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PR TB 086 Feldzug Der Morder

PR TB 086 Feldzug Der Morder

Titel: PR TB 086 Feldzug Der Morder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Oberarmen und
blies seinen übelriechenden Atem in mein Gesicht. Ich roch es
jetzt - die Lungen dieses Mannes waren mehr als krank. »Was ist
geschehen? Warst du das?«
    Ich berichtete ihm, was eben passiert war. Jetzt wartete ich nicht
ohne Spannung auf seine Reaktion. Trieb er seinen Sohn, der die
Gastfreundschaft des Vaters gröblichst mißachtet und
seinen Lebensretter angegriffen hatte, mit Fußtritten durch die
steinige Ebene, verlor der König durch seinen mißratenen
Sohn sein Gesicht. Erschlug er mich, verstieß er gegen die
Gesetze der Hunnen, die er selbst mitgeschaffen hatte. Er überlegte
lange und wandte sich dann schweigend an Edekon. Er sagte finster und
mit belegter Stimme:
    »Bring ihn hinaus. Schließlich.«
    Sie schleppten ihn an Armen und Beinen aus dem Saal, der bereits
für das Gastmahl vorbereitet wurde. Attila wandte sich an mich
und murmelte:
    »Hast du Söhne?«
    »Nein«, sagte ich. »Nicht einmal ganz kleine.
Von Töchtern ganz zu schweigen.«
    Er sagte sorgenvoll:
    »Nur Männer zählen. Diese Söhne. dieser
Ellac. ich muß einen Fehler gemacht haben, als ich ihn erzog.
Er ist dumm, aber ein hervorragender Krieger.«
    Ich stimmte zu:
    »Weisheit kommt meist im Alter. Dein Sohn ist noch jung, und
er wird noch lernen, der Vernunft zu gehorchen.«
    »Die Seher, die Knochen ins Feuer werfen und dann, wenn sie
schwarz geworden sind, aus den Linien auf den Knochen das Schicksal
klar erkennen«, sagte Attila verdrossen und in einem Ton, als
wisse er selbst, daß mit großer Sicherheit das Gegenteil
der Fall sein würde, »sagten mir, daß mein
Geschlecht einen tiefen Fall tun wird. Und nur mein jüngster
Sohn Ernac wird das Geschlecht wieder aufrichten und größer
machen, als es sein Vater gekonnt hat.«
    Dies schien eine kurze Sekunde der Selbstbesinnung gewesen zu
sein; vielleicht waren es aber nur die Würmer in Attilas Lunge,
die ihm Schmerzen zufügten. Die unsauberen Schweine, die Rinder
mit den Eiern dieser Würmer in den Muskeln. sie waren der Grund
für die Schmerzen. Er ahnte es vielleicht, aber er wußte
es nicht. Viel Zeit, sein Weltreich auszudehnen blieb ihm nicht mehr.
    Wieder eine Chance weniger, einen Kristallprinzen zum
Meuchelmörder werden zu lassen, sagte mein Extrasinn voller
Ironie.
    »Fangen wir mit dem Essen an!« sagte der Herrscher und
deutete in den Saal hinein. Er hatte seine alte Form wiedergefunden;
ein Mann, der wußte, daß er von einem unbekannten Gott -
dem Gott der ausgefeilten Grausamkeit, des Widersinnes und der Wut,
der Zerstörung und des Krieges
    - berufen war. Es waren dämonische, irrationale Kräfte,
die Attila bis zum letzten Blutsturz vorantreiben würden. Das
Essen begann nach kurzer Zeit; der Bratenduft verscheuchte meine
Gedanken.
    Ich stand vor der Schwelle des Saales, gegenüber von Attila.
Ein Hunne brachte einen Krug und einen goldenen Kelch, goß den
Kelch halb voll - dem Geruch nach ein erlesener, römischer Wein.
Der Begrüßungstrunk wurde eingenommen, dann setzten sich
ungefähr zwanzig Männer an ihre Plätze. Auf meinem
Holzsessel lag ein dickes, anscheinend sauberes Bärenfell. Ich
setzte mich und stellte den Pokal vor mich auf den Tisch. Die Sessel
standen entlang der Seitenwände, in der Mitte saß Attila
auf seiner Kirne, einem gepolsterten Ruhebett. Dahinter führten
einige Stufen hoch - eine andere, mit Leinentüchern und bunten
Decken geschmückte Kline stand dort. Ich saß zur linken
Seite Attilas; die rechte gehörte seinen engsten Vertrauten.
Neben Onegesios Saß ein Mann, den ich nicht gesehen hatte, dem
Vertrauten Attilas gegenüber saßen Dengizich und Ernac,
die beiden jüngeren Söhne. Verständlicherweise fehlte
Ellac. Attila hob seinen Pokal, ein Mundschenk
    füllte ihn, und dann trank der Herrscher jedem Anwesenden zu,
der so Geehrte stand auf und durfte sich erst wieder setzen, wenn
Attila den Becher vom Mund nahm. Auch ich kam an die Reihe und Attila
sagte:
    »Dieser Mann dort ist ungewöhnlich mutig. Nein, nicht
was ihr denkt; er ist nicht gleichermaßen dumm. Er wird unserem
Heer den Weg über die Berge zeigen.«
    Ich schaute jedem von ihnen in die Augen und sie begriffen, daß
ich durch die Worte des Hunnen in ihre Gruppe aufgenommen worden war.
Niemand wagte, etwas über Ellac zu sagen.
    Die Zeremonie verlief noch einmal umgekehrt - alle Anwesenden
tranken dem König zu, wünschten Heil und langes Leben,
reiche Beute und ungewöhnliche Klugheit; eine Prozedur, die mich
zum Grinsen reizte, da nach ihr die

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