PR TB 087 Asyl Auf Planet Vier
zwischen dem
Biologen und den Springern stattgefunden hatten.
»Er hat sie einfach umgedreht«, erfuhr sie, während
Arsa die Gläser auf den Tisch stellte. »Diesen Schachzug
muß ihm einmal jemand nachmachen!« Das Gebäck
erschien. »Nun ja, die Springer wären auch Dummköpfe
gewesen, wenn sie sein Angebot nicht angenommen hätten. Kaffee?«
»Wie bitte?« Andra konnte dem jähen
Gedankensprung nicht so schnell folgen. »Ach so. Nein, danke.«
Unschlüssig wanderten ihre Blicke zwischen zwei angebotenen
Flaschen aus Boris Dexters Produktion hin und her.
»Die SÜD-Leute werden sich noch wundern!«
triumphierte Arsa. Sie schenkte ein und nahm endlich Platz.
»Warum eigentlich?« erkundigte sich Andra unschuldig.
»Verstehst du denn nicht?« Arsa war von soviel
Naivität sichtlich erschüttert. »Die Springer sind
mächtige Verbündete«, erklärte sie dann. »Gegen
das Walzenschiff und seine Bewaffnung können die SÜD-Leute
nichts ausrichten. Es bleibt ihnen also nichts anderes übrig,
als sich Joohst zu unterwerfen, wenn sie nicht vernichtet werden
wollen. Damit wäre der Zwist zwischen den beiden Kuppeln
endgültig aus der Welt geschafft, und Joohst hätte freie
Bahn für seine Pläne. Ist das nicht wunderbar?«
Langsam verstand Andra. Sie nickte. Mehr zu sich selbst
wiederholte sie Arsas Worte: ». bleibt ihnen nichts anderes
übrig, als sich zu unterwerfen.«
Plötzlich kam ihr ein Gedanke. Sie runzelte nachdenklich die
Stirn. »Was hat Joohst ihnen eigentlich angeboten? Wir besitzen
doch keine Reichtümer -jedenfalls wüßte ich nicht.«
»Du hast eben keine Phantasie.« Arsa tat ungeheuer
überlegen. »Sonst wären dir vielleicht die Gammas
eingefallen.«
»Die Gammas! Billige Arbeitskräfte. Andras Herr hatte
einmal das Wort Sklaven gebraucht.«
»Was wollen die Springer mit den Gammas anfangen?«
Andra konnte es sich vorstellen, doch sie brauchte noch eine
Bestätigung aus Arsas Mund. »Sie sind dumm und
ungeschickt.«
»Für den Zweck, den Joohst ihnen zugedacht hat, reicht
es aus.« Arsa steigerte sich langsam in Begeisterung für
die Zukunftspläne ihres Herrn hinein. »Du mußt dir
das vorstellen! Gammas, immer mehr Gammas - ein endloser Strom, der
sich über den Planeten ausbreitet; überall Pflanzenkulturen
aus Joohsts Laboratorien. Die Atmosphäre beginnt sich allmählich
zu verändern, wird Sauerstoffreicher; eine Klimaveränderung
tritt ein; die Wüsten werden immer weiter zurückgedrängt
- OASIS IV wird zum Paradies. Ein ganzer Planet zu verschenken!
Springerschiffe werden landen. Sie bringen Rohstoffe, die von den
Gammas und Betas billig weiterverarbeitet werden. Damit kann Zorides'
Sippe die Konkurrenz unterbieten. Es soll Planeten geben, auf denen
halbintelligente Wesen als Diener sehr begehrt sind - eine
zusätzliche Einnahmequelle! Wir werden wieder Anschluß an
die Galaxis finden, sagt Joohst. Und das ist noch nicht alles. Joohst
kann selber noch nicht absehen, welche Möglichkeiten sich sonst
noch auf tun.«
Andra stützte den Kopf auf und senkte die Augen. Sie empfand
Mitleid mit den primitiven, aber harmlosen Gammas, denen sie eine
gewisse Zuneigung entgegenbrachte, weil sie instinktiv die
Gemeinsamkeiten zwischen sich und den Bepelzten sah. Sie waren doch
alle Sklaven, mit graduellen Abstufungen zwar, doch keineswegs so
weit voneinander entfernt, wie Andra bisher geglaubt hatte. Mit
seltener Klarheit wurde ihr bewußt, daß sie soeben nur
die halbe Wahrheit erfahren hatte. Nicht nur die unglückseligen
Gammas, sondern auch Betas und Alphas würden unter fremden
Sonnen anderen Herren dienen müssen. In ihrem jungen Leben hatte
Andra bisher wenig über die Angehörigen fremder Rassen
erfahren können. Um so erschreckendere Formen nahmen jene nun in
ihrer Phantasie an. Sie spürte, wie Angst in ihr emporkroch.
»Du sagst ja gar nichts!« Arsas Stimme klang
vorwurfsvoll.
Als Andra den Kopf hob und ihre Gastgeberin ansah, war ihr nichts
von den düsteren Gedanken anzumerken. Vielleicht war ihre Stimme
eine Spur zu heiter, als sie lächelnd das Glas hob und sagte:
»Auf die Zukunft!«
Die Fülle der Neuigkeiten und die besorgniserregenden
Aussichten, die
Andra daraus gewann, ließen sie sofort nach einem etwas
überstürzten Abschied zu ihrem Herrn eilen.
Sie hatte kaum Platz genommen, da sprudelte auch schon alles aus
ihr hervor, ein wildes Durcheinander aus bruchstückhaften
Einzelheiten und gefühlsmäßigen Äußerungen;
das Chaos ihrer Worte war Spiegel ihrer
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