
behandeln sie gut. Ich schlafe mit den anderen Mädchen in einer
kleinen Jurte. Dort unten.«
    »Ich wünsche dir weiterhin ein gutes Leben«,
sagte ich. »Wenn du in Not bist, komme zu uns. Ja?«
    Sie flüsterte:
    »Ich danke dir, Prinz. Ich werde kommen, wenn es sein muß.«
    Ich war allein und ihre nackten Füße streiften die
Gräser, als sie den Hügel abwärts lief und in der
Nacht verschwand. Mit einem bitteren Geschmack im Mund, sehr
nachdenklich und von einer eiskalten Wut erfüllt. Ich wußte
nicht, wie ich es anstellen sollte.
    Aber ich würde diesen Attila in seinem rasenden Lauf durch
die Geschichte dieses Kontinentes anhalten. Wenn nötig mit
kaltem Mord. Das verlangte meine selbstgewählte Verantwortung
für die Millionen dieses Planeten, der sich in den Wehen der
ersten Kulturen schüttelte. Ich warf mich in Kleidern auf mein
Lager und schlief ein.
    Die nächsten Tage, in denen Tigas, Patricia und ich auf den
Kurier Attilas warteten, vergingen ziemlich schnell. Ich lernte viel.
    Askan, der Schmied, brachte den Zellaktivator zurück und
bedankte sich mehrmals und geradezu in überschwenglichen Worten;
er spürte keine Schmerzen mehr.
    Ich lernte, die Sprache besser zu beherrschen und erfuhr mehr über
die Vorstellungswelt der Hunnen.
    Der weite Horizont der Steppe, aus der sie kamen und die ihr
liebstes Lebensgebiet blieb, hatte die gedankliche Götterwelt
der »bogenspannenden« Völker zum Firmament
gerichtet, aus dem der Regen für ihre Weiden kam. Dort war der
Sitz des allwissenden Vaters aller Dinge. Er stellte die Verbindung
zwischen sich und den Hunnen durch den Schamanen her, der aus
Vogelflug, Eingeweiden und Knochen weissagte und die Trommel schlug,
bis er in Trance fiel. Er leitete auch die Seelen der Verstorbenen
und der im Kampf gefallenen Männer ins Jenseits.
    Ich lernte.
    Die Hunnen schossen nur zum Teil mit den kleinen Stahlbogen. Die
mannshohen Kompositbögen aus Horn, Holz und Sehnen benutzten
sie, um schwere Pfeile zu schießen - entweder weitreichende
Pfeile, Geschosse mit Nachrichten oder Brandgeschosse. Sonst hatten
sie einen kleineren Reflexbogen, den sie in Bogen- und Pfeilköchern
aufbewahrten. Er stak meistens dicht am Pferdekörper, um warm
und geschmeidig zu bleiben. Nachts hingen sie ihn auf, damit die
Mäuse und die Ratten nicht die Sehnen und das Holz anknabbern
konnten. Ihre Pfeile waren, mit geringen Ausnahmen, Waffen, die nur
einmal benutzt wurden. Sie führten Hunderte von ihnen in den
wuchtigen Pfeilköchern mit sich. Jeder reitende Hunnenkrieger
besaß mindestens zehn Pferde, wechselte im Galopp von einem
Pferderücken zum anderen, molk die Stuten vom Sattel aus - ich
konnte es nicht glauben, ehe ich es nicht selbst sah! Hier im Lager
kannte ich einen Mann, der nach der Niederlage auf den katalaunischen
Feldern zwischen Troges und Metz von der hunnischen Wagenburg dort
bis zu Attilas Residenz ununterbrochen geritten war, ohne
abzusteigen, ohne den Sattel zu verlassen, ohne einmal weniger
schnell als im zügigen Trab zu reiten.
    Ich lernte die Verachtung des Todes kennen, wenn er in der
Schlacht auftrat.
    Ich begriff zögernd die Gründe der unfaßbaren
Grausamkeit, die den Hunnen eigen war.
    Es war keine Grausamkeit.
    Es war - nichts. Sie waren so wenig grausam wie kleine Kinder, die
den Heuschrecken die Beine ausrissen, wie Tiere, die andere Tiere
rissen, um sie zu fressen. Sie kannten keine persönliche Moral
außer einigen starren Gesetzen des Zusammenlebens. Sie waren
nicht einmal unmoralisch oder verwerflich - sie konnten als
amoralisch bezeichnet werden. Und diese Rotte würde sich in
wenigen Monaten wieder vorwärts wälzen wie ein Heer von
    pestverbreitenden Kranken, von Berufsmördern, unbesiegbar,
grausam und schnell, der offenen Entscheidung ausweichend,
beutelüstern und voller Todesverachtung.
    Und ich würde ihnen den Weg zeigen müssen.
    Mich schauderte.
    Elf Tage nach dem denkwürdigen Gastmahl bei Tigas erschienen
drei Kuriere. Sie stiegen bei Tigas ab, der gerade im Lager war und
die Herstellung und das Ausbessern der Waffen überwachte. Dann
ließ man mich holen. Ich bekam den Befehl, sofort mit den
Kurieren aufzubrechen und ungefähr viereinhalb Tage nach Osten
zu reiten. Dort würde man mir ein Lehen geben, einen kleinen
Gutshof. Dreißig Sklaven und

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